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So wie Kupfer und Gold

So wie Kupfer und Gold

Titel: So wie Kupfer und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Nickerson
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Gefühlswallung wider. Endlich sprach sie weiter, leise und heftig: »Ich hab’s ihm gesagt und wieder gesagt, dass er zu freundlich zu Ihnen is. Aber er sagen: ›Oh, das arme Mädchen hat niemand nich. Oh, das arme Mädchen braucht jemand, der nett zu ihm is.‹ Sehn Sie, was das Nettsein ihm gebracht hat?«
    Â»Ich sehe es. Es tut mir leid. Ich hatte keine Ahnung … Ich wollte nur –«
    Sie zuckte zurück, als sei ich Gift, als ich die Hand nach ihr ausstreckte, und war verschwunden, bevor ich den Satz zu Ende bringen konnte. Ich wusste ohnehin nicht, was ich hätte sagen sollen.
    Ständig machte ich unbedacht Fehler, aber das jetzt war kein Ich-hab-die-Seidenhandschuhe-im-Regen-vergessen-Fehler. Das war ein Ich-habe-das-Leben-eines-Mannes-ruiniert-Fehler. Meinen Patenonkel anzuflehen, würde nichts ändern. Charles bekäme seine alte Stellung nicht zurück. Ich war todunglücklich, wusste ich doch, dass es die Sache nur verschlimmern würde, wenn ich weiter Interesse bekundete.
    Während der letzten Monate, in denen ich Charles mit seiner Würde und seinem Humor und Talitha mit ihrer Kraft und Eleganz beobachtet hatte, war meine Bewunderung für die beiden immer größer geworden. Immer sehnlicher hatte ich mir gewünscht, zu haben, was sie hatten. Die Bande zwischen ihnen waren so stark, dass ich glaubte, sie spüren zu können, wenn ich zwischen ihnen stand. Wie hatte ich nur so unbedacht sein und ihre Trennung herbeiführen können?
    Ich schwor mir, vorsichtiger zu sein, bis ich ihnen zur Flucht in die Freiheit verhelfen konnte.

Kapitel 21
    GESELLIGKEIT
    M. Bernard erwartete mich. Er saß an einem Tisch unter den immer noch voll beladenen Ästen eines Pfirsichbaumes. Der Himmel war von einem strahlenden Herbstblau und die Temperatur mild. Auf einer Damasttischdecke standen Schüsseln mit silbernen Deckeln und George hielt sich in diskretem Abstand zum Servieren bereit, falls wir etwas wünschten.
    Â»So elegant«, lobte ich, als ich mich setzte. Wie sehr sich dieses Picknick doch von meinem letzten unterschied.
    Â»Ich kann mich meinen Pflichten selten entziehen, aber gerade heute wollte ich dir eine Freude bereiten.«
    Ich zwang mich zu einem Lächeln. »Sie sind so aufmerksam.«
    In der nächsten Stunde hatte ich das Vergnügen, mich in M. Bernards faszinierender Persönlichkeit zu sonnen. Im Gegenzug lächelte ich gekünstelt und errötete, blickte unter halb gesenkten Lidern voll schüchterner Bewunderung zu ihm auf und probierte von jeder neuen Köstlichkeit, die George aufdeckte. Ich wagte nicht, mich diesem Spiel zu verweigern.
    Ein grüngoldener Käfer kroch über das Tischtuch auf den Spargel zu. Zu beobachten, ob er unbemerkt sein Ziel erreichte, lenkte mich ab. Ich hoffte, er würde es schaffen. Meine Portion Spargel hatte ich ohnehin schon gegessen.
    M. Bernards Blick folgte meinem und heftete sich auf meinen kleinen Käferfreund. Er biss die Zähne zusammen. Als der Käfer die Platte fast erreicht hatte, ließ er die flache Hand auf ihn herunterklatschen. Ich zuckte zusammen. Er wischte sich die Hand an einer Serviette ab und gab George ein Zeichen, die zerquetschten Käferreste wegzuräumen.
    Er erhob sich. »Und hier kommt ein Pfirsich zum Dessert.« Damit zog er die Klinge aus seinem Gehstock. Der Anblick der gefährlichen Waffe ließ meinen Mund auch beim zweiten Mal staubtrocken werden. Er schnitt einen rotwangigen Pfirsich von einem der oberen Äste, ließ ihn in seine Hand fallen und warf ihn mir zu. Ich reagierte schnell genug und konnte ihn auffangen.
    Für sich selbst pflückte mein Patenonkel keine Frucht. Er beobachtete mich nur beim Essen, als bereitete es ihm Vergnügen zu sehen, wie ich von meiner abbiss und kaute.
    Â»Er schmeckt köstlich, aber ich kann ihn nicht aufessen«, sagte ich und legte den angebissenen Pfirsich auf meinen Teller.
    M. Bernard nahm, wie er es oft tat, meine Hand. Dieses Mal jedoch zog er mir den schwarzen Spitzenhandschuh aus, Finger um Finger. Dann hielt er meine bloße Hand, drehte sie um, streichelte und betrachtete sie, als sei sie von ungewöhnlichem Interesse.
    Â»So wunderschön«, gurrte er. »Ganz ähnlich einem Pfirsich. Und nur ein bisschen klebrig vom Saft.« Er warf mir einen verschmitzten Blick zu und hob meine Finger an seine Lippen. Seine Zunge strich über meine Haut. Ich sog

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