So will ich schweigen
Schreibtischs gepflanzt und die Szene unauffällig aus dem Hintergrund beobachtet hatte, meldete sich zu Wort. »Haben Sie sich mit Scotland Yard in Verbindung gesetzt und gefragt, ob es dort Unterlagen über ähnlich gelagerte Fälle gibt?«
»Gestern.« Rasanskys genervter Blick verriet, dass er es gar nicht mochte, wenn ihm jemand sagte, wie er seine Arbeit zu machen hatte, und sei der Rat auch noch so höflich formuliert. »Als ich die Beschreibung des Kindes und der Kleidungsstücke an alle Dienststellen geschickt habe.«
Babcock hatte begonnen, auf und ab zu gehen. »Wir sitzen hier ziemlich auf dem Trockenen, solange das Innenministerium uns keine weiteren Informationen liefert«, sagte er. »Die
Forensische Anthropologie wird uns doch wenigstens ungefähr sagen können, wie lange das Baby schon dort lag. Rufen Sie noch mal an, Sheila, ja? Und wenn Sie sie schon an der Strippe haben, fragen Sie gleich nach, ob sie eine Gesichtsrekonstruktion machen können.«
»Sehen Babys in dem Alter nicht alle mehr oder weniger gleich aus?«, fragte Larkin, wobei sie eine sorgfältig gezupfte Augenbraue hochzog.
»Tun Sie es einfach. Was ist mit der DNA-Probe, die Dr. Elsworthy eingereicht hat?«
Larkin schüttelte den Kopf. »Das wird noch ein bisschen dauern, bis die mit der Datenbank abgeglichen ist.« Sie warf ihm einen prüfenden Blick zu. »Sieht aus, als ob uns im Moment nur die Medien bleiben, Chef. Wer von uns darf sich an Lois Lane von der Chronicle ranmachen?«
Kincaid bemerkte die Blicke, die zwischen den beiden hin und her gingen, und auch Larkins dezentes Nicken in Rasanskys Richtung entging ihm nicht. Offenbar steckte in ihrer Frage eine unausgesprochene Botschaft. So, wie Kincaid den Sergeant bisher erlebt hatte, konnte er sich vorstellen, dass er alles daransetzen würde, die besondere Bedeutung des Falles herauszustellen – und seine Rolle bei seiner Aufklärung. Und das war Larkin und Babcock offenbar nur recht.
»Na schön, Kevin«, wandte sich Babcock an Rasansky. »Dann füttern Sie unsere rasende Reporterin mal mit dem ungefähren Alter des Kindes und der Beschreibung der Kleidung – und bitten Sie sie, ihre Leser zu fragen, ob irgendjemand von einem Kind weiß, das in den letzten Jahren auf mysteriöse Weise verschwunden ist. Wir werden eine Telefonnummer veröffentlichen, wenn der Artikel erscheint, und jemanden einteilen, der die Anrufe entgegennimmt. Aber erzählen Sie ihr nur ja nicht, dass die Leiche eingemauert war – das müssen wir vorläufig noch für uns behalten.«
Larkin ließ ihren Aktenstapel mit einem dumpfen Knall auf die Schreibtischplatte fallen, um die Kanten auszurichten. »Können wir jetzt mal zur Hauptsache kommen, Chef? Ich weiß, wir müssen das Kind identifizieren, aber das kleine Mädchen ist schon ziemlich lange tot, und seit heute Morgen haben wir einen Mord direkt vor der Haustür. Was haben Sie bei dem Ehemann alles herausgefunden?«
»Ziemlich dubiose Verhältnisse, wenn Sie mich fragen. Er wohnt in ihrem Haus – einer viktorianischen Villa, die dem Polizeipräsidenten alle Ehre machen würde -, und anscheinend lebt er auch teilweise von ihrem Geld. Durch ihren Tod erleidet er jedenfalls keinen finanziellen Schaden, da er der Alleinerbe ist. Und er hat für gestern Abend kein Alibi. Er sagt, sie habe ihn angerufen, weil sie mit ihm reden wollte, und sie hätten sich für heute Abend zum Essen verabredet.«
»Also unser Hauptverdächtiger, wie?«, fragte Larkin. »Ich habe jeden Fetzen Papier, der auch nur im Entferntesten relevant sein könnte, aus dem Boot mitgenommen.«
»Das Motiv hätten wir möglicherweise«, meinte Kincaid, »und es dürfte interessant sein, zu sehen, was Sie in den Papieren alles zutage fördern. Aber beim Punkt Gelegenheit bin ich mir nicht so sicher. Ich weiß nicht, ob er in dem Nebel gestern Abend zu ihrem Boot hätte vordringen können oder überhaupt nur bis zum Kanal – und selbst wenn er wusste, wo es lag, hätte er Mühe gehabt, es zu finden.«
»Was ist mit der Hausermittlung in Barbridge?«, fragte Babcock. »Ist dabei irgendwas rausgekommen?«
»›Bootsermittlung‹ muss man wohl eher sagen.« Larkin grinste. »Ich hab da eine alte Klatschbase aufgetan, eine gewisse Mrs. Millsap, die sagte, sie hätte an Heiligabend gehört, wie das Opfer sich auf einem Boot auf der Höhe des Pubs mit einem Mann gestritten hat. Er war noch da, und ich habe ihn gleich vernommen. Sein Name ist Gabriel Wain, und er behauptet,
Ms.
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