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Söhne der Erde 05 - Flucht in die Sonnenstadt

Söhne der Erde 05 - Flucht in die Sonnenstadt

Titel: Söhne der Erde 05 - Flucht in die Sonnenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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wie es schien, mit Ausnahme der schmalen Gassen und Torwege, die sie untereinander verbanden. Jarlon erkannte einen Kreis schlanker, hoher Säulen. Er glaubte, eine Art Palast vor sich zu haben, doch als er den Platz erreichte, sah er, daß er sich irrte.
    Nur die Säulen standen dort. Säulen, an denen sich noch die Überreste von Skulpturen erkennen ließen: menschliche Gestalten, Krieger in Rüstungen und Waffen, gesichtslos, da der Wind die Züge abgeschliffen hatte. Jarlon musterte den Platz zwischen den Säulen. Auch er war gepflastert, nicht nur mit roten, sondern auch mit schwarzen und gelblichen Steinen. Unter dem Staub ließ sich noch schwach die Form des Mosaiks erkennen: eine riesige stilisierte Sonne, deren Strahlen auf die reliefgeschmückten Säulen zustachen. Der Platz mußte in zweifacher Hinsicht Mittelpunkt der Stadt sein, vielleicht der Tempel irgendeines längst versunkenen Sonnenkultes?
    Jarlon ging auf das Zentrum der Sonnenscheibe zu, wo er eine niedrige, ringförmige Mauer entdeckt hatte.
    Ein Loch im Boden.
    Ein runder, gemauerter Schacht, an dessen Wänden eine Wendeltreppe abwärts führte. Schon nach wenigen Metern verloren sich die Stufen in Dunkelheit. Jarlon zögerte kurz, kämpfte gegen das Unbehagen, das seine Haut prickeln ließ, dann trat er durch die Lücke in der Mauer zum Kopfende der Treppe.
    Langsam stieg er hinunter, jede Stufe sorgfältig mit dem Fuß prüfend.
    Jetzt, da er nicht mehr in der Sonne stand, war die Dunkelheit nicht so undurchdringlich, wie er geglaubt hatte. Schon konnte er den Grund des Schachtes erkennen. Zwei Atemzüge später stand er auf dem gemauerten Boden und sah sich um.
    Rechts von ihm gab es eine Öffnung in der Mauer. Eine natürliche Höhle lag dahinter, schwach erhellt vom Widerschein des einfallendes Lichts. Unterhalb einer breiten Steinrampe schimmerte der schwarze, stille Spiegel einer Wasserfläche.
    Wasser!
    Jarlon schlüpfte durch die Öffnung, glitt an den Rand des Rampe und tauchte die Hand in den dunklen Spiegel. Fast erschreckte ihn die unerwartete Kälte. Er probierte vorsichtig, trank dann in durstigen Zügen und schüttelte sich, als etwas von dem eisigen Naß über die nackte, von der Sonne erhitzte Haut seiner Brust rann.
    Mit einem Seufzer machte er sich klar, was für ein Geschenk diese unterirdische Quelle war.
    Sie würden die Stadt nicht verlassen müssen, um Wasser zu finden, waren also auch nicht gezwungen, sich mit der geheimnisvollen Fremden herumzuschlagen, die offenbar in den Hügeln hausten. Vielleicht konnte man später herausfinden, wer sie waren und warum sie hier lebten, vielleicht sich sogar mit ihnen einigen, denn es lag auf der Hand, daß auch sie die Marsianer als Feinde betrachteten. Hatten sie vielleicht angegriffen, weil sie die beiden Terraner mit ihren Gegnern verwechselten? Nein, dachte Jarlon. Er und Karstein führten Schwerter, trugen grobe Lederkleidung, waren von den endlosen Kämpfen der letzten Tage gezeichnet. Vor allem den blonden, hünenhaften Nordmann konnte ganz bestimmt niemand mit einem Marsianer verwechseln.
    Der junge Mann richtete sich auf, schlüpfte in den Schacht zurück und kletterte die Treppe hinaus.
    Die Hitze traf ihn wie ein Schlag, obwohl sich die Sonne bereits senkte. Noch ein paar Stunden, dann würde sie hinter den Bergen im Westen versinken und der Wüstennacht mit ihrer erbarmungslosen Kälte Platz machen. Einen Augenblick blieb Jarlon auf dem freien Platz stehen, ließ den Blick über die majestätischen Säulen gleiten, dann fuhr er leicht zusammen.
    Deutlich hörte er den rauhen Falkenschrei, den Karstein ausgestoßen hatte.
    Es war soweit. Die Fremden hatten sich entweder zurückgezogen oder zumindest ihre Zahl verringert. Jetzt würde sich zeigen, ob es gelang, den Jet zurückzuerobern.
    Jarlons Züge strafften sich, und seine Rechte senkte sich auf den Schwertgriff.
IX.
    Ein silbern schimmerndes Schutzzelt überspannte die mobile Basis.
    Lara hatte einen Becher Eiswasser aus einem Automaten genommen. Sie trank in kleinen Schlucken, um ihre Erregung zu verbergen. Helder Kerr lehnte an der Seitenwand des Automaten, das Gesicht unbewegt.
    »Es ist eine Chance«, sagte er. »Ich würde dir diesen Vorschlag niemals machen, und Jessardin hätte es niemals zugelassen, wenn ich nicht hundertprozentig sicher wäre, daß dir nichts geschieht.«
    Lara hob die Schultern. Sie wußte, daß Kerr recht hatte, und sie wußte vor allem, daß ihr Vater dieses Unternehmen sonst nicht

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