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Söhne der Erde 07 - Die Herren Der Zeit

Söhne der Erde 07 - Die Herren Der Zeit

Titel: Söhne der Erde 07 - Die Herren Der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Sonnenstadt waren keine Feinde. Charru starrte auf die große gewölbte Fläche, sah das düstere Flimmern und hielt den Atem an, als sich endlich ein Bild aus der Schwärze schälte.
    Auf dem Schirm erschien eine weiße Kugel. »Das ist deine Heimat, Charru«, sagte die Stimme ruhig. »Terra! Die Erde! So sah sie aus, als wir das erste Mal dort landeten. Ein Eisball.«
    »Wann war das?« fragte Charru, seinen Blick wie gebannt auf den Planeten gerichtet, der immer näher kam, größer wurde, dessen Konturen sich deutlicher abzeichneten.
    »Zeit! Die Natur der Zeit wirst du niemals begreifen. Sagen wir, daß die Erde seit damals mehr als hunderttausendmal um die Sonne gereist ist. «
    Die Eiskugel verschwand vom Bildschirm.
    Mit jäher Plötzlichkeit wechselten die Farben. Charru starrte auf eine üppig grüne Landschaft, wie er sie weder in der Miniaturwelt unter dem Mondstein noch auf dem Mars je gesehen hatte.
    Auf einer Wiese am Wasserlauf, umsäumt von wucherndem Wald, spielte sich vor dem Hintergrund eines Kraterbergs, aus dem trübe Rauchwolken stiegen, eine packende Jagdszene ab. Mit Steinen und Faustkeilen bewaffnet, erlegten drei Wilde ein fremdartiges Tier. Die gedrungenen, kräftigen Körper der Jäger waren dicht behaart. Zottig fiel der Kopfbewuchs in die niedrigen Stirnen. Breit vorstoßende Kiefer und kraftvolle Gebisse, platte Nasen und kleine, unter wulstigen Brauen verborgene Augen - das alles ließ Charru vergeblich nach Vergleichsmaßstäben suchen.
    »Und das sind Erdenmenschen?« fragte er mit Zweifel in der Stimme.
    »Eure Vorfahren, ja! Affen, Primaten! Sie waren primitiv, aber die Verhältnisse auf eurem Planeten bewiesen, daß ihnen die Zukunft gehörte. Sie erschienen uns tauglich genug für eine genetische Manipulation. «
    »Für...was?«
    »Für einen gezielten Eingriff in das Erbgut. Wir haben die Bausteine des Lebens so programmiert, daß sich aus diesen primitiven Wesen echte Erdenmenschen entwickeln konnten.«
    Charru hielt den Atem an. Er brauchte Zeit; um zu begreifen.
    »Warum habt/ihr das getan?« fragte er.
    »Selbsterhaltungstrieb«, antwortete der Unsichtbare lakonisch. »Alle lebenden Wesen haben in ihrem genetischen Code den Drang, sich zu behaupten, zu entwickeln und zu vermehren. Eine fremde Rasse hatte damals den größten Teil unseres Volkes vernichtet und uns aus unserer Heimat vertrieben. Wir mußten einen neuen Anfang setzen, uns Ebenbilder schaffen. Also schickten wir Expeditionen aus und durchsuchten die Galaxien nach geeigneten Basen. In diesem Sonnensystem fanden wir zwei davon: die Erde und den Mars. «
    »Auch den Mars? Bevor die Flüchtlinge von der Erde kamen?«
    »Richtig«, sagte die Stimme. »Bist du nicht selbst mit den letzten überlebenden des alten Mars zusammengekommen?«
    Charru schloß die Augen.
    Die Erinnerung war scharf, ätzend, Menschen, die in Reservaten lebten, wie Tiere, von Drogen ihres Willens und ihrer Menschlichkeit beraubt. Ja, er war mit ihnen zusammengekommen - sofern man von »zusammenkommen« sprechen konnte bei Menschen, die den anderen anschauten, ohne ihn zu sehen, die aneinander vorbeigingen, ohne sich wahrzunehmen, die den Tag in Schweigen und Gleichgültigkeit verbrachten. Nichts auf dem Mars hatte ihn; Charru, tiefer und nachhaltiger getroffen als der Anblick dieser Menschen. Und nichts hatte ihm deutlicher gemacht, daß es für sein Volk auf diesem Planeten keinen Platz zum Leben gab.
    »Sie sollten eure Ebenbilder werden?« fragte er heiser.
    »Ja, Charru«.
    »Und jetzt? Jetzt laßt ihr zu, daß sie elend krepieren?«
    »Wir mußten auch die Katastrophe auf der Erde geschehen lassen«, sagte die Stimme emotionslos. »Die Entwicklung, die Evolution, wird nicht allein beeinflußt von genetischen Variationen, sondern in besonderem Maße auch von der natürlichen Auslese, der Selektion. Beides bildet neue Fähigkeiten und schützt die Arten. «
    Charru starrte ins Leere. Er spürte die Spannung in seinen Händen und streckte die Finger, um sie nicht zu Fäusten zu ballen.
    »Auslese«, wiederholte er. »Ihr habt ausgelesen. Und die alten Marsstämme - habt ihr weggeworfen wie ein Spielzeug, das euch nicht mehr gefiel!«
    »Nicht wir lesen aus«, sagte die Stimme kühl. »Der Mensch lebt im Gegensatz zum Tier für die Zukunft, nicht für die Gegenwart. Und auch wir können das unerbittliche Gesetz nicht ändern, das nur die Besten in die Zukunft führt.«
    Charru schloß die Augen.
    Er wußte, es war richtig und vernünftig,

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