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So wie Kupfer und Gold

So wie Kupfer und Gold

Titel: So wie Kupfer und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Nickerson
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voller Vorfreude und verließ den Wald glücklich, wenn etwas in dem Loch lag, oder niedergeschlagen, wenn nichts da war.
    Seit einiger Zeit machte ich Odette gelegentlich kleine Geschenke – Bänder oder Ringe oder kleinere Stücke Spitze; sie nahm sie als die Bestechungsgeschenke, die sie waren, mit einem leichten Heben ihrer bleistiftdünnen Brauen und einem Schulterzucken. Oft erlaubte sie mir, mich allein fortzustehlen. Manchmal fragte ich mich, was sie wohl den ganzen Tag tat. Ihre Pflichten als Zofe schien sie mit einer gewissen Gleichgültigkeit zu erfüllen, eine lästige Nebenbeschäftigung. Was genau würde sie lieber tun?
    Wahrscheinlich alles. Wenn ich als Zofe arbeiten müsste, würde ich alles andere lieber tun, als eine verzogene junge Frau zu bedienen. Einmal erwischte ich sie, wie sie aus der Speichertür kam. Wieder fragte ich mich, ob sie wohl eine Diebin war, doch solange sie mich allein ließ, wenn ich allein gelassen werden wollte, ging ich der Sache nicht weiter nach. Es gab angenehmere Dinge, an die ich denken konnte.
    Als Gideon und ich uns zum dritten Mal auf unserer Lichtung trafen, hatte ich das Gefühl, ihn bereits gut zu kennen. Deshalb war ich überrascht, als er mir grimmig zunickte und sich wortlos wieder seinem Skizzenblock zuwandte.
    Ich setzte mich auf meinen Stein. Ich hatte mich so auf diese Begegnung gefreut und wäre vollkommen glücklich gewesen, nur still bei Gideon sitzen zu dürfen, allerdings nicht mit diesem Gefühl, dass er mir böse war. Ich pflückte einen Farnwedel und rollte ihn auf und wieder ab. Ab und zu warf ich einen verstohlenen Blick auf sein ernstes Profil.
    Â»Weshalb machen Sie ein so ernstes Gesicht, Gid– Mr Stone?«, fragte ich schließlich.
    Â»Ich wusste nicht, dass ich ein ernstes Gesicht mache.«
    Â»Normalerweise nicht, aber heute schon. Habe ich Sie mit irgendetwas gekränkt?«
    Er zog scharf die Luft ein. Dann kam so abrupt, dass es wie eine Anklage klang, die Frage: »Sind Sie mit de Cressac verlobt?«
    Â»Was? Natürlich nicht. Wo haben Sie denn so etwas gehört?« Ich blickte ihn erschrocken an.
    Â»In der Stadt wird geredet, dass sein Verwalter an einem Abend in der Schänke behauptet hätte, Sie würden de Cressac heiraten.«
    Â»Nun, das höre ich zum ersten Mal. Nein, ich würde ihn nie heiraten.« Ich warf den Kopf in den Nacken und zwang mich zu lachen, als sei die Vorstellung schlichtweg absurd – dabei war mir ganz übel. Mr Bass konnte diese Information nur direkt von seinem Herrn bekommen haben.
    Gideon betrachtete mich prüfend. Ich hielt seinem Blick stand – er durfte nie erfahren, dass ich mich tatsächlich einmal zu M. Bernard hingezogen gefühlt hatte.
    Ich warf ihm meinen aufgerollten Farnwedel an den Kopf. »Als Pastor sollten Sie nichts auf so unsinniges Geschwätz geben.«
    Er fing den Farnwedel auf und lächelte, allerdings etwas gezwungen, wie mir schien. »Sie haben recht. Es war dumm von mir. Der Mann war schließlich betrunken. Ich werde solchen Gerüchten in Zukunft keine Bedeutung mehr beimessen.«
    Ein Grauhörnchen begann auf einem Ast über uns zu schimpfen und warf Rindenstückchen auf uns herunter.
    Ich schnippte sie lachend weg. »Ganz offensichtlich gefällt ihm nicht, wie wir aussehen.«
    Â»Dann ist es ein törichtes Tier. Niemand mit Augen im Kopf könnte Ihr Aussehen nicht mögen.«
    Ich merkte, wie sich ein dümmliches Lächeln auf meinem Gesicht ausbreitete. Wir schlenderten durch den Wald und ich pflückte einen Armvoll Sumach mit roten Beeren. Gideon schien mit seinen Gedanken immer noch anderswo zu sein.
    Je länger wir gingen, desto stiller wurde er. Etwas beschäftigte ihn. Ich glaubte zu wissen, was es war.
    Schließlich blieb er stehen und wandte sich mir zu. »Sophie – ich meine – Verzeihung – ich wollte sagen, Miss Petheram –«
    Â»Ja?«, fragte ich atemlos. Ich war sicher, er wollte um die Erlaubnis bitten, mich küssen zu dürfen, oder mir seine Liebe gestehen, entweder das eine oder das andere. Oder mit etwas Glück beides.
    Â»Gibt es keine Möglichkeit, Ihnen wie ein Ehrenmann den Hof zu machen? Wenn ich mit Mr de Cressac reden …«
    Ich schüttelte heftig den Kopf. »Ausgeschlossen. Er hat sogar einen Hausdiener auf die Baumwollfelder verbannt, weil er freundlich zu mir war. Er wünscht,

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