So wie Kupfer und Gold

schnaubte er und seine Schritte entfernten sich.
    Wollte er mich womöglich zu seiner Geliebten machen, damit mich kein anderer Mann mehr haben wollte? Damit ich gezwungen wäre, für immer in Wyndriven Abbey zu bleiben? In den Romanen von Balzac wimmelte es nur so von Geliebten und ich wusste, dass zu ihren Kennzeichen pompöse Schlafzimmer und Schmuckgeschenke gehörten. Wenn gewisse Aspekte meines Lebens aus einem Märchenbuch hätten stammen können, war ich jetzt zwischen den Buchdeckeln eines schlüpfrigen Romans gelandet.
    Als mein Patenonkel am nächsten Morgen auf die Veranda stürmte, fand er mich mit Buttercup auf dem Schoß auf der Bank sitzen. Der Kater hatte sich zu einem runden Katzenkissen zusammengerollt. Die Welt ringsum dampfte vor Feuchtigkeit.
    Ich schubste Buttercup von meinem Schoß und scheuchte ihn mit dem Fuß weg. Insgeheim verwünschte ich mich, weil ich mich von M. Bernard erneut mit der Katze hatte erwischen lassen. Ich schüttelte meine Röcke auf und blickte mit rasch wiedererlangter Selbstbeherrschung hoch.
    Â»Du hast Katzenhaar auf dem Gesicht«, stellte er fest, als er die Bank neben mir mit seinem Taschentuch abwischte und sich setzte.
    Â»Oh. Tut mir leid.« Schnell fuhr ich mir mit beiden Händen über die Wangen. Er wusste immer, wie er mich aus der Fassung bringen konnte.
    Â»Das war ein gewaltiges Unwetter heute Nacht.«
    Â»Ja, Sir, das war es.«
    Â»Hattest du Angst?«
    Â»Nein, Sir. Ich liebe Gewitter.«
    Â»Ich habe mir Sorgen gemacht, dass du zitternd vor Furcht in deinem Bett liegen könntest. Ich wollte dich trösten.«
    Â»So, wollten Sie das?«
    Â»Ich war an deiner Tür, aber sie war abgeschlossen. Schließt du sie jede Nacht ab?«
    Â»Ja.«
    Â»Fürchtest du, dass es jemand auf deine Jungfräulichkeit abgesehen hat?« Seine honigbraunen Augen blitzten amüsiert.
    Â»Nein, Sir, ich fühle mich so einfach sicherer in dem großen dunklen Haus.«
    Â»Du weißt aber, dass ich alle Schlüssel habe, ja? Ich könnte jederzeit eintreten.«
    Â»Das weiß ich, Sir. Aber ich weiß auch, dass Sie meine Ehre respektieren.«
    Er zuckte mit den Schultern und erhob sich. Ich fühlte mich von einer schweren Last befreit, als er bestätigte: »Das tue ich. Ich habe in der Tat Respekt vor deiner Ehre und ich verspreche dir, dass ich immer darüber wachen werde. Und wenn ich nächste Woche auf Geschäftsreise gehe, gebe ich dir meine Schlüssel zur Aufbewahrung. Guten Tag, ma chérie.«
    Er entfernte sich pfeifend. Ich war gerade noch mal davongekommen.
    An diesem Nachmittag sah ich Odette und Garvey aus dem Stall kommen. Er schwitzte und strahlte. Sie lächelte selbstgefällig, als sie ihre Röcke glatt strich. Was immer sie getan hatten, hatte wohl keiner Anweisung in irgendeiner Sprache bedurft.
    Sie sah mich, hob die dünnen, schwarzen Brauen und trat hinter mich, um mir sofort wieder auf Schritt und Tritt zu folgen.
    Ich sagte nichts, machte mich aber fest entschlossen auf den Weg durch den Park. Ich ging um abgebrochene Äste herum und wich Pfützen aus. Ich führte sie über besonders unebenes Gelände, kroch durch Hecken und stapfte über morastige Senken, wo ich meine Füße mit schmatzenden Geräuschen aus dem Matsch ziehen musste. Sie folgte mir mit wütenden Seufzern und etwas, das nach leisen französischen Flüchen klang.
    Â»Warum kehren Sie nicht um?«, rief ich über die Schulter zurück, ohne eine Antwort zu erwarten. Ich fragte sie das während unserer Streifzüge oft und erhielt natürlich nie eine Antwort. Wir stapften durch Goldrute, die sie zum Niesen brachte, und erklommen Hügel so schnell, dass ihr Atem in keuchenden Stößen kam.
    Und mein Patenonkel hielt mich für zart und zerbrechlich. Ihr Unbehagen bereitete mir auf meinen Spaziergängen ein gewisses Vergnügen.
    Schwarze Dreckklumpen klebten an meinen Halbstiefelchen. Mein Kleid war voller Schlammspritzer. Der Saum von Odettes knapper grauer Dienstmädchenuniform war schmutzig und triefend nass. Sie würde nicht nur meine Sachen säubern und flicken müssen, sondern auch ihre. Ha!
    Plötzlich hörte ich hinter mir einen leisen Schrei. Ich wirbelte herum. Odette war über ein hohes Unkrautbüschel gestolpert. Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass sie unverletzt war, raffte ich meine Röcke zusammen und