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So wie Kupfer und Gold

So wie Kupfer und Gold

Titel: So wie Kupfer und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Nickerson
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Schritt von der Veranda mache. Sie draußen in jedem Augenblick um mich zu haben, ist unerträglich.«
    Â»Setz dich, Sophia. Du brauchst dich nicht länger so vor mir aufzubauen.«
    Ich sank auf einen Stuhl. Sein Ton nahm mir sofort den Wind aus den Segeln.
    Â»Odette begleitet dich auf meine Anweisung hin«, antwortete er mit Nachdruck. »Du stehst unter meinem Schutz und bist mir zu kostbar, als dass ich das Risiko eines Unfalls eingehen könnte. In den Wäldern sind Wilderer, zuweilen auch Sklaven auf der Flucht vor den Kopfgeldjägern. Wo möglich sogar dieser einbeinige Schurke, der entkommen ist.«
    Â»Aber –«
    Er hob die Hand. »Sei so nett und lass mich ausreden. Das sind nicht die einzigen Gründe. Als wohlhabender Mann und einflussreicher Geschäftsmann habe ich mir natürlich Feinde geschaffen. Meine Fallen wurden nicht nur wegen möglicher Wilderer aufgestellt. Außerdem bist du so zart, eine richtige Dame, dass Odette darüber wacht, dass du nicht stolperst oder dir sonst ein Unglück geschieht.«
    Â»Sir, ich bin nicht so hilflos oder zart oder – oder – dumm, wie Sie mich darstellen.« Ich versuchte würdevoll zu wirken.
    Â»Oh, aber du bist sehr zerbrechlich.« Er umfasste mein Handgelenk mit Daumen und kleinem Finger. »Jetzt bring Odette nicht in eine peinliche Lage, indem du sie zu überreden versuchst, sich meinen Anweisungen zu widersetzen. Und nun will ich nichts mehr davon hören. Das Thema langweilt mich.«
    Alles, was ich jetzt noch sagen könnte, würde mich nur dümmer dastehen lassen. Deshalb schluckte ich die heftigen Worte, die mir auf der Zunge lagen, hinunter. Mir fiel wieder ein, was Ducky von Adele gesagt hatte: Egal, was Monsieur Bernard ihr schenkte, es war nie das, was sie haben wollte. Konnte es sein, dass er ihr nur schenkte, was sie seiner Meinung nach ohnehin haben musste? Ich stand auf und wollte gehen.
    Er hielt mich auf. »Ich muss dich noch etwas fragen, bevor du mich wieder meinen Büchern überlässt.«
    Ich wartete.
    Â»Ich muss bald geschäftlich weit verreisen. Wirst du während meiner Abwesenheit meine Schlüssel in Gewahrsam nehmen? Es ist eine große Verantwortung. Ich werde dir Schlüssel anvertrauen, die nicht einmal Ducky hat. Du musst gut darauf aufpassen und darfst sie nie benutzen.«
    Mein Mund wurde trocken. »Ich wäre glücklich, sie für Sie aufbewahren zu dürfen, Sir.« Seine Schlüssel!
    Ich versuchte Nachsicht mit Odette zu üben. Schließlich war sie allein in der Fremde, doch ihre Haltung mir gegenüber war nach wie vor mehr als seltsam. Sie schien mir in einem Maß zu grollen, das sich mit der Tatsache, dass sie hoch geboren und tief gefallen war, nicht mehr erklären ließ. Es war, als sei sie schon mit der Absicht hierhergekommen, mich zu hassen.
    Vielleicht konnte ich sie mit Freundlichkeit doch noch für mich gewinnen. Nachdem sie mich eines Morgens frisiert hatte, schenkte ich ihr einen roten Schal, der wunderbar zu ihrer Haut- und Haarfarbe gepasst hätte.
    Â» Merci, Mademoiselle «, sagte sie mit ausdrucksloser Stimme und wollte hinausgehen. Den Schal hielt sie zwischen zwei Fingern.
    Â»Und bitte flicken Sie das rote Seidenkleid. Als ich es das letzte Mal trug, bin ich auf die Spitzen am Saum getreten.«
    Sie drehte sich langsam um.
    Â»Es ist zerrissen«, erklärte ich. »Zerrissen. Das rote Seidenkleid.«
    Sie beobachtete mich mit spöttisch gekräuselten Lippen, als ich ihr mit unbeholfenen Gesten begreiflich zu machen versuchte, was ich von ihr wollte. Ich ließ die Hände sinken. »Ich weiß, dass Sie zumindest etwas Englisch können, Odette. Ich weiß es.«
    Ein Ausdruck völligen Unverständnisses trat auf ihr Gesicht.
    Ich riss das Kleid aus dem Schrank und drückte es ihr in die Hand. Wie gewöhnlich wurde sie des Spiels irgendwann müde und tat, was ich ihr in den letzten paar Minuten begreiflich zu machen versucht hatte.
    Â»Ich weiß es!«, rief ich ihr noch einmal nach, als sie das Zimmer verließ. »Und hier ist Ihr Schal!«
    Sie rauschte weiter zur Dienstbotentreppe, ohne sich umzuschauen. Ich stand in der Tür und wedelte mit dem Schal.
    Er war ohnehin zu gut für sie.
    Es schien ihr Freude zu bereiten, mein Korsett zu eng zu schnüren, was tägliche Qualen bedeutete, doch sie machte nie Fehler, über die ich mich bei meinem

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