Söhne der Erde 07 - Die Herren Der Zeit
den Felsen.
Sprachlose Verblüffung malte sich in ihren Gesichtern. Unter anderen Umständen hätte Charru lächeln müssen, jetzt konnte er es nicht.
»Ihr hattet recht«, sagte er rauh. »Sie lassen nicht mit sich reden, sie wollen einfach nicht begreifen. Nur die Kinder.«
Katalin holte rief Luft, war mit ein paar Schritten heran und nahm den kleinen Jungen aus Charrus Armen. Dabei zuckte sie erschrocken zusammen. Erst jetzt wurde Charru wieder bewußt, wie zerschunden er aussah. Er winkte ab, als Camelo neben ihn trat und nach seinem Arm griff.
»Halb so schlimm! Haben sich die Marsianer gerührt?«
»Bis jetzt nicht. Was ist passiert, Charru?«
»Später!«
Er nahm die Hand des blinden Jungen und lächelte flüchtig, weil sich der Kleine, den seine Kameraden bisher gestützt hatten, nur sehr widerwillig von Karstein tragen ließ. Eilig betraten sie die Stadt und folgten einer der gepflasterten Straßen. Die Augen der Kinder wurden groß, als sie in den gemauerten Schacht in der Mitte des Platzes mit dem Sonnensymbol hinunterstiegen.
Das getarnte Tor schwang auf.
Der blinde Junge blieb stehen, kaum daß er den Tunnel dahinter betreten hatte. Er spürte die Wärme, die von den schimmernden Wänden ausging, spürte vielleicht auch die fremdartige Ausstrahlung des Ortes.
»Was ist das?« flüsterte er. »Wo sind wir?«
Camelo versuchte, es ihm zu erklären, ohne ihn allzusehr zu verwirren. Die anderen Kinder lauschten mit offenen Mündern, benommen vor Staunen. Charru blieb ein Stück zurück, und er protestierte nicht, als Katalin ihn in den kleinen Raum zog, den Indred von Dalarme für sich reserviert hatte und den die anderen, scherzhaft ihre »Hexenküche« nannten.
Hier bereitete sie ihre Kräutermischung und Heiltränke zu, hier hatte ihr Helder Kerr - zur allgemeinen Überraschung - ein Gerät zusammengebastelt, über dem man ohne offenes Feuer und der damit verbundenen Brandgefahr Wasser erhitzen konnte. Die alte Frau hob nur kurz die Brauen: sie, die Heilkundige der Tiefland-Stämme, hatte ihr ganzes Leben lang Männer aus blutigen Kämpfen zurückkehren sehen und wußte mit einem Blick abzuschätzen, wie schlimm es stand. Cori, ihre Enkelin, hob erschrocken die Hand an den Mund. Dann sprang sie sofort auf und begann, eilfertig alle möglichen Beutel und Behältnisse zusammenzusuchen.
Auch Gerinth, Karstein und Jarlon waren in der Tür erschienen.
Die mit Kräutersud getränkten Leinenstreifen, mit denen Cori Charrus Handgelenke verband, linderten sofort den Schmerz der, Verbrennungen. Alle anderen Verletzungen gingen nicht über Schrammen und Abschürfungen hinaus. Nachdem das Blut abgewaschen war, sah es längst nicht mehr so schlimm aus.
Charru hatte die Zeit genutzt, um einen knappen Bericht zu geben, jetzt verließ er mit den anderen Indreds »Hexenküche«.
In dem großen, säulengestützten Gewölbe hatten sich ein paar Dutzend Menschen um die Neuankömmlinge versammelt. Die Kinder drängten sich um den Jungen mit Namen Robin; das kleine Mädchen klammerte sich an seiner Hand fest. Er war offenbar der Anführer - vielleicht aufgrund der besonderen Sensibilität, die ihm seine Blindheit verlieh.
»Ich bin Robin«, sagte er gerade. »Das ist Mariel, das da Eric, die Zwillinge heißen Lar und Kim. Und ihr?«
Camelo fuhr sich etwas hilflos mit dem Handrücken über das Kinn.
Es war Ayno, der plötzlich vortrat. Charru wunderte sich nur einen Moment darüber, bis ihm einfiel, daß sich der Junge am Anfang unter den, Tiefland-Kriegern genauso fremd gefühlt haben mußte wie diese Kinder.
»Ich bin Ayno«, sagte er lächelnd. »Das da sind Derek, Kjell und Jesco. - Und Dayel«,fügte er nach einer winzigen Pause der Selbstüberwindung hinzu. »Kommt! Sicher seid ihr müde und hungrig. Wir werden euch alles zeigen und erklären. «
Robin nickte.
Sein ausgeprägtes Einfühlungsvermögen ließ ihn die Aufrichtigkeit dieses Freundschaftsangebots spüren. Die anderen folgten ihm, schlossen sich ebenfalls der kleinen Gruppe an. Charru sah ihnen nach und lächelte. Äußerlich ließ sich kaum ein größerer Unterschied denken als der zwischen diesen bedauernswerten Geschöpfen und dem stämmigen blonden Derek oder Kjell und Jesco, den rothaarigen Tareth-Vettern. Aber auch die Kinder der Hügelleute stammten aus der Wildnis. Auch sie hatten gelernt, Gefahren zu trotzen und sich zu behaupten. Sie würden sich mit den anderen verstehen.
Charru gab nur einen kurzen Bericht, doch die knappen,
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