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Söhne der Erde 05 - Flucht in die Sonnenstadt

Söhne der Erde 05 - Flucht in die Sonnenstadt

Titel: Söhne der Erde 05 - Flucht in die Sonnenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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ist...«
    Lara Nords Stimme!
    Kerr fühlte kühle Hände, die seine Rippen betasteten, und einen scharfen Schmerz, der sich über seinen ganzen Körper ausbreitete. Er strengte sein Hirn an. Die letzten bewußten Erinnerungen waren Krachen und Bersten, Lärm und Chaos und Schmerz. Das Beiboot der » Terra I«! Er hatte eine Bruchlandung gebaut. Die Antriebe hatten versagt: das war bei jahrhundertealter Technik nicht auszuschließen gewesen. Kerr versuchte, sich zu bewegen, und stöhnte vor Schmerzen. Unglaubliches Glück gehabt! Dabei fühlte er sich so jämmerlich, als sei jeder Knochen in seinem Körper gebrochen. Aber wenn Lara es sagte, konnte es wohl nicht so schlimm sein.
    Mühsam hob er die Lider.
    Gesichter verschwammen vor ihm. Lara bleich und schön unter dem blonden Haarhelm. Männliche Züge unter wirklichen, zinnoberfarbenen Helmen: Vollzugspolizisten. Das vierte Gesicht gehörte dem weißhaarigen General Kane, der in der Ambulanz wartete, weil man sich wichtige Informationen von dem Verletzten versprach.
    Sehr wichtige Informationen!
    Kerr lächelte triumphierend und bewegte Arme und Beine, um sich zu vergewissern, daß wirklich nichts gebrochen war. Es tat so weh, daß ihm das Lächeln sofort wieder verging.
    »Das sind nur Prellungen und Abschürfungen, Helder«, beruhigte ihn Lara. »Harmlose Kratzer und blaue Flecken, aber eben sehr viele davon.«
    Harmlos, wiederholte er in Gedanken.
    Einen Augenblick vergaß er den General und sah an sich herunter, peinlich berührt von der Tatsache, daß er fast nackt war. Sein ganzer Körper wirkte zerschunden, aber im Grunde war wirklich nur die Haut in Mitleidenschaft gezogen. Kerr runzelte die Stirn, weil er unwillkürlich an die Barbaren drüben bei der »Terra« denken mußte, an den kurzen, wilden Kampf zwischen den Priestern und den Tiefland-Kriegern. Er hatte gesehen, welche Verletzungen da einfach hingenommen worden waren, als seien sie alltäglich. Und er erinnerte sich mit Schaudern an den hünenhaften blonden Mann, der in völliger Seelenruhe sein Messer im Feuer erhitzte und die weißglühende Klinge auf eine Wunde preßte, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Ich bin froh, daß du es geschafft hast, Helder«, sagte Lara leise. Und mit einem schnellen Atemzug: »Was ist geschehen?«
    Kerr wandte sich dem General zu.
    »Die Waffen! Ich habe die Energiewerfer lahmgelegt...«
    In knappen Worten berichtete er. Manes Kane beugte sich gespannt vor. Eine steile Falte kerbte sich zwischen seine Augen.
    »Und Sie sind sicher, daß die Werfer nicht mehr funktionieren« vergewisserte er sich.
    »Ganz sicher. Die Bedienungs-Anweisungen sind nur noch ein Fetzen Papier. Ich habe dafür gesorgt, daß alles, was sie erreichen können, höchstens ein Kurzschluß in der sekundären Energieversorgung ist.«
    Der General und die beiden Vollzugspolizisten verließen eilig den Ambulanz-Gleiter.
    Helder Kerr richtete sich auf. Dabei gelang es ihm nicht, ein Stöhnen zu unterdrücken. Flüchtig dachte er an das Härtetraining, dem er sich als Raumpilot hatte unterziehen müssen, und fragte sich, was sich die Wissenschaftler, die für seine Ausbildung zuständig gewesen waren, eigentlich unter Härte vorstellten.
    »Helder«, sagte Lara leise.
    »Ja?«
    »Was ist passiert? In der 'Terra,' meine ich.«
    »Nichts weiter. Ich habe die Waffen lahmgelegt und das Beiboot genommen. Ja, und einem der Barbaren mußte ich einen Schlag auf den Kopf geben, damit ich mich frei bewegen konnte.«
    Daß er einen sechzehnjährigen Jungen angeschossen und vielleicht getötet hatte, verschwieg er. Lara wandte sich ab, starrte durch die Sichtkuppel in die Wüste hinaus.
    »Und nun?« flüsterte sie. »Wird der Präsident den Angriff befehlen?«
    »Ja«, sagte Kerr. »Jetzt brauchen wir keine Rücksicht mehr zu nehmen.«
    Er lächelte zufrieden und griff nach der schwarzen Vollzugsuniform, die ihm jemand als Ersatz für seine zerfetzte Kleidung bereitgelegt hatte.
    Die Tränen in Laras Augen konnte er nicht sehen.
    *
    Jarlons Augen funkelten auf wie Saphire.
    Geduckt und sprungbereit stand er da, seine Rechte senkte sich zum Schwertgriff. Doch bevor er zupacken konnte, schloß sich Karsteins Faust um seinen Arm.
    »Langsam«, brummte der blonde, hünenhafte Nordmann.
    Seiner Art entsprach das eigentlich nicht: auch er war schnell, manchmal zu schnell bei der Hand, wenn es galt, mit der Waffe in der Faust einen Kampf anzunehmen. Hier jedoch standen zwei Männer gegen zwei Dutzend Elendsgestalten,

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