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Socrates - Der friedvolle Krieger

Titel: Socrates - Der friedvolle Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Millman
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noch bevor ich den Hof sehen konnte, hörte ich schon die Schreie von Männern und von einer Frau. Und die Kinder … Oh, die armen Kinder.«
    »Sie haben Männer gehört?«, fragte Sergej aufgeregt. »Wie viele Männer waren es?«
    »Wie viele? Ich weiß es nicht, vielleicht zehn. Ich sah nur aus der Ferne, wie sie wegritten. Ich habe mich versteckt wie ein Feigling.«
    »Wie ein kluger Mann«, korrigierte ihn Sergej. »Sie haben sie wegreiten sehen?«
    »Ja.« Der Alte schüttelte sich vor Grauen, dann barg er das Gesicht in den Händen.
    Sergej, der es kaum abwarten konnte, die Spur aufzunehmen, fragte ungeduldig: »In welche Richtung sind sie geritten? Bitte, es ist wichtig.«
    Der Mann zögerte einen Augenblick, dann zeigte er nach Südwesten.
    Sergej führte Paestka zwanzig Meter in die angegebene Richtung. Sein Herz begann schneller zu schlagen, als er tatsächlich die Hufspuren von mindestens zehn Pferden sah. Dies war die frischeste Spur, die er in all den Jahren gefunden hatte. Wenn es tatsächlich Sakoljew und seine Männer gewesen sein sollten, dann hatten sie höchstens ein oder zwei Stunden Vorsprung.
    Bevor er sich an die Verfolgung machte, fragte er den alten Mann noch: »Können Sie die Männer beschreiben?«
    »Nein, ich habe sie ja nur von weitem gesehen, aber einer war größer als die anderen. Ein richtiger Riese. Mehr weiß ich nicht.«
    »Danke, Väterchen«, sagte Sergej dankbar und voller Respekt. »Es tut mit leid wegen Ihrer Freunde. Brauchen Sie noch etwas, bevor ich losreite?«
    »Ich fürchte, es gibt nichts, was du mir geben könntest. Ich werde nach Hause fahren und den anderen alles erzählen. Dann kommen wir zurück und bestatten die Toten. Ich lebe in einer Siedlung etwa zwanzig Kilometer südlich. Wenn du jemals dort hinkommen solltest, frag nach Heitzik.«
    Er nickte Sergej zum Abschied zu und wollte sich umdrehen, aber plötzlich griff er sich an die Brust, stolperte und fiel hin.
    Sergej sprang vom Pferd und lief zu ihm hinüber.
    »Es … es geht schon wieder«, stammelte Heitzik und versuchte aufzustehen, obwohl er offensichtlich starke Schmerzen hatte. »Das ist nicht das erste Mal. Der Schreck war wohl zu viel.«
    »Kann ich etwas für Sie tun?«, fragte Sergej.
    »Würdest du mir bitte auf meinen Wagen helfen?« Der alte Mann erhob sich mühsam und versuchte, ein Stück zu humpeln. Aber da seine Beine zu schwach waren, musste Sergej ihn tragen.
    Als Heitzik sicher auf dem Kutschbock saß und die Zügel genommen hatte, sagte er: »Vielen Dank, jetzt schaffe ich es wohl allein. Mein Pferd ist so alt wie ich. Es weiß den Weg nach Hause.«
    Über ihren Köpfen brauten sich dunkle Wolken zusammen, die baldigen Regen verhießen. Sergej wusste, dass der Regen alle Spuren verwischen würde. Noch nie war er seinem Ziel so nahe gewesen. Sein Sohn konnte nicht mehr weit sein.
    Aber in diesem Augenblick verzerrte Heitzik wieder das Gesicht vor Schmerz. Aber er sagte tapfer: »Ich komme schon zurecht. Geh nur …« Es war offensichtlich, dass er kaum die Zügel halten konnte.
    Sergej seufzte: »Ich werde Sie nach Hause bringen.«
    Heitzik nickte dankbar und Sergej sah, wie erleichtert der alte Mann war.
    Er bestieg Paestka und ritt einmal um die Trümmer des Hauses herum. Die Spur führte nach Süden. Dann fand er den leblosen Körper eines dreibeinigen Pferdes, dem die Kehle durchgeschnitten worden war. Die Fliegen hatte sich bereits über den Leichnam hergemacht.
    Sergej wollte nichts sehnlicher, als diesen Männern zu folgen, solange ihre Spur noch frisch war. Aber dann sah er Heitzik, der wie ein Häufchen Elend auf dem Kutschbock saß. Er stieg ab, band Paestka hinten am Wagen an, stieg auf und nahm die Zügel. Nachdem er mit der Zunge geschnalzt hatte, rief er: »Auf geht’s! Pferd, bring uns nach Hause!«
    »Der Name des Pferdes ist Zaddik«, flüsterte der Alte. Nach einem Moment fügte er fast verschämt hinzu: »Ich erzähle dies nur Freunden.«
    Als sie in der Siedlung ankamen, war die Sonne fast untergegangen und über ihnen hatten sich die Regenwolken verdichtet. Eine Frau kam aus einem der Häuser gelaufen und zeigte stumm auf Heitziks Haus. Bis Sergej ihn zur Tür getragen hatte, war es bereits dunkel geworden und der Regen hatte eingesetzt. Erst war es nur ein leichter Nieselregen, aber dann fielen wahre Sturzbäche vom Himmel herunter.
    Der Regen würde alle Spuren verwischen.
    Devorah, Heitziks Frau, half ihrem Mann ins Bett, dann sagte sie zu Sergej: »Es ist schon

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