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Söhne der Erde 07 - Die Herren Der Zeit

Söhne der Erde 07 - Die Herren Der Zeit

Titel: Söhne der Erde 07 - Die Herren Der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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den Vollzugsjet hierhergelockt, der dann an den Felsen zerschellte. Vier tote Polizisten - niedergemetzelt in einem Ausbruch von Haß, der sich in Jahren angestaut hatte. Sie verdienten den Tod. Genau wie die Fremden den Tod verdienten...
    Der Bärtige atmete auf, als er den Talkessel erreichte, wo seine Gefährten gerade die Nachtfeuer löschten.
    Ein paar Kinder kauerten im Staub und löffelten mit den Fingern den Brei aus Pflanzen und eßbaren Wurzeln, von dem sie sich ernährten. Kinder mit verkrüppelten Gliedmaßen, verwachsen und mißgebildet, ein einarmiges Mädchen, ein blinder Junge. Sie kannten keine andere Welt als die Hügel und die Wüste. Sie würden nicht der Krankheit zum Opfer fallen wie die anderen, denn als sie zur Welt kamen, lag schon das Tabu über der Stadt. Aber sie würden allein zurückbleiben, wenn einer nach dem anderen starb. Und ihr Haß würde wachsen, würde größer und größer werden. Auch sie würden töten.
    »Lirio! Lirio!«
    Der Bärtige schwenkte die Arme. Minuten später standen die anderen im Kreis um ihn und lauschten erschrocken seinem heiseren Flüstern.
    »Eine Armee, sagst du?«
    »Aus Kadnos?«
    »Polizeijets? Laserkanonen?«
    »Lirio! Was sollen wir tun?«
    Der alte Mann, der die Gruppe anführte, breitete die Arme aus. Sein Geist war krank, sein Körper schon vom nahen Tod gezeichnet. Aber die Jahre in der gnadenlosen Wildnis hatten nicht nur Haß wachsen lassen, sondern auch den Selbsterhaltungstrieb geschärft und den Instinkt der bedrohten Kreatur geweckt, die sich mit allen Mitteln verteidigt. Sie alle, ausgenommen die Kinder, waren nur noch Schatten ihrer selbst, doch die wußten sich zu schützen.
    »Ruft die anderen zusammen«, krächzte Lirio Ferrano. »Zieht euch in die Höhlen zurück. Und bringt mir eins von den Lasergewehren. Ich werde Wache halten.«
    *
    Durch die Filterstäbe des Fensters fiel kühles, angenehmes Licht in den Raum und ließ die Reagenzgläser auf dem Labortisch glitzern.
    Lara Nord las Zahlen von einer Meßskala ab, tippte sie ins Schreibgerät des Computers und verglich sie mit den Angaben auf einem Sichtschirm. Nach Feierabend lagen noch zwei Stunden praktischer Arbeit in der Klinik vor ihr. Daß der Disziplinar-Ausschuß sie um drei Jahre zurückgestuft hatte, hieß durchaus nicht, daß lediglich ihre Ausbildung länger dauerte als vorgesehen. Der Staat erlaubte niemandem, seine Zeit zu vergeuden. Von einem Vorbestraften erwartete man, daß er einen entsprechend höheren Ausbildungsgrad erreichte oder seine Besserungswilligkeit auf andere Art bewies. Da Laras Ausbildung ohnehin mit der höchsten Qualifikation enden würde, hatte man ihr den zusätzlichen Dienst in der Klinik zudiktiert, wo sie ihre Fähigkeiten als Ärztin einsetzen konnte.
    Unwillkürlich zuckte sie mit den Achseln, als sie daran dachte. Sie hatte Glück gehabt. Widerrechtliche Benutzung eines Universitäts-Jets, dazu die Tatsache, daß sie sich nicht über den Bord-Kommunikator gemeldet hatte, als Helder Kerr sie zu erreichen versuchte - das war alles gewesen, was man ihr vorwerfen konnte. Niemand wußte, daß sie mit dein Jet in der New Mojave gewesen war, um Charru von Mornag vor der gefährlichen Strahlung der Sonnenstadt zu warnen. Sie hatte es geschafft. Die Terraner waren verschwunden gewesen, als der Suchtrupp die Stadt nach ihnen durchkämmte. Irgendwo in der Wüste umgekommen, wie die Wissenschaftler behaupteten. Aber Lara konnte und wollte nicht daran glauben.
    Während sie ihre komplizierte Berechnung abschloß, überlegte sie, ob der rätselhafte Tod von vier Vollzugspolizisten etwas mit den Terranern zu tun hatte.
    In der Nachrichtensendung des Bildwand-Programms war von einem Unfall die Rede gewesen. Andererseits stand fest, daß Einheiten der Armee ausgerückt waren. Offiziell bekanntgegeben hatte man es nicht. Aber die staatlichen Zuchtanstalten, in deren Forschungsabteilung Lara im Augenblick arbeitete, lagen in den Garrathon-Bergen, im Nordosten von Kadnos, und boten einen weiten Blick in die Wüste. Waren die Barbaren in irgendeinem Versteck entdeckt worden? Würde man sie jetzt endgültig ausrotten, nachdem sie sich so lange gewehrt hatten? Lara biß sich auf die Lippen und fragte sich verzweifelt, warum man diese Menschen, die nichts weiter verlangten als einen Platz zum Leben, nicht endlich in Ruhe lassen konnte.
    Weil sie anders waren als die Marsianer.
    Weil die Wissenschaftler in ihnen jenes irdische Erbe erhalten hatten, das man heute als

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