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So wie Kupfer und Gold

So wie Kupfer und Gold

Titel: So wie Kupfer und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Nickerson
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nicht.
    M. Bernard hob eine Augenbraue. Plötzlich brach einer der Kolben auf. Die pelzigen Samen schossen direkt auf ihn zu und der Flaum blieb in seinen Haaren hängen. Ich versuchte ernst zu bleiben, aber mein Patenonkel blickte so verblüfft und komisch drein, dass ich laut lachen musste.
    Ich schlug die Hand vor den Mund und hatte mich sofort wieder in der Gewalt. »Es tut mir schrecklich leid. Darf ich Ihnen helfen, sie zu entfernen?«
    Er grinste. »Ich bitte darum.«
    Ich setzte mich dicht neben ihn und klaubte die Samen von seinem Gesicht, aus seinem Bart und den Haaren. Ich schnippte sie davon und sie trieben wie winzige Feenboote auf dem Wasser. Meinem Patenonkel schien es zu gefallen. Er nannte mich einen bezaubernden Schlingel.
    Gleich darauf ruderten wir zum Ufer zurück.
    Am Nachmittag wurde mir bang, als ich M. Bernards erhobene Stimme aus seinem Büro hörte. Die gute Laune hatte nicht einmal einen Tag lang angehalten. Die Tür flog auf und er stürmte mit einem Gesicht wie eine Gewitterwolke heraus. Armer Mr Bass. Arme Sophie. Das verhieß nichts Gutes für den Abend.
    Ich spürte seine entsetzliche Laune schon, kaum dass ich das Esszimmer betreten hatte. Während der gesamten Mahlzeit wies M. Bernard alle meine Versuche, eine Unterhaltung zu beginnen, zurück. Er schien ganz damit beschäftigt, auf sein Essen zu starren. Auf seinem Teller lag ein noch ausgesprochen blutiges Filetstück.
    Â»Ling!«, brüllte er, das Gesicht vor Ekel verzerrt.
    Der Diener hatte auf die Aufforderung gewartet, Getränke auszuschenken. Jetzt wieselte er herüber und verzichtete dabei ganz auf seine sonst übliche würdevolle Haltung.
    Â»Ja, Sir?«
    Â»Nimm das weg. Ich ertrage den Anblick nicht.«
    Normalerweise mochte M. Bernard blutiges Fleisch. Als Ling den Teller hochnahm, trafen sich unsere Blicke für einen Augenblick. In seinem lag etwas Seltsames. Mitleid.
    Bestimmt hatte ich mich getäuscht. Ich zog meinen Ring ab und er fiel laut klimpernd auf das Porzellan. M. Bernard warf mir einen unwilligen Blick zu, sagte jedoch nichts, sondern wandte sich seinem Weinglas zu.
    Nachdem er es geleert hatte, rief er Ling zu: »Mehr Wein! Lass die Flasche hier.«
    Er aß nichts, trank dafür jedoch ein Glas nach dem anderen. Sein Gesicht war gerötet und er stierte auf den Kandelaber. Die Kerzenflammen spiegelten sich glitzernd in seinen silbernen Ohrringen und in seinen Augen.
    Als ich mich erhob, um den Raum zu verlassen, ließ er nichts zu irgendwelchen Plänen für den Abend verlauten. Ich nahm an, dass wir uns irgendwann in der Bibliothek treffen würden.
    Vierzig Minuten später allerdings stieg ich zu den vollen Klängen des Cellos die breite Treppe hinunter. Die angestrichenen Saiten führten mich den kalten Marmorflur mit seinen glimmenden Wandleuchtern hinunter, vorbei an dunklen, klaffenden Türbögen hin zu Tönen und Licht aus dem Musikzimmer.
    M. Bernard begrüßte mich nicht, als ich eintrat – vielleicht bemerkte er mich gar nicht. Er schien ganz in sein Spiel versunken.
    Ich setzte mich ans Klavier, lauschte einen Augenblick und versuchte ihn dann zu begleiten, doch es ging nicht. Die Töne waren disharmonisch; ich konnte der Melodie nicht folgen.
    Ich legte die Hände in den Schoß und hörte nur noch zu, verzaubert und beunruhigt. Anfangs beschworen die schrillen Töne Visionen von Gewitter und Sturm herauf, von Leidenschaft und Wut. Dann wurde sein Strich langsamer und das Klagen des Bogens erzeugte Bilder von tiefer Trostlosigkeit und uralten Abgründen. Die Akkorde ebbten ab und plätscherten dahin, um erneut zu einem Kreischen anzuschwellen. Durch dieses seltsame musikalische Fernglas sah ich zuckende Körper, die gefolterten Arme von sich gestreckt. Ich sah die Hölle.
    Und ich litt Höllenqualen. Als ich es nicht länger ertragen konnte, floh ich. Die Klänge verfolgten mich voller Hohn. Ich wankte in mein Zimmer, warf die Tür hinter mir zu und lehnte mich schwer atmend dagegen.
    Was war da unten passiert? Als wir das erste Mal miteinander musiziert hatten, hatte er mich am Ende geküsst. Was wäre das Ende gewesen, wäre ich heute Abend geblieben?
    Nachdem Odette gegangen war, hörte ich draußen ein Geräusch. Leise öffnete ich die Balkontür und lugte auf die Veranda hinunter. M. Bernard kauerte auf Händen und Knien, würgte und erbrach sich.
    Viel

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