Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung
unsichtbaren Kraft eine Handbreite vor dem Körper des Maschinenwesens aufgehalten. Camelos Zähne knirschten aufeinander. Angst packte ihn, der blinde Impuls, davonzulaufen. Aber er durfte nicht aufgeben. Sie mußten in die Stadt. Und sie hatten nur eine Chance, wenn es ihnen gelang, die Roboter zu zerstören.
Das Metallwesen war nur noch eine Körperlänge von ihm entfernt. Er warf sich herum, rannte drei, vier Schritte und richtete das Lasergewehr auf die nächste Maschine. Vergeblich! Auch hier schien der Strahl von dem Metall abzuprallen, auseinanderzufließen, die klobige Gestalt wie ein Feuermantel einzuhüllen. Verzweifelt versuchte es Camelo bei dem dritten, dem vierten Metallwesen - und dann, als er erneut herumwirbelte, wuchs unmittelbar vor ihm ein grauer Schatten empor.
Die Maschinenhand traf seinen Arm von oben und fegte ihm die Waffe aus den Fingern.
Er taumelte, wollte ausweichen, doch da schossen die metallenen Finger Schon auf ihn zu, schneller als er denken konnte. Er schrie auf, als die mörderische Klammer um seinen Arm schnappte. Mit einem wilden Aufbäumen versuchte er, sich loszureißen, aber er erreichte nur, daß sich die metallenen Finger noch fester schlossen.
Jetzt, aus der Nähe, hörte er das surrende Vibrieren im Körper des Roboters, das feine Klicken, das die ruckartige Bewegung begleitete, mit der er sich umwandte. Camelo stolperte, als er mitgezerrt wurde. Der Schmerz nahm ihm den Atem, Schweiß trat auf seine Stirn. Blindlings griff er zum Schwert, stemmte sich mit aller Kraft gegen den Zug und riß die Klinge hoch.
Die zweite Metallfaust grub sich tief in seine Schulter.
Er ging in die Knie, blutrote Schleier vor den Augen. Im Taumel halber Bewußtlosigkeit fragte er sich, ob dieses Wesen wirklich gegen ihn kämpfte oder einfach nur funktionierte wie ein rollender Felsblock, dem man sich nicht in den Weg stellen konnte. Mit langsamen, abgehackten Schritten bewegte sich der Roboter weiter. Camelo versuchte, mit seinem halb gelähmten Arm das Schwert hochzubringen. Keuchend stemmte er die Füße gegen den Boden. Der Schmerz in seiner Schulter explodierte, und er begriff, daß ihm die Maschine alle Knochen brechen würde, wenn er sich wehrte.
»Camelo!«
Jarlons Stimme. Undeutlich hörte Camelo Schritte und das singende Vibrieren einer Schwertklinge, die aus der Scheide gezogen wurde. Bleibt zurück, wollte er schreien, aber nur ein heiseres Krächzen kam aus seiner Kehle.
Er sah, wie der Roboter über ihm den kantigen Metallkopf drehte.
Er sah Jarlons Schatten, und er sah die Spitze des Schwertes, die mit hellem Klirren das Gesicht der Maschine traf, dieses Feld mit den farbigen Tasten. Funken sprühten. Ein scharfes Knistern und Zischen drang aus dem metallenen Körper. Camelo schrie auf, als sich die Finger der Maschine in sein Fleisch bohrten. Wieder schlug Jarlon zu. Gerinths hohe Gestalt erschien neben ihm, schwang das mächtige Langschwert gegen den Roboter. Bunte Tasten zersprangen unter dem wuchtigen Hieb. Das gespenstische Gesicht splitterte, Drähte und Spiralen wurden sichtbar, und aus den roten Augen zuckten grelle Lichtblitze.
Wie im Todeskampf bäumte sich das Metallmonster auf.
Urgewalten rissen Camelos Körper empor, schüttelten ihn wie ein Stoffbündel, ließen die Umgebung in blutigem Nebel verschwimmen. Etwas traf seine Rippen mit der Wucht einer Eisenstange. Immer noch hielten ihn die gnadenlosen Stahlklammern fest, und als sie sich endlich lockerten, hatte er das Gefühl, der Arm würde ihm abgerissen und die Schulter ausgekugelt.
Hart prallte er mit dem Rücken gegen einen der Brückenpfeiler.
Durch den roten Nebel vor seinen Augen sah er den Roboter in wilden Zuckungen torkeln und gegen eine zweite Maschine prallen. Metallisches Kreischen erfüllte die Luft. Wie Schemen tauchten Gerinth und Jarlon auf, rannten keuchend zur Brücke. Camelo taumelte hoch, halb bewußtlos, und der weißhaarige alte Mann packte seinen Arm und zerrte ihn mit.
Camelo wußte später nicht mehr, wie sie den Hügel erreichten.
Er hielt sich auf den Beinen, bis der Schatten zwischen den Felsen sie aufnahm. Gerinth stützte ihn, Jarlon duckte sich hinter einen Steinblock. »Sie bleiben zurück!« stieß er hervor, und Camelo atmete erleichtert auf.
Die Umgebung begann sich zu drehen. Seine letzte bewußte Empfindung war das Erstaunen darüber, daß sie es geschafft hatten, eins der übermächtigen Metallwesen mit der blanken Schwertklinge zu besiegen.
*
Der Hörsaal
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