So will ich schweigen
nannte?«
»Aber ich kann es mir schließlich nicht aussuchen«, protestierte Babcock.
»Da habe ich so meine Zweifel, Chief Inspector.« Duttons blaue Augen blitzten amüsiert. Anders als Tom Foster schien er keine Probleme zu haben, sich Babcocks Dienstgrad zu merken. »Für so was müssen Sie doch Ihre Wasserträger haben.«
Babcock musste ein Grinsen unterdrücken, wenn er daran dachte, wie er Constable Larkin erzählen würde, dass sie als Wasserträger bezeichnet worden war. »Meine Wasserträger haben seit gestern Abend mehrfach versucht, Sie zu erreichen, Mr. Dutton. Da dachte ich mir, vielleicht habe ich ja mehr Glück.« Er zog seinen Mantel aus, hockte sich unaufgefordert auf die Armlehne des Sofas und zog sein Notizbuch aus der Jackentasche.
»Aha, jetzt wird’s also ernst«, sagte Dutton mit gespielter Resignation. »Wie kann ich Ihnen genau behilflich sein, Chief Inspector?«
Babcock hatte seinen eigenen Schlachtplan, und darin stand nichts davon, dass Piers Dutton die Vernehmung an sich zu reißen hätte. »Schön haben Sie’s hier.« Er blickte sich noch einmal im Raum um und sah dabei so naiv und unschuldig drein, wie es ihm mit seinem Boxergesicht nur möglich war. »Aber Ihre Heizungsrechnungen möchte ich nicht haben. Hat Mrs. Dutton die Einrichtung ausgesucht?«
»Ich bin geschieden, Mr. Babcock. Ich habe dieses Haus erst nach der Trennung von meiner Frau gekauft.«
Babcock stieß einen Pfiff aus. »Und ich muss immer noch
die Hypothek für unsere Doppelhaushälfte abstottern – oder verkaufen und den Erlös mit meiner Ex teilen. Keine sehr rosigen Aussichten.« Er schüttelte betrübt den Kopf und sagte: »Sie leben also ganz allein hier, Mr. Dutton?«
»Mein Sohn wohnt bei mir. Meine Exfrau und ich haben das gemeinsame Sorgerecht, aber Leo ist meistens lieber hier. Ein Junge braucht nun mal seinen Vater, finden Sie nicht?«
Babcock musste sich zu einem Lächeln zwingen, wenn er daran dachte, wie wenig er seinen eigenen Vater zu Gesicht bekommen hatte. »Da haben Sie zweifellos recht. Und wie lange wohnen Sie schon hier?«
»Fünf Jahre.« Dutton zog die Stirn in Falten, als ob er im Kopf nachrechnete. »Sogar schon ein bisschen länger.«
»Dann haben Sie wohl noch die Smiths gekannt, bevor sie von hier weggezogen sind?«
»Die Leute, die das Foster-Haus hatten? Ich habe Sie kennengelernt, ja, aber sie haben bald, nachdem ich hier eingezogen bin, verkauft. Sie können doch nicht ernsthaft annehmen, dass die zwei alten Leutchen in ihrem Stall ein Kind eingemauert haben?«, fragte Dutton. Er klang mehr erstaunt als entsetzt. »Das waren hochanständige Leute, ein ganz harmloses altes Bauernehepaar.«
»Wir müssen allen Möglichkeiten nachgehen, Mr. Dutton, und deswegen ist es wichtig, dass wir mit ihnen Kontakt aufnehmen. Wissen Sie, wo sie hingegangen sind oder wie man sie erreichen kann?«
Piers Dutton zog die Augenbrauen hoch und sah Babcock mit unverhohlener Erheiterung an. »Ich habe wirklich nicht die geringste Ahnung, Chief Inspector. Es war nicht die Art von Bekanntschaft, die man unbedingt pflegt. Und ich halte es doch für höchst unwahrscheinlich, dass sie Ihnen helfen könnten, wenn Sie sie ausfindig machen sollten. Dahinter stecken doch mit Sicherheit Jugendliche hier aus der Gegend, denen
das verlassene Gebäude wie gerufen kam, um ein ungewolltes Kind verschwinden zu lassen.«
»Die Leiche war eingemörtelt. So viel Vorausplanung würde ich einem verzweifelten Teenager eher nicht zutrauen.« Babcock fand es interessant, dass Dutton auch nicht zu wissen schien, dass es sich nicht um ein Neugeborenes handelte. »Haben Sie nicht mit Mrs. Newcombe gesprochen?«
»Mit Juliet? Nein. Obwohl Tom Foster erwähnte, dass sie es gewesen ist, die die Leiche gefunden hat.« Er schüttelte den Kopf mit einer Art sorgenschwerer Würde. »Schlimme Sache, wirklich. Es tut mir leid, dass ich …« Er brach ab und blickte an Babcocks Schulter vorbei.
Im selben Augenblick spürte Babcock, dass jemand hinter ihm stand, obwohl er kein Geräusch gehört hatte. Er stand auf und drehte sich zur Tür um, während Dutton sagte: »Leo. Mein Sohn, Chief Inspector Babcock.«
Babcock erblickte einen jungen Mann – nein, einen Jungen, verbesserte er sich, nachdem er genauer hingesehen hatte -, der allerdings für sein Alter sehr groß war. Er beobachtete sie vom Treppenhaus aus, und trotz des wie eingeübt wirkenden Ausdrucks gelangweilten Desinteresses, den er zur Schau trug, leuchteten
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