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Söhne der Erde 07 - Die Herren Der Zeit

Söhne der Erde 07 - Die Herren Der Zeit

Titel: Söhne der Erde 07 - Die Herren Der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Angreifer schon über ihn wie eine Woge.
    Schmerz hüllte ihn ein, und die Welt um ihn versank in einem wirbelnden, blutigroten Strudel.
VII.
    Es war der Schmerz, der ihn wieder zu sich brachte.
    Schmerz - und das Gefühl von Bitterkeit und Zorn, das wie Säure in ihm brannte. Er lag auf dem Boden der Grotte, an Händen und Füßen gefesselt. Deutlich spürte er die Anwesenheit der Menschen, die ihn umringten, hörte ihr erregtes, haßerfülltes Keuchen. Menschen, denen er nur hatte helfen wollen und die offenbar entschlossen waren, ihn dafür umzubringen.
    Sie waren krank.
    Er hätte es wissen müssen, dachte er bitter. Gerinth und Karstein hatten ihn gewarnt, Gillon und Katalin -alle. Sogar Camelo, obwohl auch er die grauenhafte Zukunftsvision gesehen hatte und überzeugt gewesen war, daß sie es nicht zulassen durften.
    »Er ist wach«, krächzte eine dünne Stimme.
    Jemand trat nach ihm. Er unterdrückte ein Stöhnen, wälzte sich herum und stemmte sich mühsam hoch, bis er die rauhe Felswand im Rücken spürte.
    Sein Blick suchte das ausgemergelte, von der Krankheit zerfressene Gesicht des Anführers.
    »Du bist ein Narr, Lirio Ferrano«, sagte er hart. »Die Marsianer werden euch töten, werden niemanden übriglassen...«
    Ferrano kicherte, als er sich blitzschnell vorbeugte und Charru ins Gesicht schlug.
    Charrus Kopf flog gegen die Felswand zurück. Er hätte mit den gefesselten Beinen zustoßen können, doch er zwang sich, ruhig zu bleiben. Kein Muskel zuckte in seinem harten bronzenen Gesicht.
    »Narr!« wiederholte er. »Denk nach, wenn du es kannst! Hätte ich mich allein hergewagt, wenn ich euer Feind wäre?«
    Ferranos Augen loderten.
    Wieder holte er aus. Charru erkannte den glimmenden Wahnsinn in seinem Blick, und diesmal zog er blitzartig die Knie an und trat zu.
    Er erreichte nur, daß die ganze Meute mit einem einzigen Aufheulen der Wut von neuem über ihn herfiel.
    Blutend und benommen hing er schließlich zwischen ihren Fäusten. Ferranos verzerrtes Gesicht verschwamm vor seinen Augen, und die dünne, krächzende Stimme drang nur wie aus weiter Feme in sein Bewußtsein.
    »Du wirst langsam sterben, Hund! Wir werden Rache nehmen! Rache für alles...«
    *
    Lautlos zog sich der blinde Junge tiefer in die Schwärze des Gangs zurück.
    »Mariel?« flüsterte er.
    »Hier«, kam es wie ein Hauch aus dem Dunkel.
    Der Blinde tastete hinter sich, bis er die Hand des Mädchens berührte. Sie zog ihn weiter, führte ihn rasch durch den hohen, schmalen Tunnel. In einer verborgenen Grotte flackerte Fackellicht. Ein paar Kinder kauerten auf dem Boden und blickten den anderen entgegen.
    Der blinde Junge hockte sich auf die Fersen.
    Sein blasses Gesicht war gespannt, die Kiefermuskeln spielten. Die schmalen Brauen unter dem verfilzten blonden Haar zogen sich zornig zusammen.
    »Ferrano ist wahnsinnig!« stieß er hervor. »Sie sind alle wahnsinnig! Und uns werden sie mit ins Verderben reißen.«
    »Haben sie den Fremden gefangen?« fragte einer der kleineren Jungen.
    »Ja. Diese Narren! Er wollte uns helfen?«
    »Helfen?«
    »Er hat ein Versteck, sagt er. Ein Versteck, in dem auch wir in Sicherheit wären. Er ist allein gekommen, um zu beweisen, daß er kein Feind ist. Nur bewaffnet mit einem...einem...«
    »Schwert«, sagte das Mädchen. »Man nennt es Schwert. Meine Mutter hat es mir in einem alten Buch gezeigt, als sie noch lebte.«
    »Und er ist wirklich allein gekommen, Robin?«
    »Ja«.
    »Und wenn es eine Falle ist? Wenn ihn die Marsianer geschickt haben, damit er uns hier herauslockt?«
    Der blinde Junge schwieg sekundenlang.
    Er schien zu lauschen. Schließlich flog ein schnelles Lächeln über sein Gesicht, und er schüttelte den Kopf.
    »Es ist keine Falle. Ich habe seine Stimme gehört. Ich erkenne Stimmen, und ich weiß, wann sie lügen...«
    *
    Ein scharfes Knacken.
    Stein splitterte. Die Fesseln rutschten ab, Charru spürte den brennenden Schmerz auf der Haut und das Blut, das über sein Gelenke lief. Schwer atmend hielt er inne. Er hatte versucht, die zähen Stricke über eine Kante zu reiben. Er hatte es in jedem Winkel versucht, an jedem Felsblock, zu dem er sich rollen konnte, aber es war zwecklos. Das Gestein zerbröckelte, sobald er Druck darauf ausübte. Er würde Stunden brauchen, um sich auf diese Weise zu befreien, und so viel Zeit ließen ihm seine Gegner bestimmt nicht.
    Sie hatten sich nur zurückgezogen, um in ihren kranken, zerstörten Hirnen Pläne auszubrüten, wie sie ihren

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