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Social Netlove

Social Netlove

Titel: Social Netlove Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Strack
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schlechte Zeiten eine Art Jammerguthaben – du wirst dir wünschen, du hättest deine Probleme in dich hineingefressen, wenn ich mit meiner Offenbarung loslege
    Aber mal ernsthaft: Mir war bisher nicht klar, dass du das mit der Mode wirklich hauptberuflich machen möchtest. Nun bin ich neugierig: Was für Kleidung schneiderst du? Ich würde gerne was sehen.
    Und ich wusste doch, dass dein Traumjob Kreativität und künstlerische Arbeit beinhaltet!
    Betreff: Guthaben + 30 Min.
    11. April um 21:56
    Erinnere mich bitte nicht an die Kalorien, die ich gerade in mich hineingefuttert habe!
    Das mit dem Jammerguthaben geht in Ordnung – lad es ruhig schon mal für schlechte Zeiten auf. Ich bin gespannt, was du in Zukunft mitzuteilen haben wirst!
    Du willst was sehen? Fotos, Entwürfe, oder was?
    Betreff: Drafts and stuff
    11. April um 22:01
    Egal was. Ich würde einfach gerne deine Leidenschaft näher kennenlernen, nachdem du mir bisher fast nur mitgeteilt hast, was dir so alles stinkt.
    Betreff: Entwürfe und so
    11. April um 22:03
    Und was bekomme ich als Gegenleistung?
    Betreff: Your choice
    11. April um 22:06
    Such dir was aus

»Schön, dass du uns endlich mal wieder besuchen kommst«, sagte Isabelle und zog mich über die Türschwelle ihrer imposanten Altbauvilla in Othmarschen. »Wir freuen uns riesig, nicht wahr, Kasimir?«
    Der Sohn meiner Freundin lag bäuchlings auf dem Arm seiner Mutter und verschwendete nicht einen Blick an mich, als ich zaghaft winkte. Stattdessen öffnete er seine Lippen, um eine ganze Mundfüllung Speichel auf Isas pinkfarbenem Pullover abzusondern. Auch sein eigenes Couture-Outfit hatte bereits Bekanntschaft mit einer undefinierbaren Flüssigkeit gemacht.
    »Ja, ich bin auch froh, dass es heute geklappt hat«, antwortete ich, auch um mich selbst zu motivieren und meine Unsicherheit zu überspielen. Ich war erst wenige Male in Isas und Gregors Reich gewesen, da ich mich dort stets sehr unwohl fühlte. Zum einen, weil ich das Gefühl hatte, dass Isabelles Mann mich hier nicht gerne sah, zum anderen war ich der Ansicht, dass dieses Haus nicht wirklich zu Isa passte. Sie war immer lebhaft und chaotisch gewesen – hier dagegen wirkte alles furchtbar geordnet und altbacken. Das war ganz und gar nicht sie.
    »Chöchch«, röchelte Kasimir und griff mit seinen kleinen Fingerchen in den Stoff von Isabelles Pullover. Seine hübschen blauen Augen schlossen und öffneten sich in Zeitlupe und ich musste zugeben, dass der Kleine ziemlich niedlich war, wenn er sich so träumerisch an seine Mutter kuschelte.
    »Was hälst du davon, wenn wir uns in den Garten setzen? Heute ist so schönes Wetter und Kasimir würde die frische Luft gut tun.«
    »Klar, gerne«, freute ich mich. Der Garten war ein Ort, aus dessen Gestaltung Gregor sich weitestgehend herausgehalten hatte – dort hatte Isa sich noch während ihrer Schwangerschaft und der damit verbundenen Phase des Zusammenziehens so richtig ausgetobt. Von ihrem nicht gerade geringen Einkommen als Marketingassistentin (
ja
, damals hatte sie noch mit Freude gearbeitet und wäre nicht imTraum auf die Idee gekommen, nach der Geburt ihres Sohnes als Hausfrau und Mutter in ihren eigenen vier Wänden zu versauern) hatten wir gemeinsam sämtliche Baumärkte und Möbelgeschäfte in Hamburgs Umgebung leergeshoppt, so dass Isa nun neben einer schneeweißen Hollywoodschaukel auch ein Loungeset aus hochwertigen Korbmöbeln besaß, auf denen man sich in der Sonne aalen oder im Dämmerlicht der großen Steine mit integrierten Solarlämpchen einen Cocktail schlürfen konnte. Wir hatten uns so wunderbare, gemütliche Abende ausgemalt – doch nach Kasimirs Geburt im vergangenen August hatten wir kein einziges Mal hier draußen gesessen. Dabei war das riesige Gartengrundstück mit den vielen Beeten und Obstbäumen wirklich ein Traum. Fox hätte es geliebt, hier herumzustreunen und nach Mäusen und Vögeln Ausschau zu halten.
    »Euer Garten ist wirklich toll«, sagte ich lächelnd und ließ mich in den mit weißem Stoff bezogenen Korbsessel fallen.
    »Ja, nicht? Aber Gregor findet ihn zu wenig repräsentativ. Jetzt, wo der Sommer langsam näher kommt, denkt er darüber nach, einige seiner Kollegen und Vorgesetzten einzuladen – mit verwilderten Beeten und unkontrolliert wachsenden Kirsch- und Apfelbäumen im Garten geht das natürlich nicht. Die sind ja alle durchgestylte, chinesische Zen-Gärten und so einen Firlefanz gewohnt.«
    Nanu?
Schwang da etwa Hohn in Isas Stimme

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