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Söhne der Erde 07 - Die Herren Der Zeit

Söhne der Erde 07 - Die Herren Der Zeit

Titel: Söhne der Erde 07 - Die Herren Der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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sah er, daß Katalin und Ayno ihnen folgten. Sie erreichten den freien Platz vor dem Turm, und gleichzeitig hörten sie zum zweitenmal die Serie krachender Detonationen.
    So, wie der gespenstische Blick in die Zukunft es ihnen gezeigt hatte!
    Genauso! Nur, daß ein paar Menschen weniger sterben würden. Die Kinder waren hier, fünf gerettete Opfer. Irgendwo in der Dunkelheit der roten Ruinen verbargen sie sich und sahen zu, wie ihre Familien, ihre Freunde, ihre ganze Welt brutal vernichtet wurden.
    jetzt ließ es sich nicht mehr verhindern.
    Charru hörte einen abgerissenen, erstickten Laut, als er die Wendeltreppe hinauflief. Ein schmerzhafter Krampf zog durch seine Magengrube. Das Turmzimmer war leer. Ein paar Stufen führten zu der Plattform hinauf.
    Dort standen sie und starrten durch die zerbröckelnden Schießscharten.
    Der blinde junge lehnte zusammengekauert an den Steinen des Zinnenkranzes, das Gesicht in den Händen verborgen.
    Er war der einzige, der die Schritte hörte. Als er aufsprang, glitzerten Tränen auf, seinen Wangen. Tastend streckte er die Hände aus. Mit zwei Schritten stand Charru bei ihm.
    »Robin...«
    »Charru von Mornag?«
    »Ja.«
    »Bring sie hier weg! Bitte! Bring sie hier weg!«
    Es war nicht mehr nötig.
    Der Anblick der kopflos fliehenden Menschen und der feuernden Laserkanonen war mehr, als die Kinder ertragen konnten. Die kleineren jungen taumelten zurück, klammerten sich schluchzend aneinander. Das Mädchen, Mariel, flüchtete sich in Katalins Arme. Ayno und Camelo kümmerten sich um die anderen. Sie waren Kinder. Und sosehr sie auch vorher an kleine Wildkatzen erinnert hatten - jetzt konnten sie nur noch weinen.
    Robin stand still da, lauschend, die blinden Augen ins Leere gerichtet.
    Charru hatte dien Arm um seine mageren Schultern gelegt. Er ahnte, daß die Bilder, die der Blinde in seiner Phantasie sah, vielleicht noch schlimmer waren als die Wirklichkeit.
    »Sie sind alle tot, nicht wahr?« flüsterte der Junge.
    Es war sinnlos zu lügen.
    »ja«, sagte Charru mit einer Stimme, die ihm selbst fremd vorkam.
    »Warum? Warum?«
    »Sie haben vier Vollzugspolizisten getötet...«
    »Aber es ist nicht gerecht! Warum haben sie alle umgebracht? So viele Menschen! Warum haben sie uns gejagt? Warum mußten wir uns verstecken? Warum mußten wir all die Jahre so leben - wie Tiere?«
    Charrus Blick wanderte zu den Hügeln, über denen roter Dunst hing. Und die Stille des Todes.
    »Ich weiß, daß es nicht gerecht ist«, sagte er leise. »Sie verfolgen und vernichten, was sie fürchten, was nicht in ihre Welt paßt. «
    »Das ist keine Antwort!«
    »Nein, es ist keine Antwort. « Charru spürte das Beben der mageren Schulter unter seiner Hand, und er hörte den rauhen, bitteren Ton seiner eigenen Stimme. »Ich kenne die Antwort nicht, Robin. Sie haben auch uns verfolgt. Wir sind Flüchtlinge, genau wie eure Leute es waren. «
    »Aber ihr seid doch keine Marsianer?«
    »Unsere Vorfahren stammten von der Erde. Die Marsianer haben uns gefangengehalten, als Forschungsobjekte benutzt.«
    »Als - Forschungsobjekte?«
    »In einer eigenen, abgeschlossenen Welt, ja. In einer Miniaturwelt unter einer Kuppel, die sie Mondstein nannten...«
    Langsam und ruhig begann Charru zu erzählen.
    Er spürte, daß der junge gebannt lauschte, daß er das schreckliche Geschehen für einen kurzen Augenblick fast vergessen hatte. Und ein wenig Vergessen brauchte er bitter nötig.
    Stumm hörte er zu.
    Manchmal schauerte er zusammen, und ab und zu flammte sein blasses Gesicht vor Empörung auf. Vieles ließ Charru aus, weil es zu grausam war. Dafür sprach er von seiner Begegnung mit Simon Jessardin, von den Zielen der Marsianer, von der Furcht, mit der sie sich an ihre Ordnung und Sicherheit klammerten. Er wollte keinen Haß, keine Rachsucht wecken. Aber er ahnte, daß es in dieser Hinsicht wohl wenig gab, das die Jahre des elenden Vegetierens in der Wildnis nicht schon geweckt hatten.
    Robin blieb lange stumm, das Gesicht den Hügeln zugekehrt. Ein Gesicht, das der seltsam in sich gekehrte, gedankenverlorene Ausdruck älter wirken ließ, als es seinen zwölf Jahren entsprochen hätte.
    Als er sich abwandte, drängte er sich dichter an den Mann, dem er von Anfang an vertraut hatte. Gemeinsam stiegen sie die Treppe zum Fuß des Turms hinunter.
    *
    Der Jet glitt dicht über dem Boden dahin und hielt sich im Schutz der Felsen.
    Erein von Tareths roter Schopf leuchtete unter der Kuppel. Aus zusammengekniffenen Augen

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