Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söhne der Erde 07 - Die Herren Der Zeit

Söhne der Erde 07 - Die Herren Der Zeit

Titel: Söhne der Erde 07 - Die Herren Der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
Vom Netzwerk:
starrte er nach vorn. Etwas östlich von dem Punkt, wo gleich die Zinnen und Türme der Sonnenstadt auftauchen mußten, hing eine rötliche Staubwolke in der Luft. Das Hügelgebiet...Hakon hatte berichtet, daß die marsianische Armee anrückte. Aber Erein konnte, genau wie Shaara und der Nordmann, nichts von der gespenstischen Zukunftsvision wissen, die sich so unerbittlich erfüllt hatte. Er spürte nur ein dumpfes Unbehagen bei dem Gedanken an das Schicksal der Hügelleute und hoffte immer noch, daß es den Marsianern nicht gelungen war, ihre Opfer zu entdecken.
    Ein paar Minuten später begrub er diese Hoffnung.
    Deutlich erkannte er jetzt die Umrisse der Hügellandschaft. Umrisse, die sich auf gespenstische Weise verändert hatten. Einzelne Felsformationen waren einfach verschwunden. An anderen Stellen funkelte und glitzerte das Gestein wie Glas: verbrannte, halb geschmolzene Flächen. Kein Zweifel, daß dort schwere Laserkanonen gewütet hatten. Erein spürte, wie sich seine Kehle zuschnürte, und biß die Zähne zusammen.
    Er flog einen weiten Bogen nach Osten, tastete sich vorsichtig an die tote Hügellandschaft heran.
    Einmal riskierte er es, den Jet ein Stück steigen zu lassen. Zwischen zwei aufgerissenen, trümmerbesäten Steilhängen öffnete sich der Blick auf die Wüste im Süden. Eine leere Wüste. Kein Zeichen von Leben. Die Marsianer waren abgerückt, nachdem sie ihr Vernichtungswerk vollendet hatten.
    Für die Terraner war die Gefahr offenbar vorbei.
    Aber Erein von Tareth konnte keine Erleichterung empfinden.
    *
    »Sie sind Kinder«, sagte Katalin leise. »Sie werden vergessen.« Charru nickte nur. Sie standen in einem der großen Räume, die sie für Archive hielten, und sahen zu, wie das Mädchen Mariel und die drei kleineren Jungen das Wunder eines Monitors betrachteten, auf den man durch Knopfdruck bunte Bilder zaubern konnte. Es war Beryl von Schun gewesen, der auf diese Idee gekommen war. Helder Kerr suchte nach Bild-Programmen, die nicht zu nüchtern und technisch waren. Der Marsianer wirkte schweigsam und in sich gekehrt. Man sah ihm an, daß ihm das Schicksal dieser verkrüppelten, vom Schicksal, geschlagenen Kinder unter die Haut ging.
    Sein Leben lang hatte er gewußt, daß innerhalb der Vereinigten Planeten schwere Mißbildungen, gleichgültig ob angeboren oder erworben, unter die Euthanasie-Gesetze fielen.
    »Es sind Geisteskranke und Kriminelle«, hatte er noch ,vor kurzem gesagt und damit die Meinung ausgedrückt, daß ihre Liquidierung völlig rechtens und in Ordnung sei.
    Aber er hatte die Menschen, deren Leben mit einem Federstrich ausgelöscht wurde, nie gesehen. Jetzt sah er die Tränenspuren in den Gesichtern der Kinder, sah das Staunen in ihren Augen, spürte das aufkeimende Vertrauen, das auch ihn einschloß, da sie nicht wußten, daß er nicht zu den anderen gehörte. Seine sonst so hochmütigen marsianischen Züge spiegelten deutlich die Verwirrung, die er empfand.
    Robin, der die Bilder nicht sehen konnte, war mit Ayno irgendwo verschwunden.
    Dayel hatte offenbar nicht gewagt, sich ihnen anzuschließen. Charru beobachtete den jungen Akolythen für ein paar Sekunden. Sein Blick hing unverwandt an den vier Kindern. Vermutlich hatte er zum erstenmal in seinem Leben den Eindruck, Menschen gegenüberzustehen, von denen er annahm, daß sie sich noch verlorener, noch hilfloser und bedrohter fühlten als er ,selbst. Seine Augen spiegelten ein Gefühl, daß er nie zuvor empfunden hatte: Mitleid und den Wunsch zu helfen.
    Das gleiche Gefühl, das Helder Kerr in sich selbst zu verleugnen versuchte und das ihn doch dazu brachte, verbissen in dem Archiv der Fremden nach Bildern zu suchen, die sich dafür eigneten, Kinder von ihrem Kummer abzulenken.
    Ein Gefühl, das den Marsianern normalerweise nicht gestattet wurde, dachte Charru bitter. Weil man es als Schwäche betrachtete, als Triebfeder unlogischer Handlungen, als gefährliche Unvernunft...
    »Charru?«
    Es war Kormak, der ihn unterbrach. Er wandte sich um. »Ja?« »Erein ist mit dem Jet aus der Wüste zurück...«
    »Ein Jet? Ein richtiger Jet? So wie auf dem Bild vorhin?«
    Die Stimme des kleinen Mädchens klang aufgeregt. Auch in den Augen der anderen Kinder schien die Neugier für eine Weile das Grauen der Erinnerung zu überwiegen. Charru lächelte.
    »Ein richtiger Jet«, bestätigte er. »Wollt ihr mitkommen und ihn euch anschauen?«
    Sie wollten nur zu gern.
    Diesmal hatte der Junge mit dem Namen Eric auch nichts

Weitere Kostenlose Bücher