Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Social Netlove

Social Netlove

Titel: Social Netlove Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Strack
Vom Netzwerk:
ernst. Distanz war gut; allerdings stand Jake dieser nachdenkliche Blick auch ziemlich gut. Er sah aus wie einer von diesen attraktiven Cops im Fernsehen, die gerade einen kniffeligen Fall zu lösen hatten.
Hallo, Erde an Marie!
    »Naja, es klingt vielleicht blöd, aber … Jamie ist mir sehr wichtig. Ich mag seine Art, mir zu schreiben und mich zu verstehen.« Als ich zu Jake hinüber sah, bemerkte ich, wie sich ein kurzes Lächeln auf sein Gesicht stahl. Fand er das etwa albern? »Jedenfalls bin ich hergekommen, um zu sehen, ob die Chemie zwischen uns auch stimmt, wenn wir uns gegenüberstehen.«
    Und das hatte ja wunderbar geklappt. Ich war gerade einmal zwei Stunden hier und ließ mich bereits von dem erstbesten Mann anflirten, der mir über den Weg gelaufen war (natürlich den netten Walt ausgenommen – der war aber auch deutlich zu alt für mich, was selbst mein sehr,
sehr
schwaches Fleisch erkannt hatte).
    Und mehr noch: Jake schien Magnetwellen auszusenden und ich fungierte gerade als sein Gegenpol.
Verdammt!
Wie konnte es sein, dass es mir plötzlich nahezu egal war, wann und ob Jamie
überhaupt
zurückkam? Was war ich eigentlich für eine wankelmütige Person? Hätte ich mich in diesem Moment nicht so sehr verachtet, hätte ich laut über diese absurde Situation lachen müssen.
    »Und, denkst du, es wird zwischen euch funken?«, fragte Jake undgrinste spitzbübisch.
    »Ich hoffe es«, antwortete ich und wich seinem Blick aus. Ich schämte mich so sehr dafür, dass ausgerechnet Jamies Cousin dieses Gefühl der beschwingten Aufregung in mir auslöste. Nach all den Wochen, in denen Jamie für mich da gewesen war, hatte er das nicht verdient.
    »Verstehe. Hey, wollen wir uns kurz in die Sonne setzen?« Jake zeigte auf die helle Holzbank in der Mitte der Lichtung, die ich heute früh bereits bewundert hatte.
    »Die Bank hat euer Nachbar gespendet, nicht wahr?«
    »Ja. Seine Frau ist vor drei Jahren gestorben. Ich kannte sie leider kaum, denn sie war nicht mehr in der Lage das Haus zu verlassen. Walt hat sie gepflegt. Manchmal habe ich die zwei auf ihrer Veranda sitzen sehen, aber seit Catherine tot ist, sind die Sessel dort drüben leer. Eine Zeit lang war Walt täglich im Park, so als suche er seine verstorbene Frau hier irgendwo zwischen den Bäumen. Er kam erst zur Ruhe, als er diese Bank hier aufstellen lassen durfte. Wenn seine Frau nun von oben herabschaut, kann sie jeden Tag sehen, was er für sie empfindet: Er liebt sie. Und er wird sie bis an sein Lebensende vermissen.«
    Jake warf mir einen langen, bedeutungsvollen Blick zu, der meine Knie weich wie Gelee werden ließ. »Heute ist Walt so etwas wie die gute Seele hier. Er kümmert sich ehrenamtlich um die Sauberkeit und sorgt auch mal dafür, dass ein paar neue Bäume gekauft und eingepflanzt werden. Ich treffe ihn ab und zu, wenn ich früh morgens laufen gehe.«
    »Du läufst auch?« Die Parallelen zwischen den Cousins nahmen langsam beängstigende Umfänge an.
    »Ja … Manchmal.« Jake wich meinem überraschten Blick aus und atmete mehrmals tief durch. Dann blieb er stehen und drehte sich zu mir um. »Ehrlich gesagt, gehe ich jeden zweiten Tag laufen. Meist mehrere Stunden. Und ich muss dir noch etwas sagen …«
    Er kam ganz nah an mich heran und blickte mir fest in die Augen. Das Magnetfeld zwischen uns baute sich in rasender Geschwindigkeit zu einem unerträglichen Sog aus und eine prickelnde Spannung übernahm die Kontrolle über meine Gedanken. Ich konnte der Anziehung nicht länger standhalten.
    Es brauchte nur eine leichte Drehung meines Kopfes und ein Blinzeln, in dessen Wimpernschlag Jake die unzweifelhafte Einladung erkannte, sich endlich zu mir herunterzubeugen. Seine Lippen kamen näher und als ich sie auf meinem Mund spürte, fiel jegliche Anspannung von mir ab. Ich schloss ich die Lider und schaltete völlig ab.
    Um mich herum gab es nur Leere, während in meinem Körper dutzende kleine Explosionen wüteten. Jake hielt mich fest, wie ein Schiffbrüchiger auf dem offenen Meer einen Rettungsanker, so als würde sein weiteres Überleben nur von mir und meiner Nähe abhängen. Ich drängte mich näher an ihn, bis kein Lufthauch mehr zwischen uns passte, und verlor mich völlig in unserem Kuss. Jede Bewegung von Jake war so vorsichtig, so perfekt.
Er
war perfekt.
Mhm …
    Und dann schaltete sich mein Gehirn endlich wieder ein. Das Magnetfeld sank urplötzlich wieder in sich zusammen und machte einer dunklen Kluft Platz, die sich zuvor

Weitere Kostenlose Bücher