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Söhne der Erde 05 - Flucht in die Sonnenstadt

Söhne der Erde 05 - Flucht in die Sonnenstadt

Titel: Söhne der Erde 05 - Flucht in die Sonnenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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sah, daß sich das Bild vor ihm veränderte, doch es ging viel zu schnell, als daß er den Vorgang hätte verfolgen können.
    Für den unmeßbaren Bruchteil einer Sekunde wurde das Raumschiff hinter der Felsenbarriere sichtbar, als seien zwei verschiedene Fotos übereinander projiziert worden.
    Die geballte Energie-Ladung durchdrang die Struktur der Steine und löste sie auf. Im Zentrum verschwand ein Stück der Barriere, als werde ein Bild in einem Film ausgeblendet. Dann erst, als unversehrt gebliebene Felsblöcke nachstürzten und die gesamte Formation ins Wanken geriet, setzten das Krachen und Poltern, das Wirbeln des Staubs und das Prasseln von Splittern ein.
    Simon Jessardin hielt den Atem an.
    Neben ihm kauerte der Pilot vorgebeugt in seinem Sitz, als habe er sich in ein Steinbild verwandelt. Ein kurzes Scheppern durchschnitt die Stille: Jom Kirrand war der kleine Hand-Kommunikator aus den Fingern geglitten.
    Der Präsident faßte sich als erster.
    Seine Rechte fiel auf die Taste des Bord-Kommunikators. Das schreckensbleiche Gesicht Manes Kanes erschien auf dem Monitor, aber Jessardin sah nicht hin.
    »Stoppen Sie sofort den Angriff«, befahl er.
    »Aber...«
    »Stoppen Sie den Angriff«, wiederholte der Präsident scharf.
    »Lassen Sie die Laserkanonen auf die Basislinie zurückziehen! Was Sie eben gesehen haben, waren die Energiewerfer der 'Terra'...«
VIII.
    Charrus Faust umspannte immer noch den Hebel.
    Seine Handfläche war naß, so daß er die Riffelstruktur des Griffs nicht mehr spürte. Schweiß glänzte auf seinem Gesicht und rann ihm über Rücken und Schultern. Jede Sehne seines Körpers war so krampfhaft angespannt, daß sie deutlich unter der Haut hervortrat.
    Er starrte dorthin, wo eben noch die Felsenbarriere gewesen war.
    Steintrümmer und durcheinandergestürzte Blöcke bildeten einen niedrigen Wall. Die Staubwolke legte sich allmählich, und dahinter wurde die Formation der stählernen grauen Ungetüme sichtbar, die schwerfällig vorrückten.
    Vorrückten?
    Charrus Rechte zitterte leicht, als er sich den Schweiß aus den Augen wischte. Nie vorher hatte er eine so überwältigende Angst empfunden wie in den letzten Minuten, in dem Augenblick, als ihm bewußt war, daß ein Fingerdruck - sein Fingerdruck - entweder das Schicksal wenden oder alle vernichten konnte. Sekundenlang verschwamm das Bild vor seinen Augen. Er biß sich auf die Unterlippe, bis er den scharfen Schmerz spürte.
    »Sie haben angehalten«, flüsterte Camelo hinter ihm.
    »Nein!« krächzte Beryl. »Sie ziehen sich zurück! Charru, sie ziehen sich zurück!«
    »Ja«, murmelte er.
    Hinter ihm stieß Ayno einen Laut aus, der genausogut Lachen wie Schluchzen sein konnte. Die Tür klappte. Irgend jemand stürzte hinaus, rannte zum nächsten Transportschacht, um nach unten zu fahren und es den anderen zu sagen. Charru starrte immer noch in die rote Ebene. Mit der gleichen stoischen Unbeirrbarkeit, mit der sie vorgerückt waren, rollten die Laserkanonen jetzt in die Gegenrichtung. Sie zogen sich auf die alte Linie zurück. Was bedeutete, daß die Energiewerfer das stärkere Mittel waren, daß sie die Laserkanonen vernichten konnten, bevor diese nahe genug waren, um ihre Feuerstrahlen auf die »Terra I« zu richten.
    Charru stand immer noch am Sichtfenster, als das Jubeln der eben noch vom Tode bedrohten Menschen wie eine Woge aufbrandete.
    Er wandte sich langsam um und blickte in die Gesichter der anderen, die genauso erschöpft und von der ungeheuren Anspannung gezeichnet waren wie sein eigenes.
    »Geschafft,« sagte Camelo leise. »Wir haben es wirklich geschafft.«
    »Ja.« Charrus Stimme klang rauh. Sie werden sich etwas anderes einfallen lassen müssen. Vielleicht werden sie auch noch einmal verhandeln. Auf jeden Fall dauert das seine Zeit.«
    »Zeit, in der wir von hier verschwinden können. Ohne daß sie uns verfolgen!«
    Charru nickte.
    Allmählich löste sich die Spannung, die jeden Muskel seines Körpers verkrampft hatte. Er fühlte sich immer noch benommen, aber seine Gedanken begannen wieder, sich mit den praktischen Notwendigkeiten zu beschäftigen.
    »Wir müssen warten«, sagte er mit einem tiefen Atemzug. »Alles weitere hängt jetzt davon ab, ob Karstein und Jarlon Erfolg haben. Aber wir können immerhin schon damit anfangen, die Flucht vorzubereiten, damit es später schnell geht.«
    *
    In dem marsianischen Kommandojet hatte sich die Zusammensetzung der Anwesenden geändert.
    Jom Kirrand fehlte. Er war damit

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