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Söhne der Erde 05 - Flucht in die Sonnenstadt

Söhne der Erde 05 - Flucht in die Sonnenstadt

Titel: Söhne der Erde 05 - Flucht in die Sonnenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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glaube, daß dazu nach allem nicht einmal mehr der Generalgouverneur in der Lage wäre.«
    Helder Kerr preßte die Lippen zusammen.
    Er vermied es, Conal Nord anzusehen. Der Venusier war blaß geworden, weil er die Gedankengänge des anderen genau verstanden hatte. Kerr straffte die Schultern, zögerte sekundenlang und sprach dann aus, was seiner Meinung nach das einzig Vernünftige war.
    »Lara Nord«, sagte er. »Lara könnte die Verhandlungen in die Wege leiten. Ich lege meine Hand dafür ins Feuer, das weder Charru von Mornag noch die anderen ihr auch nur ein Haar krümmen würden.«
    *
    Über der roten Stadt in der Wüste brütete die Hitze. Karstein spähte immer noch durch den Torbogen in der Mauer. Jarlon war neben ihn geglitten und kniff zweifelnd die Augen zusammen. Die unheimlichen Fremden machten tatsächlich keine Anstalten, ihnen in die verfallene Stadt zu folgen. Aber sie waren da; sie drängten sich um den silbernen Jet. Die Übermacht war immer noch viel zu groß, als daß die beiden Terraner auch nur die Spur einer Chance gehabt hätten.
    »Wer sind sie?« fragte Jarlon flüsternd. »Die alten Marsstämme leben doch in Reservaten, denke ich.«
    »Vielleicht Flüchtlinge.« Karstein zuckte die Schultern.
    »Aber die Ureinwohner werden kontrolliert und unter Drogen gehalten.« Jarlon runzelte die Stirn. »Außerdem machen die da drüben den Eindruck, daß sie nicht ganz richtig im Kopf sind. Und ein paar von ihnen sehen mehr tot als lebendig aus. Hältst du es für möglich, daß die Marsianer irgendwelche Kranken oder Irren hierher verbannen?«
    »Glaube ich nicht. Wenn ich Conal Nord damals richtig verstanden habe, wandern Geisteskranke in die Liquidations-Zentrale.«
    »Stimmt. Und was machen wir jetzt? Wir brauchen den Jet, Karstein. Ohne das Fahrzeug können wir nicht zurück.«
    Der Nordmann nickte düster.
    »Wir müssen kämpfen«, knurrte er. »Aber nicht jetzt, wo sie nur darauf warten. Ich schlage vor, daß sich einer von uns inzwischen die Stadt etwas näher ansieht.«
    »Laß mich das machen. Die Mauern sehen aus, als würden sie umfallen, wenn man dagegen pustet. Und im Weglaufen bin ich schneller als du.«
    »Gut. Das Zeichen ist der Falkenruf. Wenn du den hörst, kommst du sofort zurück, klar?«
    »Klar«, nickte Jarlon.
    Rasch wandte er sich ab, hielt sich für ein paar Schritte dicht im Schutz der Mauer, um den Lasergewehren der Fremden kein Ziel zu bieten, dann trat er in die Mitte der Straße, weil er den roten, von Wind und reibendem Sand glattgeschliffener Bauwerken nicht traute.
    Staub wirbelte um seine Füße. Die Straße war gepflastert, mit den gleichen roten Steinen, aus denen die Häuser bestanden Leere Fensterhöhlen starrten, im Schatten von Winkeln und Torbögen nistete huschendes, raschelndes Leben. Ratten dachte Jarlon zuerst. Aber hier gab es nichts, wovon sich Ratten hätten ernähren können. Neugierig ging der junge Terraner auf einen der Mauerbögen zu und verzog das Gesicht, als eine große, schwarz behaarte Spinne vor ihm davonhuschte.
    Prüfend legte er eine Hand gegen den roten Pfeiler und rüttelte daran.
    Das Mauerwerk war fest. Dort, wo es zerbröckelt schien, hatten sich nur Sand und Staub aus der Wüste festgesetzt. Es war die Bauweise, diese Ähnlichkeit mit den schroffen roter Felsformationen, die den Eindruck von Verfall hervorrief. Der Wind hatte Ecken und Kanten abgeschliffen, hatte die Türme geglättet, hatte Pfeiler und Mauerbögen benagt - dieser ewige Wind, der durch Türen und Fensterhöhlen strich, Staub über die Gassen trieb und die Luft mit einem kaum hörbaren Singen wie von klagenden Stimmen erfüllte.
    Jarlon ging ein paar Schritte weiter, hielt wieder an und traf entschlossen auf eine der Türen zu.
    Das Gebäude war groß und fest: zwei Stockwerke, ein flaches, basteibewehrtes Dach, ein Eckturm. Schatten herrschte in dem schmalen Flur, der einen bogenförmigen Durchlaß zu einem größeren Raum hatte. Schmale, hohe Fenster, gemauerte Säulen, eine breite Treppe - sonst nichts. Kein Möbelstück, kein Einrichtungsgegenstand hatte die Zeit überdauert. Die ganze Stadt war wie ein Gerippe, eine tote Hülle, verdorrt unter der gnadenlosen Wüstensonne.
    Jarlon schauerte, als das Singen des Windes sekundenlang zu einem klagenden Raunen und Flüstern anschwoll.
    Rasch verließ er das Haus und ging weiter. Sein Ziel war das mächtige Bauwerk, das er in der Mitte der Stadt entdeckt hatte.
    Die Straße führte darauf zu - fast alle Straßen,

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