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Söhne der Erde 07 - Die Herren Der Zeit

Söhne der Erde 07 - Die Herren Der Zeit

Titel: Söhne der Erde 07 - Die Herren Der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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still.
    Shaaras schmales, sonnengebräuntes Gesicht unter dem schwarzen Haar hatte sich gespannt, die dunklen Augen wirkten entschlossen. Erein dachte daran, daß sie in der Welt unter dem Mondstein mit dem Schwert in der Hand gegen die Priesterkrieger gekämpft hatte, daß sie mit ihnen durch die Finsternis der Höhle gekrochen war, die auf dem Gebiet der marsianischen Zuchtanstalten endete. Sie zeigte keine Furcht, sie klagte nie. Und sie besaß alles, was ein Mann sich wünschen konnte.
    Mit einer spontanen Bewegung zog er sie an sich und küßte sie.
    »Sei vorsichtig«, flüsterte er.
    Sie nickte nur. Ihre dunklen Augen leuchteten immer noch, als sie in den Jet glitt und die Kuppel über ihr zuschwang.
    *
    Nichts hatte sich in der Halle am Fuß der endlosen Treppe verändert.
    Langsam stieg Charru die letzten Stufen hinunter. Oben in dem goldfarbenen Gang wartete ein Dutzend seiner Gefährten, wartete auch Helder Kerr, der inzwischen bereit war, selbst »Unsichtbare« als Lösung der Rätsel zu akzeptieren, für die er anders einfach keine Erklärung fand. Bei dem Marsianer saß der Schock tiefer als bei den anderen. Die Söhne der Erde hatten sich mit der Tatsache abfinden müssen, daß ihre Welt eine Miniatur-Landschaft in einem Museumssaal gewesen war. Es gab nicht mehr viel, das sie für undenkbar gehalten hätten. Helder Kerr dagegen entstammte einer Welt, die auf den Glauben an die Unfehlbarkeit der Wissenschaft gegründet war. Und es fiel ihm schwer zu begreifen, daß hier unbezweifelbar und offensichtlich Dinge existierten, von denen sich die Wissenschaftler des Mars nichts träumen ließen.
    Charru blieb in der Mitte der Halle stehen und sah sich zögernd um.
    Er hatte den anderen eingeschärft zu bleiben, wo sie waren, doch er bezweifelte, daß sie sich daran halten würden, wenn er nach einer gewissen Zeit nicht zurückkam.
    Zeit...
    Der Gedanke, daß ihn irgendeine unbekannte Macht tatsächlich für eine Weile in die Vergangenheit versetzt haben könnte, ließ ihn schauern. Und das, was er hier in der Halle gesehen hatte? War vielleicht auch das Vergangenheit gewesen? Oder Zukunft?
    Er spannte sich, versuchte mit allen Sinnen, die unmerkliche Schwingung in der Atmosphäre wahrzunehmen, die er beim erstenmal gefühlt hatte. War es doch eine Halluzination gewesen? Einen Augenblick sah er sich selbst, wie er allein in diesem riesigen Raum stand, einem Traum nachjagend, bei dem lächerlichen Versuch, unsichtbare Wesen herbeizurufen, die eigentlich nicht existieren konnten. Beim ersten Mal hatte er das Gefühl gehabt, daß sie in seinen Gedanken lesen konnten. Und jetzt?
    Er schloß die Augen und versuchte, sich zu konzentrieren.
    Er mußte es schaffen. Er konnte nicht tatenlos zusehen, wie die marsianische Armee über eine Horde Kranker herfiel, über die Elendsten der Elenden, die keine Schuld an ihrem Schicksal trugen. Die Marsianer wollten nicht die Mörder der vier Vollzugspolizisten zur Rechenschaft ziehen, sie wollten Menschen ausrotten, die sie als Schönheitsfehler in ihrem perfekten Staatswesen betrachteten. Das war keine Gerechtigkeit, sondern nackter, brutaler Terror. Und hatte jene unsichtbare Stimme nicht ihm, Charru, vorgeworfen, daß er mit der blankgezogenen Waffe in der Faust gekommen sei? Hieß das nicht, daß diese fremden Wesen Frieden wollten, daß sie Tod und Vernichtung verabscheuten?
    Diesmal war er unbewaffnet.
    Stumm stand er da, immer noch mit geschlossenen Augen, und spürte die Leere des großen Raumes um sich. Seine Gedanken zerfaserten. Es war unmöglich. Er bekam keine Antwort. Das Gefühl der Hilflosigkeit drohte ihn zu überwältigen. Und dann, von einer Sekunde zur anderen, begriff er, was es war, das seinen Geist lähmte.
    Der seltsame Schleier, der sich auch damals über sein Gehirn gelegt hatte.
    Der leichte Schwindel, die Empfindung, daß in der Stille ringsum etwas lebendig wurde - Vorboten jenes unerklärlichen Sturzes ins Unbekannte.
    Er hielt den Atem an. Alles verschwamm. Aber diesmal überkam ihn keine Panik. Diesmal war das Gefühl des Schwebens und Sichauflösens fast vertraut, betäubte seine Sinne und trug ihn sanft über jene unsichtbare Schwelle, hinter der eine andere Welt wartete.
IV.
    Als er die Augen öffnete, war die Halle mit den goldfarbenen Wänden verschwunden.
    Ein runder Raum. Wände aus Kristall und Silber. Farbig glimmende Lichtpunkte, die ihn vage an die Kontrollampen der »Terra l« erinnerten. Er stand neben einer der schlanken

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