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Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung

Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung

Titel: Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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daß die Terraner keine gefährlichen Wilden waren, sondern Menschen wie er selbst Menschen, die ein Recht zu leben hatten?
    Es gab keine Sicherheit. Nur einen Strohhalm, der vielleicht Rettung versprach.
    »Wenn ich Ihren Vorschlag annehme«, sagte Charru langsam, »wenn wir uns wirklich ergeben - was würden wir dann sein? Frei? Oder eure Gefangenen?«
    »Bürger der Vereinigten Planeten. Normale Bürger mit allen Rechten und Pflichten.«
    Charrus blaue Augen ließen die grauen des anderen nicht los. »Die Pflicht, unseren Beitrag zum Wohl der Gemeinschaft zu leisten, zu der wir dann gehören?«
    »So könnte man es ausdrücken, ja.«
    »Und das Recht, unser eigenes Leben zu leben und selbst für uns einzustehen?«
    Jessardin hob mit Ungeduld die Brauen. »Die Gesetze würden für Sie gelten wie für jeden anderen.«
    »Gesetze, die nicht dazu da sind, die Menschen zu schützen, sondern sie zu Marionetten machen! Die ihnen jeden Schritt vorschreiben, den sie tun! Sogar, wen sie lieben dürfen!«
    »Gesetze, die den Erfordernissen der Vernunft entsprechen. Ich weiß, wie fremd Ihnen unsere Gesellschaftsordnung erscheint. Sie werden sie begreifen lernen.«
    »Eine Ordnung, die den Menschen verbietet, sie selbst zu sein?« Er schüttelte den Kopf, seine Hände verkrampften sich. »Ich habe zwei Marsianer getroffen, die nichts weiter wollten, als zusammenzusein. Sie mußten sich dafür heimlich in die Wüste schleichen und, davor zittern, entdeckt und bestraft zu werden. Warum? Ich begreife es nicht, und ich glaube nicht, daß ich je lernen werde, es zu begreifen. Warum?«
    »Weil der Ungeist von Individualismus und sogenannter Freiheit schon einmal einen Planeten vernichtet hat! Weil die Belange des einzelnen nicht zählen, wenn es um das Wohl der Gemeinschaft geht! Der Staat garantiert Sicherheit, Frieden, Ordnung...«
    »Wozu?« fiel ihm Charru ins Wort. Seine Fäuste hatten sich geballt, er suchte nach Worten. Er wußte, warum sein Innerstes gegen das Gehörte rebellierte, aber es war schwer, das auszudrücken - in diesen toten wissenschaftlichen Floskeln.
    »Wozu?« wiederholte er. »Wozu ist euer Staat denn da? Wozu gibt er den Menschen Sicherheit und Frieden, wenn er ihnen doch nicht gestattet, menschlich zu leben und glücklich zu sein? Sicherheit und Ordnung und Frieden sind nicht genug. Wenn die Menschen nur das brauchten, dann wäre der sicherste und friedlichste und erstrebenswerteste Ort ein Käfig.«
    Jessardin hob die Brauen.
    Einen Augenblick wirkte er verblüfft, dann schüttelte er den Kopf. »Wollen Sie ernsthaft die Notwendigkeit staatlicher Ordnung bestreiten?«
    »Nein. Aber euer Staat ist nicht für die Menschen da. Und wenn er das nicht ist, wenn er die Menschen nicht menschlich leben läßt, dann dient er nur sich selbst. Dann ist eure Gemeinschaft nichts weiter als ein Wort ein Wort, hinter dem ihr die Wahrheit versteckt...«
    Er schwieg abrupt.
    Conal Nord hatte sich vorgebeugt und sah ihn an, mit verschleierten Augen, als lausche er auf ein Echo. Dem Venusier war zumute, als habe man ihn geschlagen. Marks Worte...Fast die gleichen Worte, die Mark Nord vor dem marsianischen Hochgericht benutzt hatte - wie um noch mit dem Verzicht auf die Sprache der Wissenschaft seine Verachtung auszudrücken.
    Simon Jessardin atmete tief durch. Seine Stimme klang immer noch ruhig.
    »Ich fürchte, es ist sinnlos«, sagte er. »Das, was Sie verlangen, wäre das Chaos.«
    »Chaos? Warum?«
    »Möchten Sie es sehen? Wollen Sie sich anschauen, was Ihresgleichen aus dem Planeten Erde gemacht hat?«
    »Sehen?«
    » Ja, sehen. Vielleicht begreifen Sie dann, warum Frieden, Sicherheit und Ordnung unabdingbare Notwendigkeiten sind. - Jom?«
    Ein Druck auf eine Taste begleitete das letzte Wort. Die Tür glitt auseinander, Jom Kirrand betrat den Raum.
    »Mein Präsident?«
    »Bringen Sie ihn in die Universität, Hörsaal drei. Bitten Sie Professor Kareil von der historischen Fakultät hinzu. Wir werden in wenigen Minuten dort sein.«
    *
    Zähneknirschend hatten die drei Terraner in ihrem Versteck mit ansehen müssen, wie die Vollzugspolizisten den Spiralschlitten fanden und in die Stadt brachten.
    Damit war ihnen der Rückweg abgeschnitten, aber sie wären ohnehin nicht zurück zu den Singhal-Klippen gefahren. Sie brauchten keine Verstärkung. Nur eine sehr kleine Gruppe hatte die Chance, sich ungesehen innerhalb der Stadt zu bewegen. Wenn sie zu dritt nicht weiterkamen, konnten sie es überhaupt nicht schaffen, dann

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