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So wie Kupfer und Gold

So wie Kupfer und Gold

Titel: So wie Kupfer und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Nickerson
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etwas darin. Ein Zettel mit einer gekritzelten Nachricht war mit einer Reversnadel an den inneren Saum geheftet worden. Schauen Sie in das Loch in der Eiche, unter der wir uns das erste Mal getroffen haben.
    Um Odette nicht zu begegnen, schlich ich mich über die Hintertreppen nach unten und rannte unentdeckt in den Wald.
    Ich fand die Eiche. Das Loch im Stamm war so weit oben, dass ich den Kopf schüttelte – offensichtlich hatte Mr Stone nicht bedacht, wie klein ich war. Unter großen Mühen und Inkaufnahme eines schmutzigen Kleides gelang es mir, einen Baumstamm herüberzurollen und mich daraufzustellen. Im Loch lag ein Zettel.
    Miss Petheram,
    bitte nehmen Sie mir meinen Besuch nicht übel. Ich wollte Sie sehen, gleichzeitig sollte Mr de Cressac erfahren, dass jemand aus der Stadt um Ihre Existenz weiß. Schauen Sie nächste Woche hier nach weiteren Nachrichten. Verzeihen Sie mir, wenn ich Ihnen Unannehmlichkeiten bereitet habe.
    Gideon Stone
    Ich blinzelte. Dann hatte ich ihn also nicht für immer vertrieben.
    Wieder im Haus las ich die Nachricht noch etliche Male, bevor ich sie ins Feuer warf und wartete, bis sie ganz verbrannt war.

Kapitel 22
    ANARCHY
    Meine liebe Miss Petheram,
    mir ist klar, dass ich Sie erst vorgestern gesehen habe, als ich Ihnen meinen einzigen und sich nie mehr wiederholenden Besuch abgestattet habe. Aber es ist etwas geschehen und ich dachte: Ich möchte Miss Petheram davon erzählen, und das tue ich jetzt.
    Ich habe den Mann entlassen, der das Gras um den Friedhof herum abmäht, aber er weigert sich, entlassen zu sein. Bobby Moore (die Kinder nenne ihn Bobby Mäher) ähnelt stark den Ochsen, die er führt. Er ist genauso leichtfüßig und genauso dickköpfig. Seit ich hier bin, muss ich seine Flüche ertragen und mit ansehen, wie er seine armen Tiere bei der Arbeit traktiert. Die Kinder aus der Stadt versammeln sich eifrig und hören zu. Gestern hat ein kleiner Junge versucht, den Ochsen eine Handvoll Gras zu füttern. Bei dem Trara, das folgte, rannte ich hinaus. Moore beschimpfte das arme Kind lautstark. Er benutzte jedes hässliche Wort, das ich kenne, und noch viele andere, die ich nicht kenne, und ging mit seiner Peitsche auf ihn los.
    Als ich dazwischentrat, gab Moore sich unterwürfig, lüpfte seinen Hut und knurrte, aber ich hatte genug und habe ihn auf der Stelle entlassen. Daraufhin wurde er aggressiv, doch ich drehte mich einfach um und ging weg. Meinetwegen kann das Gras bis zum nächsten Frühjahr struppig dastehen, bis ich einen sanftmütigeren, kleineren Mäher gefunden habe.
    Doch heute Morgen bellte Moore draußen sein vertrautes Gebell und seine Ochsen muhten ihr trauriges Muhen. Offenbar arbeitete er immer noch für die Kirche. Ich hatte vergessen, dass sein Schwiegervater ein einflussreicher Diakon ist. Natürlich muss ich mich damit befassen, doch zuvor schreibe ich Ihnen alles, da es mir besser geht, wenn ich um Ihr Mitgefühl weiß.
    Ich bin so froh, dass Sie daran gedacht haben, in dem Loch im Baum nachzusehen.
    Gideon Stone
    In dieser Woche fand ich drei weitere Nachrichten. Obwohl Gideon (wie ich ihn insgeheim nannte) nur montags freihatte, gelang es ihm, sich auch zwischendurch davonzustehlen, um sie zu hinterlegen. Es ging darin um das, was er tagtäglich so machte, um seine Besuche bei den Mitgliedern seiner Gemeinde. Eine war mit einer Zeichnung versehen. Ich lächelte oft beim Lesen, aber genauso oft war ich fasziniert von seinem tiefen Verständnis, seinem Mitgefühl, seiner kompromisslosen Tugendhaftigkeit.
    Er glich ganz sicher nicht den Helden von Liebesromanen. Davon war er weit entfernt. Doch genau die Eigenschaften, die ihn von den meisten Romanhelden unterschieden, ma chten ihn für mich umso liebenswerter. Freundlichkeit wird in Liebesromanen unterbewertet. Ich stellte mir vor, eines Tages Gideons zerzaustes Haar zu glätten und seine schief sitzenden Halstücher gerade zu rücken. Ich drückte seine Nachrichten kurze Zeit an mich und verbrannte sie dann, auch wenn es mich Überwindung kostete.
    Im Gegenzug steckte auch ich Nachrichten in unseren von der Natur bereitgestellten Briefkasten. Ich schrieb darin meine Gedanken nieder, eine bestimmte Erinnerung oder was ich an diesem Tag gemacht hatte. Einmal zitierte ich ein Gedicht.
    Ich sagte mir, dass ich nicht zu oft in den Wald gehen durfte, konnte es aber einfach nicht sein lassen. Ich näherte mich

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