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So wie Kupfer und Gold

So wie Kupfer und Gold

Titel: So wie Kupfer und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Nickerson
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verwirrt.
    Â»Mrs Duckworth«, rief ich, »Mr Stone wollte meinem Patenonkel einen Besuch abstatten. Würden Sie uns bitte ein bisschen was zu essen und zu trinken bringen und sich dann zu uns setzen?«
    Jetzt weiteten sich seine Augen. Er hatte verstanden. Dass die Haushälterin sich bei der Tür herumgedrückt hatte, war ihm entgangen.
    Sobald sie weg war, zischte ich: »Sie hätten nicht kommen dürfen.«
    Â»Verzeihung? Ich dachte, Sie würden sich über Besuch freuen. Außerdem« – er senkte die Stimme – »habe ich mir Sorgen um Sie gemacht.«
    Â»Ich muss mir sehr viel größere Sorgen um Sie machen, wenn mein Patenonkel erfährt, dass wir befreundet sind.«
    Â»Was könnte er mir antun? Mich vom Anwesen prügeln?«
    Â»Vielleicht. Er würde es tun, ohne mit der Wimper zu zucken. Er wird nie, gar nie erlauben, dass wir uns privat sehen. Sie dürfen nicht mehr hierherkommen.«
    Jetzt nahm Mr Stones Stimme einen kühlen Ton an. »Ich möchte Sie ganz gewiss nicht in Bedrängnis bringen, Miss Petheram. Ich entschuldige mich. Ich werde Sie nicht mehr aufsuchen.«
    Ich rang die Hände. »Nein. Ich möchte Sie wiedersehen, aber nicht hier, nicht in diesem Haus.«
    Â»Nur hinter dem Rücken Ihres Patenonkels?«
    Â»Ja. Er –« Ich errötete beschämt, da mir bewusst wurde, wie das in seinen Ohren klingen musste.
    Ducky kam mit dem Tablett zurück, setzte sich zwischen uns und plauderte glücklich. Sie genoss es sichtlich, Gesellschaft zu haben. Leider kam es nur allzu selten vor. Während sie den Tee servierte und den Apfelkuchen aufschnitt, machte Mr Stone in seiner einfachen, gewinnenden Art Konversation. Obwohl er so groß war und ungelenk wirkte, hatte er etwas Würdevolles an sich. Ich saß da und schwieg. Wahrscheinlich machte ich einen missmutigen Eindruck.
    Â»Und, Mr Stone«, sagte Ducky gerade, »wenn Sie bedenken, wie schwer es ist, ausgelassenen jungen Mädchen beizubringen, wie man richtig putzt, wissen Sie, vor welcher Aufgabe ich stehe.«
    Â»Ich kann mir nicht vorstellen, wie Sie das bewältigen«, erwiderte Mr Stone. »Und dennoch ist alles makellos sauber und wunderschön. Sie sind überaus erfolgreich.«
    Ich warf ihm einen kurzen Blick zu, doch in seinen Augen stand kein Lachen – nur echtes Einfühlungsvermögen. Kein Wunder war er Pastor geworden. Etwas flatterte in meiner Brust und dehnte sich aus. Er war meinetwegen gekommen. Doch dann wurde das Flattern erstickt. Er würde nie, durfte nie mehr wiederkommen.
    Irgendwann sagte er: »Sie frieren, Miss Petheram; darf ich Ihnen Ihren Schal holen? Ich habe ihn draußen auf dem Flur gesehen.«
    Ich nickte düster, plötzlich verlegen wegen meiner bloßen Schultern. Er fand mich unzüchtig.
    Es dauerte einen Augenblick, ehe er mit dem Schal zurückkam. Ich hüllte meinen ganzen Oberkörper darin ein.
    Irgendwie ging die schreckliche halbe Stunde vorbei. Endlich verließ uns unser Gast.
    Â»Was meinen Sie«, fragte Ducky, als sie den Tisch abräumte, »weshalb kam Mr Stone nach seinem letzten Erlebnis wohl noch einmal hierher zurück?«
    Ich hob die Hände. »Keine Ahnung.«
    Sie schnalzte mit der Zunge. »Wahrscheinlich will so ein netter junger Pastor keinen schlechten Eindruck hinterlassen. Er muss beschlossen haben, es noch einmal zu versuchen. Haben Sie gehört, wie er meine Arbeit hier gelobt hat?« Sie strahlte sichtlich.
    Â»Ja«, antwortete ich. »Er ist der geborene Geistliche.«
    Ein sehnsüchtiger Ausdruck erschien auf ihrem Gesicht. »Es wäre schön, wenn Master Bernard ihm erlauben würde, uns gelegentlich einen Besuch abzustatten. Aber das können wir nicht einmal zu hoffen wagen.«
    Nein. Nie. Mr Stone würde nie mehr hierher zurückkommen. Ich hatte es ihm verboten. Hatte alles kaputt gemacht.
    Sobald als möglich floh ich in mein Zimmer und ließ mich auf die Ottomane fallen.
    Bestimmt würde Ducky alles M. Bernard erzählen. Sie würde uns verraten.
    Ich setzte mich aufrechter hin. Was gab es da zu verraten? Mein Patenonkel wusste, dass Mr Stone und ich uns begegnet waren. Und was genau würde er mit uns machen, wenn er erfuhr, dass wir befreundet waren?
    Darauf gab es keine Antwort, aber M. Bernard hatte die Mittel, jedem wehzutun, dem er wehtun wollte.
    Als ich meinen Schal enger um mich zog, knisterte

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