So wie Kupfer und Gold
Hoffnungen zunichtemachte, aber ich hatte keine andere Wahl. Endlich würde ich erfahren, weshalb sie mir nicht mehr schrieben. Ich würde irgendeine Arbeit finden. Vielleicht als Näherin. Es wäre schrecklich, aber ich könnte die Finanzen der Familie ein wenig aufbessern.
Als ich eine Stunde später die wenigen Dinge, die ich als mein Eigentum betrachtete, in den Koffer legte, kam mein Patenonkel mit schnellen Schritten ins Zimmer.
»Man hat mir gesagt, dass du dein Gepäck hast herunterbringen lassen, aber â damit habe ich nicht gerechnet.« Er nahm meine Hände und umschloss sie fest mit seinen.
Ich wandte den Kopf ab. »Ich kehre nach Hause zurück, Sir. Wenn Sie so gut wären, mir das Geld für die Fahrkarte zu leihen. Ich bezahle es Ihnen zurück, sobald ich kann.« Ich musste mich auf meine Worte konzentrieren, damit meine Stimme nicht brach.
»Du bist nicht zu Besuch hier.« Sein Ton war freundlich. »Dies ist dein Zuhause und ich bin dein gesetzlicher Vormund. Hilft es, wenn ich mich entschuldige? Schau, ich tue es. Ich bitte um Entschuldigung. Die Briefe waren ein Schock. In deinem Alter hatte ich dich in Herzensdingen für vollkommen unerfahren gehalten. Aber im Nachhinein weià ich, dass ich nicht so mit dir hätte reden sollen. Der schroffe Ton tut mir leid.«
Schroff? So nannte er seine Unterstellungen und sein Verhalten vom Tag zuvor? Hatte er vergessen, dass seine Worte mich wie Peitschenhiebe getroffen hatten? Sollte ich ihm den blauen Fleck an meinem Arm zeigen? Ich entzog ihm meine Hände. »Ich kann hier unmöglich bleiben, nachdem Sie mich ein â Flittchen genannt haben.«
»Es war ein Fehler. Es war unverzeihlich, aber â wirst du mir dennoch verzeihen?«, bat er leise und flehend. »Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um es wiedergutzumachen. Ich hatte Angst, du hättest den jungen Mann ermutigt, dir solche Briefe zu schreiben. Ich bin â ich bin schon einmal betrogen worden und in diesen Dingen deshalb vielleicht überempfindlich.«
In diesem Moment konnte ich Victoire nicht verdenken, dass sie ihren Mann verlassen hatte.
Ich war so müde, dass ich schwankte. Mir fehlte Schlaf und es hatte mich schon groÃe Mühe gekostet, den Vormittag zu überstehen.
Er zog mich an seine Brust und legte die Arme um mich. Ich wehrte mich nicht, machte mich aber steif.
»Ich werde es versuchen«, sagte ich schlieÃlich.
Mit einer Hand strich er mir das Haar aus dem Gesicht. »Oh, ma fifille , hast du die ganze Nacht geweint?«
»Nicht die ganze«, antwortete ich zittrig.
»Nicht die ganze. Pauvre petite! Kein Wunder konntest du nicht klar denken. Kein Wunder hast du gedacht, ich würde dich gehen lassen. Komm, setz dich auf die Ottomane. Ich gehe und hole dir selbst eine warme Kräutermilch.«
Ich sank in die Polster und wartete.
Als er einen dampfenden Becher brachte, nippte ich vorsichtig daran, dankbar für die beruhigende Milch und die kräftige Muskatnuss, die meinen Hals wärmten. M. Bernard setzte sich neben mich.
»Ich werde bleiben, Sir«, sagte ich widerwillig, »aber â aber ich mache mir groÃe Sorgen um meine Familie. Das war mit ein Grund, weshalb ich gehen wollte. Etwas kann nicht stimmen.«
»Immer noch unruhig wegen des Ausbleibens der Briefe?«
»Ich habe seit Anfang Juli keine Post mehr erhalten. Sind Sie sicher, dass in dieser Zeit nichts für mich gekommen ist?«
»Sicher kann ich natürlich nicht sein. Alle Post wird in mein Büro gebracht, damit ich sie sortiere. Vielleicht habe ich in dem Berg von Geschäftsbriefen etwas übersehen. Ich werde noch einmal nachschauen.«
»Und bitte, bitte, können mich meine Geschwister einmal besuchen?«
»Ich habe dir doch gesagt, sie können kommen«, meinte er und strich sich über den Bart, »sobald wir uns besser kennen. Vielleicht im November. Was hältst du von November?«
Alle Macht lag in seinen Händen. Er konnte meine Familie herkommen lassen oder den Besuch ablehnen. Ich durfte nicht zeigen, dass ich immer noch wütend war. »Ja, bitte, Monsieur. Wenn das â wenn das der erstmögliche Zeitpunkt ist.«
»Kann ich mich dann wieder meinen drängenden Pflichten zuwenden, ohne fürchten zu müssen, dass du dich aus dem Staub zu machen versuchst?« Sein Ton war zärtlich, seine Miene drollig.
Ich wandte mich ab,
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