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So zärtlich war das Ruhrgebiet

So zärtlich war das Ruhrgebiet

Titel: So zärtlich war das Ruhrgebiet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laabs Kowalski
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Onkel Catcher ihn bereits einige Zeit im
Schwitzkasten hatte.
             Draußen vor der Schule verpasste
mir Onkel Catcher eine gewaltige Kopfnuss: „Micky, lass in Zukunft meine Sachen
in Ruhe! Ich hoffe, wir ham uns verstanden, okay?“ Dann bot er mir eine Roth
Händle an und lud mich ins „Nordlicht“ zum Flipperspielen ein. Ich aber hatte
meine Einnahmequelle verloren. Bis mir einfiel, dass sich auch Onkel Bernhards
Plattensammlung wahrscheinlich zu Geld machen ließ.
             Als ich das nächste Mal bei Omma Zarth war,
schlich ich mich heimlich in sein Zimmer. Onkel Bernhard hatte ganz schön
viele Platten: von The Sweet , Middle of the Road , T. Rex ,
John Kincade und The Shocking Blue . Die hatten ein Lied namens „Venus”, das mir am besten
gefiel. Gleich danach kam „Can the Can“ von Suzi Quatro. Die hatte ich einmal
in der Sendung Disco gesehen und mich augenblicklich in sie verliebt,
weil sie ein bisschen so aussah wie meine Cousine Sabine.
             Über Onkel Bernhards Bett hing ein großes
Poster, auf dem ein grinsendes Skelett auf einem Motorrad mit irre hohem Lenker
saß. In der Schule bekam ich von Dirk Nöske zwei Mark dafür und später von
Onkel Bernhard eine Kopfnuss verpasst.
     
    Die großen Sommerferien verbrachte ich wieder in Lunden,
wo ich Asterix bei den Briten , Asterix und die goldene Sichel , Asterix als Legionär und Asterix und die Normannen las. Dass sich
Obelix in Falbala verliebte, konnte ich sehr gut verstehen. Sie sah fast ein
wenig aus wie Angela. Die wohnte nun aber nicht mehr bei Tante Dora und Onkel
Johnny, sondern hatte in Heide eine eigene Wohnung.
     
    Die Mutter von Mama hieß Omma Burbaum und wohnte am Nordmarkt
in der Mallinckrodtstraße. Ihr erster Mann war bei einem Autounfall gestorben.
Jetzt lebte sie mit Opa Alfred zusammen. Bei Omma Burbaum war alles ganz anders
als bei Omma Zarth. Es gab Tischdecken und Geschirr, wo die Tassen zu den
Untertassen passten, und niemand rührte seinen Kaffee mit dem Messer um.
Trotzdem fuhren mein Bruder Martin und ich nicht gerne zu ihr, weil es dort
immer so langweilig war. Nirgendwo konnte man spielen, denn die Zimmer waren
mit Möbeln vollgestopft, und überall standen wertvolle Vasen und
Porzellanfiguren herum, die man nicht anfassen durfte. Dafür schenkte uns Omma Burbaum
immer Geld, das mein Bruder und ich am Kiosk gegenüber verprassten. Omma Zarth
schickte einen zwar immer zu Ihmann, anschreiben lassen, trotzdem war es dort
besser, weil sie einem nie was verbot. Außerdem konnte man mit Onkel Bernhard
oder Onkel Heinzi Spaßkloppe spielen oder mit allen zusammen Canasta. Manchmal
ging ich freitags nach der Schule dorthin und blieb das ganze Wochenende da.
Dann durfte ich so lange aufbleiben, wie ich wollte, und mit Omma Rühmann-Filme
gucken oder Krimis. Gut waren auch „Dalli Dalli“ oder „Am laufenden Band“. Der
Gewinner wurde vor einem Laufband auf einen Stuhl gesetzt und musste sich
möglichst viele Gegenstände merken, die auf dem Band an ihm vorbeiliefen. Am
wichtigsten waren immer der Globus und das Fragezeichen. Beim Globus bekam der
Gewinner eine Reise geschenkt. Um zu ermitteln, wohin die Reise ging, wurde der
Globus gedreht, und der Gewinner stoppte ihn mit seinem Finger. Gut war es,
wenn der Finger zum Beispiel auf Australien landete. Hinter dem Fragezeichen
verbarg sich dagegen eine Überraschung.    
     
    Eine Woche vor der Abreise teilte Papa Mama mit, dass er
mit  seinen Brüdernm Manfred, Heinzi und Catcher sowie Omma Zarth, Manna und
dessen Freundin Ilona nach Rumänien ans Schwarze Meer reisen würde. Papa hatte
die Rechnung jedoch ohne Mama gemacht. Damit die Reise nicht verfiel, wurde sie
auf mich umgebucht. Papa hatte das Nachsehen.
             In einer alten Propellermaschine flogen wir an
einem Samstagmorgen los. Onkel Manfred sagte, dass mit diesem Flugzeug
wahrscheinlich schon Cäsar verängstigt zwischen Rom und Luxor hin und her
gependelt sei. Zwar gäbe es keine Beweise, dass es zu Zeiten der Römer bereits
Flugzeuge gab, aber das wundere ihn nicht. Die Archäologen seien bei ihren
Ausgrabungen nur deshalb nicht auf antike Flugzeuge gestoßen, weil die Dinger
sich noch immer im Einsatz befänden. Panisch hielt Onkel Manfred während des
Flugs die spuckenden Propeller im Auge und war vor Angst ganz grün im Gesicht.
Auch Onkel Catcher zog nervös an seiner Roth Händle ohne. Als er Hunger bekam,
verlangte er von Omma Zarth ein Kotelett. Die

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