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Socken mit Honig

Socken mit Honig

Titel: Socken mit Honig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Kowitz
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doch nichts.
Keine richtige Arbeit.“ Aha, das was ich im Haushalt erledige, was ich für die
Familie mache, ist zwar mein täglicher Job aber keine Arbeit. Ich dachte immer,
dass die Aussage, dass das bisschen Haushalt kein Problem sei, eine eher männliche
sei. Meine siebenjährige Tochter hat noch nichts von Emanzipation gehört. Ob
das damit zu tun hat, dass ihre Lehrerin den Kindern eingestand etwas getan zu
haben, das als eher weibliche Vorliebe gilt – shoppen, während der liebe Gott
eine eher als männlich eingestufte Eigenschaft – Logik – verteilt hat?
    „Wir sollen als Hausaufgabe über den Beruf unserer Eltern
schreiben.“ „Ich bin Bilanzbuchhalterin“, beantworte ich ihrer Frage, wohl
wissend, dass sie keine Ahnung hat, was ein Bilanzbuchhalter ist oder welche
Aufgaben er zu erfüllen hat. „Hä?“, kommt umgehend die sprachlich nicht
wirklich ausgefeilte Nachfrage. Aber ich bin pfiffig: „Hast du ein Problem
damit?“, frage ich scheinheilig zurück. „Was bist du?“, formuliert sie neu.
„Buchhalterin.“ Ich lasse die Bilanz unter den Tisch fallen. Jedem, der mir nun
Unterschlagung, Korruption, Betrug, Bilanzfälschung oder auch Wirtschaftskriminalität
unterstellt, sei versichert, dass er sich auf dem Holzweg befindet. Dennoch ist
mir klar, dass Julia die Buchhalterin immer noch nicht versteht. „Hältst du
Bücher fest? Warum stehen die denn nicht im Regal?“, forscht sie prompt weiter.
Ich versuche mir vorzustellen, wie ich mich als Buchstütze im Regal machen
würde. „Nein, ich arbeite mit Zahlen“, gebe ich nüchtern zurück. „Also bist du
eigentlich Zahlenhalterin.“ „Ja, so ungefähr könnte man das nennen.“ „Aber
Zahlen kann man doch gar nicht festhalten“, kontert meine Tochter mit
umwerfender Logik. Vielleicht war sie im entscheidenden Moment doch nicht
shoppen.  „Nein“, gebe ich zu, „Zahlen kann man nicht festhalten. Aber man kann
mit ihnen rechnen, umgehen, jonglieren …“ „Also bist du entweder Lehrerin oder
Jongleur“, lautet die nächste Schlussfolgerung. Lehrerinnen können rechnen. Das
passt. Lehrerin hätte mir liegen können. Glücklicherweise habe ich mich noch
rechtzeitig gegen den Beruf der Lehrerin entschieden; ich bin mit meinen
eigenen Kindern hinlänglich ausgelastet. Jongleure machen Kunststücke, nein das
trifft den Kern der Sache nicht so ganz. Artist passt eher, wenn ich daran
denke, wie oft ich zwei streitende Geschwister in einem Balanceakt wieder dazu
bringe, sich zu vertragen. Das hat aber weniger mit meinem Beruf zu tun.
    „Nein“, korrigiere ich wieder, „ich arbeite mit einem besonderen
Computerprogramm, mit dem ich besondere Rechnungen machen kann.“ „Besondere
Rechnungen? Du bist doch wohl nicht Mathematiker?“ Meine Tochter und die Mathematik
sind nicht die dicksten Freunde. Die Befürchtung, ich könnte Mathematiker sein,
lässt sie vor Schreck erstarren.
    „Nein“, beruhige ich sie, „das Programm und der Computer
machen das mit dem Rechnen.“ „Wozu wirst du denn dann noch gebraucht?“ Oh Klasse!
Ab sofort bin ich überflüssig. Das bisschen Haushalt ist kein Problem und im
Büro werde ich ebenfalls nicht gebraucht. Warum liege ich nicht auf dem Sofa
und lese ein Buch?
    „Ich bediene die Programme, richte sie ein, kontrolliere
sie.“ „Du bedienst? Also bist du eine Dienerin.“ Eine Dienerin, das könnte ihr
so passen! Stimmt, zuweilen fühle ich mich wie eine, was meine Kinder aber garantiert
anders beurteilen.
    „Nein, keine Dienerin.“ „Dann Richterin, oder was bedeutet ‚einrichten‘?“
„Ein Programm einrichten ist ungefähr so, als ob man ein leeres Zimmer ansieht,
überlegt, was man braucht und was man möchte, beides miteinander verbindet und
dann die passenden Möbel kauft.“ Es ist nicht leicht, eine kindgerechte
Erklärung aus dem Hut zu ziehen. ‚Aus dem Hut ziehen‘?  ‚Kaninchen?‘ Vielleicht 
bin ich Zauberer?
    „Also ist der Computer das Zimmer und das Programm die
Möbel?“, versichert sich Julia, ob sie richtig verstanden hat. „Ja, wir kommen
der Sache näher“, stimme ich zu. „Du bist Dekorateur“, stellt sie nun zufrieden
fest. „Nein, kein Dekorateur.“ „Vielleicht Stylist?“ Langsam komme ich mir wie
beim heiteren Berufe-Raten vor. Julias Augen leuchten. Stylist, nein, dafür ist
meine Tochter, so jung sie noch sein mag, schon selber zuständig. Sie weiß
bereits heute sehr gut, was sie anziehen möchte, ob die Haut zu hell oder zu
dunkel ist, die

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