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Söhne der Erde 07 - Die Herren Der Zeit

Söhne der Erde 07 - Die Herren Der Zeit

Titel: Söhne der Erde 07 - Die Herren Der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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wollen nicht sterben. Mit den arideren kann man nicht reden, ihnen kann man nicht helfen. Aber wir wollen leben. Ich habe gehört, wie du von deinem Versteck sprachst. «
    »Es war die Wahrheit. Niemand wird euch dort finden.«
    »Und deine Freunde?«
    Charru verstand den unausgesprochenen Sinn der Frage. Auch diese Kinder waren Opfer der Strahlung. Aber ihr Verstand war wach, sie sahen sich mit den Augen der anderen -und fürchteten deren Blicke.
    Charru hatte Mühe, die jähe, heftige Aufwallung von Mitleid und Zorn niederzukämpfen.
    »Meine Freunde werden euch gefallen«, sagte er ruhig. »Wir haben Kinder bei uns, ihr werdet auch Freunde in eurem Alter finden. Und nun kommt, beeilen wir uns. «
    Er lächelte, als er das Schwert in die Scheide schob, das die Kinder heimlich an sich gebracht hatten, um es ihm zurückzugeben - sozusagen als Faustpfand des neuen Bündnisses.
    Schweigend wandten sie sich dem halb verschütteten Gang zu.
    Der Blinde legte eine Hand auf die Schulter des kleinen Mädchens und bewegte sich erstaunlich geschickt. Charru half einem der Jungen, der sich nur mühsam hinkend fortbewegen konnte. Binnen Minuten hatten sie den Wall aus Steintrümmern überklettert und tasteten sich vorsichtig durch den Gang, der nach draußen führte.
    Auf dem Plateau empfing sie die eisige Kälte der Wüstennacht.
    Sekundenlang verharrten sie, suchten den Himmel ab und atmeten auf, als sie nirgends die Schatten der Robotsonden entdeckten. Charru hatte den Jungen mit den verkrüppelten Füßen hochgehoben. Der Blinde wandte ihm das Gesicht zu: ein schmales, bleiches Gesicht, auf dem ein eigentümlich entrückter Zug lag.
    »Das Versteck - liegt es in der Sonnenstadt?« fragte er.
    »Ja.«
    »Aber die Stadt ist tabu. Sie ist gefährlich. Ich weiß es.«
    »Sie war gefährlich. Ich werde es dir später erklären. «
    Der Junge zögerte, dann nickte er. Seine blinden Augen blickten ins Leere.
    »Ich glaube dir«, sagte er leise. »Ich bin froh, daß du gekommen bist und daß wir dich getroffen haben.
VIII.
    Jom Kirrand warf einen Blick auf den Chronometer.
    »Mitternacht vorbei«, stellte er fest. »Sind die Sonden startklar, General?«
    »Selbstverständlich.« Manès Kanes Stimme drückte aus; daß er die Frage für reichlich überflüssig hielt.
    »Sehr gut. Es durfte genügen, Infrarot-Kameras einzusetzen. Aber wir sollten besser vorher noch einmal sämtliche Funktionen elektronisch durchchecken lassen, oder meinen Sie nicht?«
    Der General nickte. Er hatte zehn Minuten im Relax-Raum hinter sich, aber er fühlte sich trotzdem müde. Die Nervenanspannung. Aktionen wie diese paßten einfach nicht in sein Weltbild, und daß sie notwendig waren, setzte ihm mehr zu, als er wahrhaben wollte.
    Mit leiser, schneidend scharfer Stimme gab er seine Befehle an den technischen Stab.
    »Und wie steht es mit den Experimenten der Herren Professoren?« fragte er den Vollzugschef.
    Jom Kirrand war auch nicht eben bester Stimmung. Das Lächeln, zu dem er sich aufraffte, wirkte etwas gallig.
    »Ich werde es überprüfen«, versprach er. »Und dann wird es vielleicht Zeit, einen Zwischenbericht nach Kadnos durchzugeben. Der Präsident dürfte sich selbst zu dieser späten Stunde für den Fortgang der Angelegenheit interessieren. «
    Auch Kane lächelte. Nicht weniger gallig.
    »Der Präsident ist informiert«, sagte er trocken. »Ich war so frei, bereits vor etwa zwei Stunden Bericht zu erstatten - sicher völlig in Ihrem Sinne. «
    Der Vollzugschef antwortete nicht.
    Er besaß die Fähigkeit, persönlichen Ärger nach Belieben abzuschalten. Als er sich abwandte, waren seine Gedanken schon wieder auf die vor ihm liegenden Probleme konzentriert.
    *
    Wie ein schwarzes Filigran ragten die Türme und Mauerbögen der Ruinenstadt in den Sternenhimmel.
    Charru spürte die mageren Arme des Kindes um seinen Hals, hörte neben sich die ungleichmäßigen, eigentümlich stockenden Schritte der anderen. Das Mädchen und ein anderer Junge stützten den Jüngsten der Gruppe, der ebenfalls nicht richtig gehen konnte. Den Blinden führte Charru vorsichtig mit der freien Hand an der Schulter. Vor Minuten hatte er den Falkenschrei ausgestoßen und Antwort bekommen. Jetzt lösten sich ein paar Gestalten aus dem Schatten des Torbogens und liefen auf ihn zu.
    Karstein, Camelo und Jarlon. Ein paar Schritte hinter ihnen Gerinth und Katalin, deren langes blondes Haar im Wind flog. Abrupt blieben sie stehen und starrten auf die sonderbare Gruppe zwischen

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