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Söhne der Erde 05 - Flucht in die Sonnenstadt

Söhne der Erde 05 - Flucht in die Sonnenstadt

Titel: Söhne der Erde 05 - Flucht in die Sonnenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Schultern.
    »Ich habe das nicht gewollt, Lara«, sagte er leise.
    Ihr Kopf ruckte hoch. »Du hättest sie nicht zu verraten brauchen.«
    »Das mußte ich, Lara, du...«
    »Nicht meinetwegen! Ich bin freiwillig mit ihnen gegangen, als sie in die Zuchtanstalten kamen. Die meisten von ihnen litten unter einer lebensgefährlichen Stoffwechselkrise wegen der Nahrungsumstellung und wären gestorben. Und ich wußte, daß man sie mit ein paar einfachen Injektionen retten konnte.«
    Conal Nord nickte.
    Er fühlte keine Überraschung. Lara war seine Tochter, sie war ihm ähnlich. Und mehr noch seinem Bruder, der eine lebenslängliche Strafe in den Luna-Bergwerken verbüßte. Weil er, Conal Nord, ihn dem Gericht ausgeliefert, weil er zwanzig Jahre gebraucht hatte, um etwas zu begreifen, das Lara schon heute wußte.
    »Trotzdem mußte ich so handeln«, sagte er ruhig. »Sie hielten dich gefangen und hatten den stellvertretenden Raumhafen-Kommandanten entführt. Ich mußte es tun, Lara.«
    Sie wollte antworten, doch sie verzichtete darauf, da im gleichen Augenblick Helder Kerr auf sie zusteuerte.
    Er hinkte leicht und wirkte eigentümlich fremd in der schwarzen Vollzugsuniform. Sein Gesicht war angespannt. Lara wußte, daß er niemandem erzählt hatte, auf welche Weise die Barbaren auf die Waffen des Schiffs gestoßen waren. Sie hatte kurz mit ihm gesprochen. Er glaubte, daß sie unter einem psychischen Schock gestanden und nicht gewußt habe, was sie tat.
    Sie sah keinen Sinn mehr darin, ihm die Wahrheit zu sagen. Denn sie wußte, sie würde zehn Jahre lang mit ihm leben müssen. Die Annullierung einer offiziell genehmigten und registrierten Verlobung ließen die Behörden nur in Ausnahmefällen bei schwerwiegenden Gründen zu. Und Lara hatte keinen Grund, den man der entsprechenden Prüfungskommission unterbreiten konnte.
    Ihre persönlichen Wünsche zählten genauso wenig wie die von Helder.
    Sie hatten beide keine Wahl. Es sei denn, sie wollten riskieren, psychiatrisch behandelt zu werden, bei einem Mißerfolg der Therapie die Bürgerrechte zu verlieren und für den Rest ihres Lebens nur noch Pflichten zu haben, die sie unter ständiger Aufsicht erfüllen mußten.
    Lara hörte auf, darüber nachzudenken.
    Helder stand neben ihr, doch sie versuchte, ihn zu ignorieren. Sie hörte das dumpfe Rollen der Laserkanonen, die mit tödlicher Unaufhaltsamkeit über die Ebene krochen. Sehen konnte sie von hier aus nur die Reihe der Polizeijets. Aber sie würde die plötzliche Stille wahrnehmen, wenn die gepanzerten Ungetüme stehenblieben. Sie würde das Fauchen der Macro-Laser hören und den Glutball sehen, in dem die Felsen, das Schiff und alles Leben vergingen.
    Laras Kehle schmerzte von der Anstrengung, die Tränen zu unterdrücken.
    Neben ihr spähte Helder Kerr gespannt nach Norden. Vorn, in der Reihe der Polizeijets, standen Vollzugsbeamte neben ihren einsatzbereiten Fahrzeugen. Sie würden warten, bis sich Staub und rotglühender Dampf gelegt hatten, und dann die Umgebung des betroffenen Gebiets abfliegen für den Fall, daß sich wider Erwarten doch der eine oder andere vor der Katastrophe gerettet hatte.
    In der angenehmen Kühle des Kommandojets beobachtete Simon Jessardin die vorrückenden Laserkanonen.
    Der Monitor war erloschen: General Kane hatte jetzt anderes zu tun. Jom Kirrand zerrte an seinen Fingerknöcheln. Er fieberte dem entscheidenden Augenblick entgegen. Für ihn würde ein Alptraum zuende gehen: der Alptraum, daß der Rat der Vereinigten Planeten dem Vollzug Versagen vorwerfen könnte.
    Jessardins Blick wanderte zu der roten Felsenbarriere und dem dahinter aufragenden Schiff.
    Er hatte nicht sehen können, wie dort drüben zwei versteckte Gestalten Zeichen in Richtung auf die »Terra« gaben und dann eilig ihren Posten verließen. Er wußte auch nicht, daß in diesem Augenblick Charru von Mornag mit versteinertem Gesicht und zusammengepreßten Lippen durch das Sichtfenster starrte und den Daumen über einen roten Knopf schob. Jessardin schätzte in Gedanken die Stärke der Felsenbarriere ab - und er begriff nicht sofort, was sich in der nächsten Sekunde vor seinen Augen abspielte.
    An der Flanke der »Terra I« entstand etwas wie ein Luftwirbel.
    Flimmernde Schleier, die sich in konzentrischen Wellen ausbreiteten, kaum zu unterscheiden von dem opalisierenden Schimmer, mit dem die Wüstenhitze die Landschaft überzog. Die Konturen der Steine verschwammen unter einer dünnen Schicht schwebenden Staubes. Jessardin

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