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Social Netlove

Social Netlove

Titel: Social Netlove Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Strack
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mit?
    »Wahrscheinlich will er sogar einen Teich anlegen – am besten mit Kois drin.« Sie schnaubte und schüttelte missgestimmt den Kopf.
    »Ist was passiert? Hattet ihr Streit?«, fragte ich vorsichtig. Ich wollte nicht schon nach ein paar Minuten den Zorn meiner Freundin auf mich ziehen, nur weil ich meine Freude darüber nicht verbergen konnte, dass die Fassade des perfekten Ehemannes endlich zu bröckeln begann.
    »Nein, nicht direkt. Es ist nur … Naja, in letzter Zeit wird es immer offensichtlicher, dass Gregor aus einer anderen Welt kommt. Diese dämlichen Statussymbole, mit denen er am liebsten unser ganzes, wunderschönes Grundstück zupflastern würde … Um solch nebensächliche Dinge kümmert er sich total engagiert, die Wichtigen ignoriert er dagegen komplett. Das nervt mich unheimlich.«
    »Was nervt dich, Liebling?« Wie auf ein tonloses Kommando hin hatte Gregor sich plötzlich im Rahmen der Terrassentür materialisiert und grinste seine Frau an. Ebenso wie sein Sohn ignorierte er mich zunächst völlig. Die Abneigung gegen den bürgerlichen Abschaum wurde in der Familie von und zu Bethin vermutlich von Generation zu Generation weitergegeben.
    »Gregor, wie schön dich zu sehen«, log ich so erfreut, dass mir bereits der Würgereiz den Rachen hinauf stieg.
    »Ach«, sagte Isas Mann ebenfalls gespielt überrascht, als hätte er meine Anwesenheit jetzt erst bemerkt. Mit einem kühlen Lächeln musterte er den Pöbel (also mich!), den seine Frau auf dem teuren Designersessel platziert hatte. »Marion. Ich freue mich auch.«
    »Marie«, korrigierte ich eisig. »Immer noch, Gregor.«
    Gregor hatte meine Gegenwart offenbar schon wieder ausgeblendet, denn er würdigte mich keines weiteren Blickes und trat stattdessen näher an Isabelle heran, auf deren Oberschenkeln Kasimir wild herumturnte, als er seinen Vater bemerkte.
    »Kasi«, ermahnte Isa ihren Sohn, doch der strampelte sich rücksichtslos in Ekstase. »Kasimir,
stop

    »Ach Liebling, lass ihn doch. Er freut sich so, den Papa zu sehen. Nicht wahr, Kumpel? Pa-pa. Paa-paaa«, intonierte Gregor und tätschelte seinem Kind den Kopf. Etwas befremdet registrierte ich, dass dies in etwa die Geste war, die ich machte, wenn ich nicht wusste, wie ich mich einem Baby gegenüber verhalten sollte. Ich war mir immer unsicher, was für eine Begrüßung da angebracht war – Händeschütteln war im Neugeborenenknigge ja nicht sonderlich verbreitet, ein lässiges »Yo« mit der obligatorischen Gangster-Faust noch weniger, wobei man damit ein paar Jahre später mit einem pseudo-coolen Kindergartenkind schon ganz gut fuhr. Das Baby abzuknutschen, wie Mama und Papa es vormachten, war auch keine Lösung, jedenfalls keine anständige. Also streckte ich meist etwas unbeholfen meine Hand nach dem winzigen Köpfchen aus und streichelte auf Verdacht hinüber. Was bei Hunden und Katzen funktionierte, konnte bei Babys ja auch nicht verkehrt sein, oder? Mir als kinderlosem Single war solch eine eher verhaltene Begrüßung ja erlaubt – aber sollte sich Gregor als Vater nicht etwas liebevoller an sein Kind heranwagen?
    »Gregor, könntest du Kasimir vielleicht mal kurz nehmen?«, fragte Isabelle und bemühte sich, den kleinen Wirbelwind auf ihrem Schoß zu halten.
    »Tut mir Leid, Liebling, aber ich muss gleich wieder los. Die Arbeit, du weißt ja …«
    »Ach komm schon, Gregor, an einem Samstag wirst du doch wohl eine halbe Stunde Zeit haben, um mit deinem Sohn zu spielen.«
    »Isabelle, du weißt doch genau …«
    »Ja, ich weiß, du arbeitest nicht zum Spaß, sondern nur, damit ich zu Hause sitzen und mich um Kasimir kümmern kann«, unterbrach Isa ihn barsch.
Oha
. Derart zickig hatte ich sie in Gregors Gegenwartnoch nie erlebt. Obwohl ich ihn nicht leiden konnte, war ich in diesem Moment auch nicht besonders scharf darauf, einen Streit der beiden live mitzuerleben. Mit hochgezogenen Augenbrauen sank ich in meinem Korbsessel zusammen und beobachtete die Szenerie abwartend.
    »Aber wenn du nicht willst, dass ich hier irgendwann verrückt werde, dann könntest du mir doch wenigstens zu solch einer seltenen Gelegenheit, wenn meine Freundin da ist« - Isa blickte bedeutungsvoll zu mir herüber - »einen Gefallen tun und mir den Kleinen für ein paar Minuten abnehmen. Wenn dir die
Doppelbelastung
nämlich zu viel ist, kann auch gerne ich wieder arbeiten gehen und du bleibst zu Hause bei unserem Sohn.«
    »Müssen wir das jetzt ausdiskutieren?«, fragte Gregor seufzend und

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