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Social Netlove

Social Netlove

Titel: Social Netlove Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Strack
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    Guten Morgen! Na, läufst du schon? Melde dich, wenn du zu Hause bist. Ich habe eine Überraschung für dichMarie
    Hey, du bist schon wach? Ich drehe heute nur eine kleine Runde. Looking forward to your surprise – xxx, J.
    Eine
kleine
Runde dauerte bei Jamie mindestens eine Stunde. Wenn er wirklich erst vor zehn oder fünfzehn Minuten aus dem Haus gegangen war, hatte ich also noch etwa fünfundvierzig Minuten Zeit, um mich seelisch auf unsere Begegnung vorzubereiten.
    Oder mich völlig verrückt zu machen.

Okay. Jetzt geh schon
, sagte ich mir zum ungefähr hundertsten Mal in den vergangenen dreißig Minuten. Ich hatte mich durch die geöffnete Pforte in Walts Garten auf die Straße gestohlen und lungerte wie eine ziemlich schlechte Privatdetektivin vor der Hausnummer vierundachtzig herum, die nur wenige Meter vom Haus des alten Mannes entfernt lag. Wie eine wachsame Katze schlich ich zwischen den parkenden Autos auf der gegenüberliegenden Straßenseite umher, ohne dabei Jamies Fenster aus den Augen zu lassen.
    Er war mittlerweile zu Hause. Ich sah es an den Schatten, die sich hinter den Gardinen bewegten und ich hörte es an der Musik, die durch das geöffnete Fenster nach draußen drang. Die Songs klangen nach Joshua Kadison: Pianoklänge, sanfte Melodien, voluminöse Stimme. Fast wäre ich in den Glauben verfallen, Jamie selbst würde da singen, wenn ich nicht immer wieder ein zufriedenes, leises Summen gehört hätte. Ich erkannte darin die Stimme vom Telefon, die »Es ist schön, deine Stimme zu hören« geflüstert hatte und erschauderte.
    Verdamm
t, ich war nur etwa zehn Meter von Jamie getrennt und was tat ich, anstatt zur Tür zu laufen und zu klingeln? Ich versteckte mich hinter einem dunkelblauen BMW, und zwar so unbeholfen, dass bestimmt bald irgendjemand die Polizei rufen würde, weil man mich für eine Autodiebin hielt.
    Los jetzt
. Es gab keine Ausrede mehr, weshalb ich weiter Zeit vertrödeln sollte. Jamie hätte seit seiner Rückkehr bereits zehn Mal duschen, sich anziehen und Frühstücken können. Wenn ich noch länger wartete, verschwand er am Ende noch unbemerkt durch den Garten.
    Meine Beine zitterten vor Aufregung, als ich die menschenleere Straße überquerte. Ich fühlte mich wieder wie das verknallte vierzehnjährige Mädchen, das von den Rowdies hinter die Bühne geführt worden war, um dort B.Touched zu treffen. Ähnlich wie damals fiel mir das Atmen plötzlich schwer und mein Herz schmolz zu einer bleiernen Kugel zusammen, während es versuchte, sich durch viel zu schnelles Schlagen aus meiner Brust zu katapultieren.
    Und dann stand ich plötzlich vor Jamies Haustür. Der Klingelknopf war altmodisch, ein rundes, weißes Gehäuse, das fast im gleißend weißen Anstrich des herrschaftlichen Hauses versank. Hohe Fenster erstreckten sich über jede Etage der Fassade und im ersten Geschoss gab es einen langen, schmalen Balkon, der von einem graublauen Messinggeländer mit filigranen Ornamenten gerahmt wurde.
    Hatte Jamie in einer seiner Nachrichten nicht etwas von einem
kleinen
Haus geschrieben? Ganz offensichtlich war das eine ziemliche Untertreibung gewesen.
    Na dann. Hopp oder Top
.
    Das Läuten der Türglocke ließ mich zurückschrecken. Hatte ich gerade wirklich auf den weißen Stift neben dem Schild mit der Aufschrift ‚J. Baker‘ gedrückt?
    Mist
. Ich sah mich hektisch nach einem geeigneten Versteck um, doch schon hörte ich Schritte, die in geradezu unmenschlicher Geschwindigkeit näher kamen. War Jamie Superman, oder setzte mein Zeitgefühl gerade aus?
    Und dann wurde die Tür geöffnet. Ich wusste nicht, mit wem der gutaussehende Mann gerechnet hatte, doch sein Lächeln verebbte bei meinem Anblick sofort. Auch die Worte, die ich mir zur Begrüßung zurecht gelegt hatte (»Hey Jamie!« – nicht gerade einfallsreich, aber wenn man extra für jemanden in ein anderes Land reiste, war das doch wohl Aussage genug, oder?), blieben unausgesprochen.
    Denn vor mir stand nicht Jamie, sondern ein fremder Mann.
    Während der Typ mich anstarrte, als sei ich soeben aus einem Überraschungsei gesprungen, fand ich meine Stimme wieder.
    »Excuse me. I am searching for Jamie Baker.« Ich zeigte auf das Namensschild neben der Klingel. Wer war der Kerl und was machte er in Jamies Haus?
    »Sorry.« Er räusperte sich verlegen. »Jamie isn't home. I'm his cousin, Jake.«
    »Oh«, antwortete ich verwundert und fühlte mich, als wäre gerade ein Schwall

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