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So will ich schweigen

So will ich schweigen

Titel: So will ich schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Einbaubett war gemacht, die Schränke geschlossen, und von persönlichen Papieren oder einem Adressbuch war nichts zu sehen. Auf dem Nachttisch befanden sich nur ein Buch, ein Wecker
und eine leere Handy-Ladestation. Er wollte gerade Kincaid rufen, als dessen Stimme aus dem Salon ertönte.
    »Da liegt ein Handy auf dem Boden, unter ihrem Sessel.«
    Babcock eilte in die Wohnkabine zurück und sah, wie Kincaid sich gerade von den Knien erhob. Er hatte das Telefon nicht angerührt, und Babcock fiel die schimmernde silberne Hülle sofort ins Auge. Das Handy lag rund dreißig Zentimeter hinter der Vorderkante des Sessels. Er kniete nieder und angelte es mit der Spitze seines behandschuhten Zeigefingers heraus.
    »Es ist zugeklappt, also ist es nicht sehr wahrscheinlich, dass sie es mitten im Anruf hat fallen lassen.«
    »Vielleicht hat sie es auf dem Sessel abgelegt und es vergessen, als sie aufstand«, vermutete Kincaid.
    Babcock klappte das Telefon auf und ließ sich die zuletzt angerufene Nummer anzeigen. Auf dem Display stand »Roger«, und die Nummer war ein Festnetzanschluss in Cheshire.
    »Der Exmann?«, fragte Kincaid, der ihm über die Schulter gelinst hatte.
    »Ich glaube ja.« Er klickte das Telefonbuch des Handys an, doch es enthielt keine weiteren Nummern. Daraufhin zog er sein eigenes Telefon heraus, rief die Leitstelle an und ließ den Teilnehmer zu der Nummer ermitteln.
    »Roger Constantine«, teilte er Kincaid befriedigt mit, nachdem er dem Beamten gedankt und das Gespräch beendet hatte. »Eine Adresse in Tilston bei Malpas.« Das war in der südwestlichen Ecke von Cheshire, ungefähr gleich weit von der Grenze zu Wales und der zu Shropshire entfernt.
    »Das wäre doch immerhin ein Anfang. Du könntest …« Kincaid brach ab, und Babcock war sich nicht sicher, ob seinem Freund plötzlich klar geworden war, dass er hier eigentlich nichts zu bestimmen hatte, oder ob er wie Babcock die Stimmen gehört hatte, die am Ufer laut geworden waren.
    »Hört sich an, als bekämen wir Gesellschaft«, sagte Babcock,
um Zeit zum Nachdenken zu gewinnen. Es wäre gar nicht so schlecht, Kincaid dabeizuhaben, da er schließlich Annie Constantine vor so kurzer Zeit noch gesprochen hatte. Und dann könnte er Larkin hier lassen und ihr die Aufsicht über den Tatort übertragen. »Aber du hast recht«, fuhr er fort. »Es liegt nahe, erst mal Roger Constantine einen Besuch abzustatten – nachdem ich die Haus-zu-Haus-Befragung organisiert habe, oder vielmehr die Boot-zu-Boot-Befragung. Du hättest doch nichts dagegen, wenn ich dich mitschleife?«
    »Chef!« Es war Larkin, die ihn vom Ufer aus rief. »Die Rechtsmedizinerin ist da.«
    Babcock ließ das Handy da, damit die Spurensicherer es unter die Lupe nehmen konnten, und schärfte sich ein, dass er Travis sagen müsse, wo sie es genau gefunden hatten. Dann ging er zur Bugtür hinaus, gefolgt von Kincaid.
    Als sie wieder festen Boden unter den Füßen hatten, sahen sie, dass Dr. Elsworthy schon mit der Untersuchung der Leiche begonnen hatte. Sie wandte ihnen den Rücken zu und hockte mit leicht gespreizten Beinen da, beide Füße flach auf der Erde – eine Haltung, die sie im Lauf der Jahre perfektioniert hatte. Sie trug eine dicke Hose und eine unförmige Jacke, und ein paar graue Haarsträhnen lugten unter ihrer ebenso grauen Wollmütze hervor. Ein uneingeweihter Beobachter hätte sie vielleicht für eine Obdachlose gehalten, die im Müll nach brauchbaren Klamotten stöberte.
    Kincaid jedoch schien nicht überrascht. Die ganze Gruppe wartete schweigend, bis sie fertig war. Als Dr. Elsworthy sich schließlich erhob, wirkten ihre Bewegungen langsamer als sonst, und sie hielt sich kurz die Knie, als ob sie schmerzten. Dann drehte sie sich um, streifte mit einem Knall ihre Latexhandschuhe ab und fixierte Babcock mit finsterer Miene. »Wie Sie vielleicht selbst schon erraten haben, hat das Opfer einen Schlag auf die rechte Seite des Hinterkopfs erhalten, ausgeführt
mit einem harten Gegenstand, bei dem es sich um Ihren fehlenden Bodenanker handeln könnte. Die äußere Form der Wunde würde dazu passen.
    Die Totenflecke sind nicht wegdrückbar, und die Leichenstarre ist recht weit fortgeschritten, aber noch nicht voll ausgeprägt. Ich denke, wir können davon ausgehen, dass der Tod irgendwann gestern Abend zwischen achtzehn Uhr und Mitternacht eingetreten ist.« Als hätte sie Babcocks Stöhnen schon vorausgeahnt, zeigte sie mit dem Finger auf ihn und sagte: »Sie kennen die

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