So wie Kupfer und Gold
dass ich mit niemand anderem Umgang habe.«
»Dann vielleicht mit Ihren Brüdern, wenn sie kommen. Wenn wir nur zusammen sein könnten, wie es sich gehört.«
»Das wünsche ich mir auch, aber es geht nicht. Ich versichere Ihnen, ich wünschte, wir wären beide in Boston und Sie könnten mich zu Hause besuchen und mit meiner Familie zu Tisch sitzen und alles wäre so korrekt, wie es nur sein kann. Doch wie die Dinge liegen, kann es nicht sein.« Ich drehte an meinem Ring. »Ich hoffe â dass ich, wenn meine Familie wieder abreist, mit ihnen gehen kann. Dann könnten wir uns Briefe schreiben. Aber bis dahin â¦Â«
Er boxte heftig gegen einen Baumstamm. Seine untypische Reaktion erschreckte mich. Seine kompromisslose Tugendhaftigkeit ⦠Ich lieà meine Last fallen und ergriff seinen Arm. »Gideon, es ist doch nichts Falsches dabei, wenn wir uns hier treffen. Unsere Situation ist anders, weil es keine Möglichkeit â keine Möglichkeit â«
Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. »Ich habe versucht, es genauso zu sehen wie Sie. Aber wenn ich so mit Ihnen zusammen bin, bringe ich Sie in eine kompromittierende Situation, ganz zu schweigen vom Verrat an der Achtung, die ich meinem Beruf schuldig bin.« Er schaute ernst auf mich herunter; sein Blick flehte um mein Verständnis. Ich wandte den Kopf ab. »Sie sind jung und unschuldig und können nicht einsehen, wie falsch es ist. Ich bin etliche Jahre älter und sollte es besser wissen. Können Sie nicht verstehen, dass es das Beste für Sie ist, wenn wir uns nicht mehr sehen, bis unsere Situation eine andere ist. Dann können wir â«
Mit einem Ruck zog ich meine Hand von seinem Arm. »Das Beste für mich?«, fragte ich leise und mit zitternder Stimme. »Warum glauben immer alle, sie wüssten, was das Beste für mich ist? Das Beste für mich ist, einen Mann näher kennenzulernen, der durch und durch gut ist und der in mir den Wunsch weckt, ein besserer Mensch zu werden. Das ist das Beste für mich.«
»Ich wünschte, ich wäre der Mann, für den Sie mich halten.« Ein winziges Lächeln umspielte seine Lippen und ich fragte mich, ob er wohl wusste, wie unendlich traurig es ihn erscheinen lieÃ. »Wenn ich König der Welt wäre, würde ich alles anders machen.«
Ich konnte mich nicht einmal zu dem Versuch eines Lächelns durchringen.
Er hob meine gesammelten Schätze des Waldes auf und legte sie mir in die Arme. »Ich werde â Ihnen jetzt Lebewohl sagen.« Mit hängenden Schultern ging er davon.
Mit brennenden Augen schaute ich ihm nach. Neid, dass er gehen konnte und ich nicht, vermischte sich in mir mit dem Verlangen, ihm nachzulaufen und mich an ihn zu hängen.
Als ich aus dem Wald trat, schnaubte Odette beim Anblick des Bündels in meinem Arm, hob aber einen Zweig auf, der mir entglitten war.
Ich stellte mein Mitbringsel aus dem Wald in einer Vase auf meinen Kaminsims. Der Raum wirkte wärmer mit den leuchtenden Farben des Herbstes.
Irgendwie überstand ich die Woche, obwohl ich mir Sorgen machte, als ich keine weiteren Nachrichten von Gideon mehr fand. Er konnte es doch nicht ernst gemeint haben, als er sagte, dass er mich nicht mehr treffen könnte? Das war doch nicht möglich â nicht bei den starken Gefühlen, die uns verbanden. AuÃerdem konnte ich nicht ständig mit Botschaften von ihm rechnen. Er hatte eine Menge Pflichten. Am Montag würde ich ihn sehen. Montags sah ich ihn immer. Ich freute mich auf unser nächstes Beisammensein umso mehr. Am Sonntag wartete ich so sehnsüchtig auf den nächsten Tag, dass es M. Bernard beim Essen auffiel. Ich würde richtiggehend »leuchten«, meinte er. Ich musste aufpassen, dass ich nicht zu fröhlich erschien, ohne ihm einen Grund nennen zu können.
»Ich bin mit Lily ausgeritten und konnte mir wunderbar Bewegung verschaffen«, erwiderte ich. »Wie wäre es, wenn Sie heute Abend mit Aramis mitkämen? Wir sind schon ewig nicht mehr zusammen ausgeritten.«
Augenblicklich abgelenkt stimmte er zu und begann, mir lang und breit von den herrlichen fremden Orten zu erzählen, durch die er geritten war. Meine Gedanken konnten wieder zu Gideon abschweifen.
Am nächsten Morgen kleidete ich mich sorgfältig an und machte mich glücklich auf den Weg zu unserem Treffpunkt.
Er war nicht da.
Ich wartete eine halbe Stunde
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