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Söhne der Erde 08 - Sucher der Zukunft

Söhne der Erde 08 - Sucher der Zukunft

Titel: Söhne der Erde 08 - Sucher der Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U.Wiemer
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gerichtet. Hinter ihm auf der Galerie versuchte Jarlon verzweifelt den Griff des Wurfdolchs locker in seinen verkrampften Finger zu halten. Er war kreideweiß geworden, seine Kiefermuskeln traten hervor. Er wußte, er hatte mit diesem Wurfdolch noch nie das Ziel verfehlt. :Aber seiner Treffsicherheit hatte auch noch nie jemand so einfach sein Leben anvertraut. Jarlon biß die Zähne zusammen. Während er mit angehaltenem Atem Zai-Caroc: Hände beobachtete, brach ihm der Schweiß aus allen Poren.
    »Sie haben keine Namen«, flüsterte der Priester. »Sie sind unsichtbar...Mich haben sie erwählt! Mich...«
    »Hast du sie gerufen, Zai-Caroc? Bist du hinunter in ihre Halle gegangen?«
    »Sie haben mich erhört...Sie haben mich erwählt...«
    »Geprüft haben sie dich, Zai-Caroc. Sie sind keine Götter, aber sie sind mächtig. Ihr Gesetz ist der Frieden. Du jedoch stehst hier mit einer tödlichen Waffe in der Hand. Du hast ihre Botschaft nicht verstanden.« ,
    Das Gesicht des Priesters verzerrte sich.
    »Keine Götter?« kreischte er. »Keine Götter, sagst du? Lüge Lüge! Lüge...«
    Charru sprang aus dem Stand.
    Wie eine Katze schnellte er auf Zai-Caroc zu, unterlief das Lasergewehr, fegte die Waffe mit dem Unterarm beiseite. Ein Fausthieb traf das Gelenk des Priesters, gleichzeitig ließ ihn der Anprall von Charrus Schulter rückwärts taumeln. Die Waffe klirrte zu Boden, und Zai-Caroc brach stöhnend zusammen.
    Im nächsten Augenblick waren ein paar Tiefland-Krieger zur Stelle, um ihn zu bändigen.
    Charru wandte sich um. Mit einem Blick erfaßte er die Bewegung jenseits der Tür, das Wehen der blutroten Robe.
    »Bar Nergal!« peitschte seine Stimme.
    Der Oberpriester zuckte zusammen.
    Er hatte sich eilig davonmachen wollen, jetzt verharrte er, drehte sich um und machte einen Schritt auf die Galerie, das fahle Totengesicht starr und unbewegt.
    Für eine Sekunde kreuzten sich ihre Blicke.
    Eine Sekunde, in der wieder alles lebendig wurde, was in der Vergangenheit geschehen war. Jahrelang hatte der Haß geschwelt. Jahrelang hatten in der Welt unter dem Mondstein der Oberpriester des Tempeltals und der König von Mornag die äußersten Gegensätze verkörpert: maßloses Machtstreben auf der einen Seite und zähe, mutige, oft verzweifelte Selbstbehauptung auf der anderen. Charru starrte in die Augen des fanatischen Greises und atmete scharf ein.
    »Halt deine Priester im Zaum, Bar Nergal!« sagte er hart. »Wir haben euch gesagt, daß die Unsichtbaren keine Götter sind, wir haben euch gesagt, daß ihr sie nicht zu fürchten braucht...«
    Das Gesicht unter dem kahlen Schädel verzerrte sich.
    »Gesagt! Gesagt!« zischte der Oberpriester verächtlich. »Worte!«
    »Nennst du mich einen Lügner, Bar Nergal?«
    Haß brannte in Bar Nergals Augen. Sein glühender Blick verriet, was er dachte. Aber er sprach es nicht aus. Er wagte es nicht. Nicht in dieser Stille, in der sich alle Köpfe dem Greis in der roten Robe zugewandt hatten und mühsam beherrschter Zorn fast greifbar in der Luft knisterte.
    Mit einer abrupten Bewegung raffte Bar Nergal sein blutrotes Gewand und eilte davon. Seine Anhänger folgten ihm hastig. Bis auf Dayel, den jungen Akolythen. Und bis auf Zai-Caroc, den Kormak immer noch am Kragen hielt und um dessen Schicksal sich die anderen Priester kümmerten.
    »Was machen wir jetzt mit ihm?«fragte Kormak grimmig.
    Charru hob die Achseln.
    »Laß ihn los«, sagte er müde. »Er kann jetzt nichts mehr anrichten. Es genügt, in Zukunft etwas besser auf die Waffen aufzupassen. «
IV.
    Eine halbe Stunde später stiegen Charru und Helder Kerr die schmale, endlos lange Treppe in das Gewölbe hinunter.
    Der Marsianer hatte die Zähne zusammengebissen. Er glaubte immer noch nicht an das, was er gehört hatte. Die Überzeugung, daß die marsianische Wissenschaft unfehlbar sei, steckte zu in ihm. Aber er zweifelte, er war seiner Sache nicht sicher, und ein Ausdruck verborgener Furcht lag in seinen Augen.
    »Unglaublich tief«, murmelte er. »Das alles muß älter als Sonnenstadt sein.«
    »Und die Sonnenstadt ist älter als Kadnos und alles, was auf dem Mars gebaut habt«, nickte Charru. »Habt ihr eigentlich die Geschichte der alten Marsstämme erforscht?«
    »Wozu? Sie waren primitiv. Im Stadium der irdischen Bronzezeit.« Er schwieg abrupt, als ihm einfiel, daß sich die Wissenschaft vielleicht auch in diesem Punkt geirrt hatte.
    »Sie waren nicht primitiv. Für euch sind sie wie aus dem Nichts gekommen, aber sie

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