Socken mit Honig
der mir noch bleibt ist der, ob meine
Tochter, die Suppen von Grund auf hasst, wohl Geschmack an Bohnensuppe finden
wird. Das jedoch interessiert mich nicht die Bohne.
Freitag – Gott sei Dank!
Freitags gibt es keine Hausaufgaben. Weil das Wochenende
bevorsteht. Die Kinder sollen sich auch schon am Freitag Nachmittag vom Stress
der vorangegangenen Woche erholen können.
Freitags schließen die Fabriken und Büros früher. Weil die
Gewerkschaften die 38,5 Stundenwoche erstritten haben, damit sich die Arbeiter
und Angestellten auch schon am Freitag Nachmittag vom Stress der vorangegangenen
Woche erholen können.
Freitags sollte man spätestens beim Mittagsessen die
Vorstellung, einen Arzt besuchen zu wollen, hinunterschlucken. Weil am Freitag
Nachmittag die Arztpraxen geschlossen sind, damit sich die Ärzte auch schon am
Freitag Nachmittag vom Stress der vorangegangenen Woche erholen können.
Ich kann mich daran erinnern, freitags ebenfalls keine
Hausaufgaben aufbekommen zu haben oder früher aus dem Büro nach Hause gekommen
zu sein. Abends ging ich aus oder traf mich mit Freunden. Oft mit dem Gedanken
„Thanks God it’s Friday!“ – „Gott sei Dank, es ist Freitag!“
Freitags kann man sich auch auf das Sofa legen, man kann ein
Buch lesen, man kann seinen Garten genießen, man kann einen Einkaufsbummel
machen, man kann schwimmen gehen, … oder man kann sein Mutterdasein auskosten!
So wie ich es mache: Morgens um 5.30 Uhr aufstehen, duschen, anziehen,
Frühstück richten, eine Tasse Kaffee trinken, damit ich meinen Sohn überstehe,
der wie immer morgens ganz viel zu erzählen hat. Da kommen schon mal Themen auf
wie ‚Anomalie des Wassers‘. Da heißt es aufpassen, sonst kann ich nicht
mithalten. Zwischendurch Pausenbrote schmieren, Trinkflaschen richten, fragen,
ob das Sportzeug eingepackt wurde, die Zeit nicht aus dem Auge verlieren, meinen
Sohn um 6.50 Uhr auf den Weg zum Schulbus schicken.
Die zweite Tasse Kaffee mit meiner Tochter trinken, die
morgenmuffelig erst mal auf Touren gebracht werden muss. Das Frühstück würde
sie am liebsten auslassen, also muss ich ihr Appetit einreden. Danach Beratung
beim Aussuchen der Anziehsachen oder geduldiges Warten, bis die junge Dame
‚gestylt‘ ist. Auch hier wieder die Frage nach dem Sportzeug. Sie soll um 7.45
Uhr das Haus verlassen, damit sie pünktlich zur Schule kommt. Oder ist heute
Schulgottesdienst, dann schon um 7.40 Uhr. Oder ist sie sogar Messdienerin beim
Schulgottesdienst, dann muss sie gar schon um 7.45 Uhr in der Schule sein.
„Hast du auch dein Pausenbrot eingepackt?“
Frühstückstisch abdecken, Spülmaschine einräumen,
Waschmaschine anstellen, vorher noch aus den Kinderzimmern die Schmutzwäsche
einsammeln – wie oft muss ich noch sagen, dass sie ihre Wäsche selber aufräumen
sollen? – , Schlafzimmer aufräumen. Ab ins Büro.
Oh, schon gleich 12.00 Uhr! Überlegen, was es mittags zu
essen geben soll. Schnell noch das Nötige einkaufen, die Büro-Post wegbringen,
endlich den Elektriker anrufen, damit die Lampe im Esszimmer repariert werden
kann. Den Schreiner, der die Fensterläden ausmessen soll, verschiebe ich auf
Montag. Kochen, Tisch decken, Getränke aus der Garage, Wäschetrockner anstellen.
Um 13.15 Uhr hat das erste Kind Schulschluss, um 13.50 Uhr bringt der Schulbus
das zweite Kind nach Hause. Beim Mittagessen das Gemaule, dass dieses oder
jenes nicht schmeckt oder womöglich zu gesund sei, geflissentlich überhören,
beiden Kindern gleichmäßig viel Zeit zum Erzählen vom Schulvormittag einräumen,
darauf achten, dass die Butterbrotschachteln nicht übers Wochenende in den
Schultaschen versauern oder deren eventuell nur halb gegessener Inhalt anfängt
zu schimmeln, die Kinder anhalten, den Tisch abzudecken – oder es selber
machen, Spülmaschine und Trockner ausräumen.
Noch eine Tasse Kaffee könnte den Freitag Nachmittag
einläuten. Den Freitag Nachmittag, der die Wochenenderholung vorbereitet. Die
Erholung vom Stress der vorangegangenen Woche. Vorher aber Wäsche auffalten. Habe
ich noch Zeit, die Bügelwäsche zu erledigen? Um 15.30 Uhr muss mein Sohn zum
Tennis gebracht werden. „Nimm dir aus der Garage noch eine volle Flasche Wasser
mit.“ Um 16.10 Uhr bin ich wieder zu Hause. Um 16.20 Uhr muss meine Tochter zum
Reiten gebracht werden. „Hast du den Reithelm schon im Auto?“
Um 16.45 Uhr fahre ich vom Reitstall zur Tennishalle, meinen
Sohn wieder abholen. „Wollen wir Brötchen fürs Abendessen kaufen?“
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