Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung
Entfernung mit Laserkanonen angreifen und vernichten«, fuhr Jessardin fort. »Niemand von euch würde überleben, kein Mann des Vollzugs geriete auch nur in Gefahr. Ich möchte, daß Sie das begreifen, damit Sie die Verhandlungsbasis kennen. Ihr könnt nicht gewinnen. Ihr habt nichts mehr in die Waagschale zu werfen.«
Charru preßte die Lippen zusammen.
Er dachte an Milt Daved, der ihn verraten hatte. Wie einfach mußten diese Dinge für die Marsianer sein. Wie sicher waren sie sich - als gebe es keine Unwägbarkeiten, die sich ihrem wissenschaftlichen Verstand entzogen.
»Sieg oder Niederlage sind nicht alles«, sagte Charru langsam. »Nicht einmal Leben oder Tod. Auf unserer Seite der Waage wird mit anderen Gewichten gemessen.«
»Glauben Sie, daß Ihre Freunde gern sterben? Daß sie nicht am Leben hängen? Ich möchte nach Möglichkeit ein Blutbad verhindern, das auch Frauen und Kinder treffen würde. Wollen Sie es nicht verhindern?«
Charrus Augen brannten. Gab es wirklich keinen Ausweg? Wie in einer Vision sah er die Menschen des Reservats vor sich, diese toten, leeren Gesichter.
»Nicht um jeden Preis«, sagte er tonlos. »Unsere Frauen würden sich weigern, ihre Kinder zu einem Leben als Sklaven zu verurteilen.«
»Wissen Sie das so genau?«
»Ja.« Charrus Blick wich den grauen Augen nicht aus. »Ich weiß es, weil es nicht das erstemal ist, daß ihr uns zu einer solchen Entscheidung gezwungen habt. Als ihr die Priester unter dem Mondstein dazu brachtet, über die Tiefland-Stämme herzufallen, hatten wir keine besseren Chancen als jetzt. Damals waren die Frauen entschlossen, eher mit ihren Kindern den Tod in den ewigen Flammen zu wählen als sich unter das Joch der Priester zu beugen.«
Simon Jessardin schwieg.
Mit einem fast hilfesuchenden Blick sah er zu Conal Nord hinüber. Der Venusier beugte sich vor.
»Wir wissen das alles«, sagte er eindringlich. »Jetzt geht es darum, eine Lösung zu finden., Sie können nicht so viele Menschen sterben lassen, nur weil Sie Ihren Stolz nicht bezwingen wollen.«
»Das ist nicht wahr! Und Sie wissen es!«
»Wie auch immer! Tatsache bleibt, daß Sie keine Wahl haben. Sie müssen Ihre Leute dazu bringen, sich zu ergeben.«
»Um als hirnlose Puppen in einem Reservat zu leben wie die alten Marsstämme?« fragte Charru kalt.
Sekundenlang blieb es still.
Simon Jessardin blickte in das junge, harte Gesicht, in die saphirblauen Augen, in denen Zorn und Bitterkeit nur mühsam gebändigt waren. Es lag lange zurück, daß der Präsident der Vereinigten Planeten einen Informationsbesuch im Gebiet der Marsstämme gemacht hatte. Er erinnerte sich vor allem, daß dort Ruhe und Frieden herrschten. Aber der schwarzhaarige Barbarenfürst mußte etwas ganz anderes gesehen haben - etwas, das ihm unerträglich erschien.
»Es gibt andere Möglichkeiten«, sagte Jessardin. Er zögerte, überdachte noch einmal die Konsequenzen der nächsten Worte. »Ich habe mir die Frage gestellt, ob zwischen Ihnen und uns ein Zusammenleben möglich ist. Inzwischen halte ich es nicht mehr für ausgeschlossen. Es ist die einzige Alternative. Und denken Sie nicht, daß mir dieser Vorschlag leichtfällt. Er beinhaltet ein Risiko, für das ich die Verantwortung trage.«
Charru runzelte die Stirn. »Was fürchten Sie eigentlich? Warum behandeln Sie uns so, als glaubten Sie, daß wir über jedermann herfallen würden, der uns begegnet?«
»Wenn ich das glaubte, wären Sie nicht hier. Nichtsdestoweniger wird es Unruhe in der Bevölkerung geben, und wir müssen mit Protesten und vielleicht sogar offenem Widerstand fertig werden. Ich habe wissenschaftliche Expertisen darüber aufstellen lassen, das heißt, ich habe unsere Wissenschaftler zu Stellungnahmen gebeten, die allerdings zu einem gewissen Optimismus berechtigen. Die Probleme sind lösbar. Daß sie nicht leicht lösbar sind, wird der Rat der Vereinigten Planeten in Kauf nehmen, wenn ich meinen persönlichen Einfluß einsetze. Dazu bin ich bereit. Wenn Sie die gleiche Bereitschaft zeigen, die Probleme auf Ihrer Seite zu lösen, wird sich ein Weg finden lassen.«
Charru hatte schweigend zugehört.
Er dachte an seine Freunde, an die Frauen und Kinder. So viele Menschen...Sie würden sich ergeben, wenn er ihnen sagte, daß es der richtige Weg sei. Und dann?
Simon Jessardin hatte schon einmal sein Wort gebrochen.
Wenn er die Singhal-Klippen wirklich ohne Risiko zerstören wollte - hätte er es dann nicht längst getan? Oder wußte er jetzt,
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