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Socrates - Der friedvolle Krieger

Titel: Socrates - Der friedvolle Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Millman
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dunkel und es regnet in Strömen. Bitte stell doch dein Pferd in der Scheune gegenüber unter und bleib über Nacht bei uns. Morgen früh kannst du mit uns frühstücken und dich dann auf den Weg machen, wenn dein Magen voll ist. Du kannst aber auch so lange bleiben, wie du willst.«
    Sergej hatte auch gehört, was sie nicht laut gesagt hatte: Danke. Möge Gott dich segnen. Du bist hier jederzeit willkommen .
    Seraphim hatte einmal gesagt: »Der Charakter eines Menschen offenbart sich am deutlichsten, wenn er eine Entscheidung unter Druck fällt.« Sergej hatte seine Entscheidung getroffen. Er hoffte nur, dass es die richtige gewesen war. Er war überzeugt, dass Seraphim genauso gehandelt hätte. Aber indem er Heitzik rettete, hatte Sergej möglicherweise seinen Sohn verloren. Da er in der Nacht sowieso keine Spuren finden würde - schon gar nicht bei dem Regen -, beschloss er, die Einladung der alten Frau anzunehmen. Immerhin gehörten sie zum Volk seines Großvaters, mit dem er sich eng verbunden fühlte.

45
    A n einem angenehm warmen Frühlingstag fingen die Hunde des Dorfes plötzlich wie wild an zu bellen. Ein Fremder war aufgetaucht. Der Mann war beinahe nackt, seine spärliche Bekleidung war dreckig und zerrissen, seine Haare und sein Bart waren lang und verlaust, als ob er lange im Wald gelebt hatte. Der Mann fluchte lautstark vor sich hin und fuchtelte mit einem Säbel in der Luft herum. Einer der Hunde fletschte die Zähne, blieb aber wohlweislich außerhalb der Reichweite des Irren. Ein anderer griff an und wurde mit einem einzigen Säbelhieb niedergestreckt.
    Sakoljew und seine Männer waren unterwegs auf »Patrouille« und die Jungen - darunter auch Konstantin - waren im Wald, um Holz zu sammeln. Nur der große Jergowitsch war im Dorf geblieben. Als ein Kind den toten Hund sah, rannte es schreiend und hilferufend davon. Paulina kam gerade aus ihrer Hütte gestürmt, als Jergowitsch an ihr vorbeirannte.
    Sie sahen den Fremden gleichzeitig, aber keiner von ihnen konnte Schura retten, die gerade vom Wasserholen zurückkam. Ihr plötzliches Auftauchen erschreckte den verwirrten Mann und mit einem einzigen Säbelhieb schlug er ihr den Kopf ab. Jergowitsch sprang vor, um dem Mann erst den Säbel und dann das Leben zu nehmen, aber er beging einen tödlichen Fehler: Er unterschätzte seinen Gegner. Da er dachte, es handele sich um einen Irren, ging er direkt auf ihn zu, um den Mann zu erschrecken.
    Als Jergowitsch sich dem Mann näherte, warf dieser seinen Säbel, der in die Brust und das Herz des Bären eindrang. Jergowitsch stolperte mit einem Ausdruck ungläubigen Staunens auf dem Gesicht rückwärts und starb.
    Paulina war einen Moment lang wie erstarrt, weil sie dachte, der Wilde mit den irren Augen sei das Monster Sergej Iwanow. Sie erbebte vor Schrecken. Aber sie erkannte schnell, dass dieser Verrückte, der unverständliches Zeug vor sich hinbrummelte, kein Monster war, sondern nur ein Eindringling, der Unheil über das Dorf bringen wollte. Gleich würde er sich den anderen Frauen und Kindern zuwenden.
    Nur einen Lidschlag später stand Paulina vor dem Mann. Sie konnte sich später nicht daran erinnern, was sie tat, aber Oksana, die aus ihrer Hütte spähte, sah alles.
     
    Kurz darauf kamen die Jungen vom Holzsammeln zurück. Als sie die Toten sahen, ließen sie das Holz fallen und kamen herbeigestürmt. Konstantin rannte sofort zu Paulina, die auf dem Boden hockte und weinte. Er setzte sich neben sie, legte seinen Arm um ihre Schultern und drückte sie an sich, um sie zu trösten.
    Kurz vor Einbruch der Dämmerung kamen Sakoljew und seine Männer zurück. Als der Ataman die Leichen von Schura und Jergowitsch sah, schrie er aufgebracht: »Was ist passiert? Wo ist Paulina?«
    »Ich habe alles mit angesehen, Ataman«, sagte Oksana. »Ein Irrer kam ins Dorf gestürmt.«
    Sakoljew sprang vom Pferd und schüttelte sie. »Wo ist meine Paulina?«, schrie er, während Oksana wie ein Wasserfall vor sich hin plapperte.
    »Nachdem er Schura getötet hatte, warf er seinen Säbel und traf den alten Jergowitsch, aber Paulina hat uns alle gerettet. Sie ging direkt auf den Irren zu und hob die Hand, als ob sie sagen wollte: ›Genug!‹ Der Wilde zog den Säbel aus der Brust von Jergowitsch, schrie wie verrückt und stürmte auf Paulina zu. Aber Paulina bewegte sich wie der Blitz! Erst war sie vor ihm, dann neben ihm, sodass der Säbelhieb ins Leere ging. Dann schlug sie immer und immer wieder auf ihn ein, bis er

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