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So wie Kupfer und Gold

So wie Kupfer und Gold

Titel: So wie Kupfer und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Nickerson
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»Ich brauche wenigstens ein bisschen Zeit für mich, um meine Gedanken zu sammeln.«
    Â»Die braucht jeder. Das ist einer der Gründe, weshalb ich so intensiv die Natur studiere. Es ist eine Ausrede, um allein losziehen und Gottes Botschaft deutlicher hören zu können.«
    Ich warf ihm einen raschen Blick zu. Er machte mir nichts vor und wollte mich auch nicht beeindrucken. Er war einfach ein Mann des Glaubens, der etwas feststellte.
    Â»So habe ich es noch nie gesehen«, gab ich zu, »dass die ungewöhnliche Klarheit meiner Gedanken hier draußen von Gott kommt.«
    Â»Die vielen Hexenhaselbüsche ringsherum mögen auch ihren Teil dazu beitragen. Sind Sie Ihnen aufgefallen?«
    Â»Ich würde einen solchen Strauch nicht erkennen, selbst wenn ich direkt davor stünde.«
    Â»Da, sehen Sie den Strauch dort? Wenn Sie Ruten davon abschneiden und sie über Ihrem Weg schwenken, schützt Sie das vor Begegnungen mit allem Bösen. Man macht auch Wünschelruten zum Aufspüren von Wasser daraus.«
    Â»Und Sie glauben daran, Mr Stone?«, fragte ich verschmitzt.
    Â»Woran? An das Böse oder an den Schutz vor ihm oder ans Wasseraufspüren?«
    Â»An alle drei«, antwortete ich leichthin. Ich meinte es natürlich im Spaß, war aber neugierig, wie seine Antwort ausfallen würde.
    Seine Miene war ernst, als er sagte: »Ich glaube natürlich an Satan, und die Tatsache, dass in manchen Menschen ein boshafter Geist wohnt, kann nicht geleugnet werden. Zum Glück ist Gott sehr viel mächtiger. Aber es ist auch richtig, dass einige Pflanzen den Menschen helfen und andere ihnen schaden.« Und kein bisschen verlegen fuhr er fort: »Ich selbst habe erlebt, wie ein Mann auf wundersame Weise mit einer Rute aus Hexenhasel Wasser gefunden hat. Sie hat gezuckt und ihn praktisch vorwärtsgezogen. Und ich habe Pflanzen entdeckt, von denen eine böse Aura ausging, was keine Einbildung von mir war.«
    Â»Oh, ich glaube Ihnen. Auf der Zufahrt zur Abtei steht ein Baum – eine krumme, knorrige Eiche. Von ihr geht etwas Böses aus. Ich verstehe nicht, weshalb mein Patenonkel sie stehen lässt.«
    Â»Vielleicht findet de Cressac das Groteske schön. Es gibt solche Menschen.«
    Â»Manches Groteske gefällt mir auch, aber nicht dieser Baum. Wenn ich ihn sehe, läuft es mir kalt den Rücken hinunter.« Ich reichte Mr Stone seinen Gehrock. »Hier, fertig.«
    Â»Danke.« Er wühlte in seiner Tasche und zog zuerst ein verklebtes Andornbonbon heraus, dann ein Stück aufgewickelte Angelschnur und schließlich ein Taschenmesser. Geschickt schnitt er einen Zweig Hexenhasel ab. »Hier, eine Wünschelrute für Sie. Jetzt sind Sie durch Magie geschützt, ob Sie das wollen oder nicht.«
    Ich strich mit Daumen und Zeigefinger an der Rute entlang. Das war ein höchst ungewöhnlicher Kirchenmann. Ich schaute zu ihm auf und unsere Blicke trafen sich. Er öffnete den Mund, schloss ihn wieder und öffnete ihn erneut. Offenbar konnte er sich nicht entscheiden, ob er etwas sagen sollte oder nicht.
    Â»Haben Sie – sind Sie glücklich in Wyndriven Abbey, Miss Petheram?«
    Â»Weshalb fragen Sie?«
    Jetzt wurde er doch verlegen. »Vor sechs Monaten hatte ich eine Begegnung mit Ihrem Patenonkel, die bei mir einen schlechten Nachgeschmack hinterließ.«
    Langsam begriff ich. »Oh, Sie waren nicht der Pastor, der – oder doch? Waren Sie der Mann, den sein Hund so erschreckt hat?«
    Â»Sie haben davon gehört. Ja, das war ich. Ich wollte mit de Cressac reden, da er in Chicataw fast schon eine Legende ist und ich mich für alle hier in der Gegend verantwortlich fühle. Ich bin sicher, ich habe genau wie der Idiot ausgesehen, für den Ihr Patenonkel mich hielt, als ich so ungeschickt auf mein Pferd sprang.«
    Â»Es tut mir leid. Monsieur de Cressacs Sinn für Humor ist nicht immer … freundlich.«
    Mr Stone lächelte schief. »Ich habe normalerweise keine Angst vor Hunden, aber dieser war so groß und kam so schnell daher und ich schwöre Ihnen, er hat schon gegeifert. Aber de Cressac kennt mich schlecht. Ich habe es ihm heimgezahlt und dabei einen Teil meiner Gemeinde verprellt. Ich habe gegen alles gepredigt, wofür er steht – gegen die Übel des leichtfertigen und müßigen Lebenswandels der Südstaaten-Aristokratie. Dagegen, dass die Zeit, die sie sich für Gottesdienst

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