Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung

Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung

Titel: Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
Vom Netzwerk:
die marsianischen Ureinwohner primitive, fremdartige Wesen, denen er sich nie freiwillig genähert hätte. Die lodernde Empörung in Camelos Augen konnte er nicht verstehen. Weil er diesen armen Kreaturen ähnlicher war, als er ahnte, erkannte Charru plötzlich.
    Weil jene Herrscher, die alte Marsstämme versklavt hatten, auch Menschen ihres eigenen Volkes zu Puppen machten, die unsichtbaren Fäden gehorchten. Milt Daveds Leben wurde von einem fremden Willen gelenkt, genau wie Sara Mais Leben. Sie mußten gehorchen, mußten tun, was man ihnen bestimmte, ohne eine Möglichkeit des Einspruchs. Einmal hatten sie sich aufgelehnt, heimlich und verstohlen wie Diebe - und schon zitterten sie vor der Gefahr, entdeckt zu werden.
    Charru biß die Zähne zusammen, als er dem jungen Marsianer in die Versorgungszentrale folgte.
    Auf dem Gelände des Raumhafens, wo sich die Terraner mit Nahrungskonzentrat eingedeckt hatten, war ihnen diese Versorgungszentrale als eine Art Mittelpunkt des Gemeinschaftslebens erschienen. Hier nicht. Hier gab es kein Gemeinschaftsleben. Nur -schweigende Marionetten mit abwesenden Augen, die gleichgültig auf Bänken kauerten, gleichgültig die verschiedenfarbigen Würfel aus den Automaten nahmen, gleichgültig aßen und tranken.
    »Die Exilierten haben ihre eigene Versorgung«, erklärte Milt Daved. »Wir dürfen nicht das gleiche essen wie die Eingeborenen.«
    »Warum nicht?«
    Charru hatte die Frage mechanisch gestellt. Er ahnte, daß er nur ein Achselzucken zur Antwort bekommen würde. Milt Daved wußte es nicht. Er wollte es gar nicht wissen, er nahm die Dinge, wie sie waren, und sah keinen Sinn darin, nach den Ursachen zu forschen.
    Nicht einmal die ängstlichen, eingeschüchterten Tempeltal-Leute unter dem Mondstein waren so gewesen. Selbst sie hatten Fragen gestellt, hatten Gründe und Erklärungen gebraucht. Und nicht einmal sie hätten sich dem Terror der Priester gebeugt, wenn nicht die Schwarzen Götter gewesen wären.
    Charru fuhr sich mit der Hand über die Stirn, um das Gefühl der Beklemmung zu verscheuchen.
    Neben ihm stand Camelo mit bleichem Gesicht, die Rechte um den Schwertgriff geklammert, als suche er jemanden, den er für das, was er sah, vor den Stahl seiner Waffe fordern konnte. Seine Lippen zuckten, als er sich umschaute. Gleichgültige Augen waren auf ihn gerichtet. Charrus Blick glitt über die ausdruckslosen Gesichter - und blieb an einem Mann hängen, der sich langsam und hölzern von einer Bank erhob.
    Er schwankte leicht, als er stehenblieb.
    Eben noch hatte er die Fremden genauso stumpf und abwesend betrachtet wie alle anderen, jetzt stellten sich seine Augen mühsam auf sein Ziel ein. Er starrte Camelos Schwert an, die sehnige Faust, die den Griff so hart umspannte, daß die Knöchel schneeweiß hervortraten. Tief auf dem Grund der gleichgültigen Augen regte sich etwas. Langsam kam der Mann näher, unsicher, als müsse er gegen ein Gewicht kämpfen, das an ihm zerrte. Es gab nichts, was ihn von den anderen unterschied nichts außer diesem plötzlichen Aufflackern von Bewußtheit, das ihn dazu brachte, auf den schlanken, bronzehäutigen Barbarenkrieger mit dem Schwert und der Grasharfe am Gürtel zuzustolpern.
    Camelos Brauen zogen sich zusammen.
    »Wer bist du?« fragte er leise.
    Und diesmal bekam er keine Nummer zur Antwort, sondern einen Namen.
    »Hunon...Ich bin Hunon...«
    »Unsinn!« fuhr der junge Marsianer auf. »Hunon, das ist irgendein Häuptling gewesen, der schon lange nicht mehr lebt.«
    »Hunon«, wiederholte die hagere Elendsgestalt. »Ich bin...Hunon...«
    Seine Rechte hob sich. Mit zitternden Fingern berührte er die Scheide des Schwerts. Camelo begriff, daß es die Waffe gewesen war, die tief im Innern dieses bedauernswerten Sklaven eine verschüttete Erinnerung geweckt hatte.
    Camelo konnte sein Schwert nicht entbehren.
    Aber mit der Linken zog er den Dolch aus dem Gürtel und hielt ihn dem anderen an der schmalen Klinge hin. Die Augen in dem starren Gesicht leuchteten auf. Mit zitternden Fingern griff der Mann, der sich Hunon nannte, nach der funkelnden Waffe, und um seine Lippen huschte ein törichtes, entrücktes Lächeln.
    Charru und Camelo verstanden die nächsten Worte nicht, die er sagte, aber sie begriffen, daß der Fremde wirklich eine Art Häuptling oder zumindest dessen Nachfahre sein mußte. Bewegung geriet in die anderen Männer: schläfrige, abwesende, aber doch zielbewußte Bewegung. Die Besucher wurden umringt, betrachtet, unsicher

Weitere Kostenlose Bücher