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So wie Kupfer und Gold

So wie Kupfer und Gold

Titel: So wie Kupfer und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Nickerson
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Drolliges an sich und ich musste unwillkürlich lächeln.
    Â»Dann sind wir quitt«, meinte er. »Da offensichtlich niemand zur Hand ist, um uns angemessen vorzustellen, möchte ich den Anfang machen, wenn Sie erlauben. Ich bin Pastor Gideon Stone.« Er sagte das in einem feierlichen Ton, doch dann grinste er wieder. »Tut mir leid, ich bin erst vor acht Monaten aus dem Seminar gekommen. Das Pastorsein ist also immer noch neu. Manchmal kommt es mir vor, als würde ich nur so tun. Meine Kirche ist der gelbe Backsteinbau in Chicataw. Und Sie sind?«
    Â»Ich bin Miss Sophia Petheram von Wyndriven Abbey.«
    Seine freundliche Miene veränderte sich kaum merklich und sein Ton klang etwas kühler, als er sich verbeugte und sagte: »Freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen, Miss Petheram. Ich nehme an, Sie sind die – Gefährtin – von Mr Bernard de Cressac?«
    Â»Ich – ja doch, die bin ich«, stammelte ich. Seine veränderte Haltung verwirrte mich. »Wie haben Sie von mir gehört, Sir? Ich dachte, mein Patenonkel hätte in der Stadt mit niemandem Umgang.«
    Â»Ihr Patenonkel? Oh, ich wusste nicht, dass Sie in dieser Beziehung zu ihm stehen.« Er nickte, als sei etwas geklärt, und seine Stimme nahm wieder diesen warmen Klang an.
    Â»Wie dachten Sie denn, dass unsere Beziehung sei?«, fragte ich.
    Jetzt wurde er rot und begann zu stottern. »Ich – ich – in Chicataw erzählt man sich – ein paar Leute haben letzten Sommer eine hübsche junge Dame in de Cressacs Kutsche gesehen und angenommen – das Gerücht machte die Runde – es war bekannt, dass seine Frau vor einiger Zeit gestorben ist, deshalb –«
    Â»Sie haben etwas sehr Falsches angenommen«, erwiderte ich mit Nachdruck.
    Â»Ja. Nachdem ich mit Ihnen gesprochen habe, ist mir das auch klar. Geschwätz ist dumm und kann verletzen. Ich werde in nicht allzu ferner Zukunft eine Predigt zu diesem Thema halten.«
    Â»Sie können – falls sich jemand immer noch Gedanken macht – Sie können den Leuten sagen, dass Monsieur de Cressac sich meiner erbarmt hat, als mein Vater starb, und – und wie ein Vater zu mir ist.« Das stimmte natürlich nicht ganz.
    Â»Falls das Thema einmal zur Sprache kommt, werde ich die Dinge klarstellen. Haben Sie keine anderen Verwandten mehr?«
    Â»Zwei Brüder und eine Schwester. Sie kommen im Dezember zu Besuch.«
    Â»Das ist gut. Es ist gut, wenn sie kommen.«
    Wir schauten uns verlegen an, wussten nicht, was wir noch sagen oder wie wir uns verabschieden sollten. Da fiel mein Blick auf seinen Ärmel. »Meine Güte, Sie haben Ihren Rock zerrissen.« Ich zeigte auf eine aufgeplatzte Naht unter Mr Stones Arm.
    Â»Na ja, so etwas kommt vor. Meine Haushälterin wird es wieder zusammenflicken müssen und das wird ihr gar nicht gefallen. Sie hält mir regelmäßig Standpauken, weil ich beim Beobachten der Natur meine Garderobe beschädige. Ich fürchte, ich bin ein leichtsinniger Kerl.«
    Â»Lassen Sie es mich flicken. Ich habe immer Nähzeug in der Tasche.«
    Â»Welch bewundernswerte Weitsicht!« Er zögerte. »Also … wenn es Ihnen wirklich nichts ausmacht, nehme ich Ihr Angebot an. Es ist sehr freundlich von Ihnen, mich vor Mrs Pennys Zorn zu retten.«
    Er zog seinen Gehrock aus und ich holte mein Nähzeug hervor. In Hemdsärmeln sah er noch jünger aus. Während ich nähte, erzählten wir uns aus unserem Leben. Nachdem Mr Stone in Memphis ordiniert wurde, nahm er die Einladung seines Cousins an, eine der hiesigen Kirchengemeinden zu übernehmen. Dem Cousin, einem Mr Vasar, gehörte die Bella Vista Plantage.
    Â»Sein Besitz grenzt an den von de Cressac und ich habe keine Ahnung, wo der eine beginnt und der andere endet«, sagte er. »Ich gebe zu, ich bin froh, dass ich den Grenzverlauf nicht kenne. Mein Cousin Richard hat mir gestattet, an meinen freien Montagen nach Belieben herumzuwandern, und ich möchte mir keine Gedanken über das unerlaubte Betreten von fremdem Gelände machen müssen.«
    Â»Ich habe auch keine Ahnung. Der Gedanke an Grundstücksgrenzen ist mir noch gar nicht gekommen.«
    Â»De Cressac erlaubt Ihnen, ohne Begleitung spazieren zu gehen?«
    Â»Nein, Sir, eigentlich nicht, aber ich bitte meine Zofe, am Waldrand auf mich zu warten.« Beim nächsten Stich drückte ich die Nadel energisch in den Stoff.

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