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Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung

Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung

Titel: Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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von der Venus hatte gewußt, daß sie ablehnen würden. Und er war allein gekommen, ohne Waffen, weil er auch gewußt hatte, daß sie keinen Wehrlosen töten würden.
    Karstein schüttelte grimmig den Kopf.
    Camelo atmete tief durch, er hatte verstanden. Seine dunkle, sonst so weiche Stimme hatte einen klirrenden Klang.
    »Wir müssen wissen, wie sie leben, Karstein«, sagte er. »Wir müssen es wissen, weil es das ist, was die Marsianer auch mit unserem Volk tun werden, wenn sie uns erwischen und nicht alle töten.«
    *
    Die Robot-Sonden waren zurück.
    »Keine Ortung, mein Präsident!« Jom Kirrands Gesicht auf dem Monitor des Bildtelefons lächelte zufrieden.
    »Es ist gut, Jom, danke.«
    Der Präsident der Vereinigten Planeten schaltete den Monitor aus und lehnte sich hinter seinen weißen Schreibtisch zurück. Die Meldung des Vollzugschefs hatte den Schlußpunkt unter eine gefährliche Krise gesetzt, so glaubte er jedenfalls. Simon Jessardin fuhr sich mit der flachen Hand über das kurzgeschorene silberne Haar. Er war müde. Aber seine Gedanken, daran gewöhnt, Probleme mit glasklarer Präzision zu analysieren, kamen nicht zur Ruhe.
    Conal Nord wich ihm aus.
    Im Rat waren die Entscheidungen, die der Präsident getroffen hatte, einstimmig sanktioniert worden - also auch mit der Stimme des Generalgouverneurs. Trotzdem konnte seine perfekte venusische Höflichkeit nicht darüber hinwegtäuschen, daß er Jessardin aus dem Weg ging. In der alten Freundschaft, die sie verband, gab es einen Bruch. Jessardin kannte den Grund, glaubte ihn wenigstens zu kennen, aber es schien nicht möglich, ihn auszuräumen.
    Nicht, solange sich Conal Nord weigerte, Sonderrechte für sich oder vielmehr seinen Bruder in Anspruch zu nehmen.
    Jessardin runzelte die Stirn. Konnte er die ganze Gruppe der Merkur-Siedler begnadigen? Nein, entschied er. Vielleicht ließ es sich im Rat durchsetzen, aber es ließ sich nicht guten Gewissens verantworten. Was er veranlassen konnte, war allenfalls eine einzelne Begnadigung auch gegen den Wunsch des Generalgouverneurs.
    Und Mark Nord?
    Würde er die Begnadigung nicht für alle, sondern nur für sich überhaupt akzeptieren? Vielleicht - nach zwanzig Jahren in den Luna-Bergwerken. Aber auch das würde den eigentlichen Konflikt nur verschärfen.
    Schluß damit, dachte Jessardin entschieden.
    Mit einer ungeduldigen Bewegung stand er auf, um sein Büro zu verlassen. Er war entschlossen, in dieser Sache nichts mehr zu unternehmen.
    Sie war ein privates Problem.
    Und weder er noch Conal Nord hatten das Recht, sich privater Probleme wegen von ihren Pflichten ablenken zu lassen.
    *
    Mit einem harten, mahlenden Geräusch gruben sich die unförmigen Metallspiralen des Schlittens in den lockeren Sand.
    Hakon und einem halben Dutzend Nordmänner war es nicht schwergefallen, das Fahrzeug durch die Wüste zu schleppen. Milt Daved, der Marsianer, hatte sich gut genug erholt, um die Schäden zu reparieren. Jetzt lenkte Charru den Schlitten. Er war bei weitem nicht so schnell wie ein Gleiterjet, aber robust und so einfach zu handhaben, daß jedes Kind aus dem Tiefland ihn mit etwas Anleitung beherrschen konnte.
    Da er nicht mehr als vier Sitze hatte, war nur Camelo mitgekommen.
    Er stellte Dutzende von Fragen an das marsianische Mädchen. Vorn, neben Charru, saß Milt Daved mit bleichem, angespanntem Gesicht und beobachtete die sinkende Sonne. Er hatte Angst. Wenn die Exilierten nicht bis zur Dunkelheit zurück waren, würde ihr Fehlen bemerkt werden. Charru fragte nicht, was die Deportation nach Luna bedeutete, von der das Mädchen gesprochen hatte; er las aus dem Verhalten der beiden Marsianer, daß es eine unbarmherzig harte Strafe sein mußte.
    »Warum geht ihr überhaupt zurück?« wollte er wissen. »Warum geht ihr nicht anderswohin, allein?«
    »Wohin denn? Man kann nur in den Städten leben. Dort würde uns der Vollzug sofort finden.«
    »Gibt es viele Städte?«
    »Ja, sehr viele. Wißt ihr das nicht?«
    »Woher?« Charru zögerte und starrte geradeaus in den rötlichen Dunst. »Habt ihr Karten, die den Planeten zeigen und nach denen man sich richten kann?«
    »Natürlich. Das heißt, wir haben keine bei uns aber man bekommt sie in der Versorgungszentrale, wenn man will.«
    »Könntet ihr uns welche beschaffen?«
    Der junge Mann zuckte zusammen. »Beschaffen? Euch?«
    »Niemand braucht es zu erfahren.« Charru warf einen Blick in das ängstliche Gesicht und fragte sich, wie dieser Mann so verbittert und

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