Söhne der Erde 08 - Sucher der Zukunft
Mornag...«
Cori unterbrach sich, weil Indred nach ihr rief.
Lara sah ihr nach. Jetzt verstand sie Katalins Blicke. Und sie biß sich heftig auf die Lippen, weil sie sich sekundenlang wie ein Eindringling in einer Welt fühlte, zu der sie nicht gehörte.
*
Eine glänzende Kuppel füllte den Bildschirm aus.
Eine Kuppel, die Charru im ersten Moment an den Mondstein erinnerte. Aber sie stand auf der Marsoberfläche, die roten Wüsten ringsum verrieten es. Und sie war gigantisch.
»Kadnos«, erklärte Ktaramons leidenschaftslose Stimme.
»Überkuppelt, da die Marsatmosphäre zunehmend dünn wird. Die alten Stämme existieren nicht mehr. Die neuen Menschen verließen sich zu sehr auf ihre Technik, um noch fähig sein, sich den veränderten Naturgesetzen anzupassen.«
»Kadnos überkuppelt?« Helder Kerrs Frage klang tonlos.
»Alle Städte des Mars liegen unter Kuppeln. Aber die Verdünnung der Atmosphäre ist nicht das wichtigste Problem.«
Das Bild wechselt.
Auf dem Schirm erschien ein breiter, ausgetrockneter Graben. In einer unregelmäßigen Schleife zog er sich durch flaches, staubiges Land.
»Der Nordkanal!« stieß Kerr hervor. »Aber das ist nicht möglich, das...«
»Wassermangel«, kommentierte Ktaramon gelassen. »Ein Planet stirbt. Dies ist der Augenblick, in dem die Marsianer endlich beschließen, sich nicht auf das Sonnensystem zu beschränken, sondern auf die interstellare Raumfahrt zu setzen. Lebensraum auf fremden Planeten heißt das Ziel...«
Schiffe erschienen auf dem Schirm.
Neuartige Schiffe, neuartige Antriebe. Dann das Innere einer Pilotenkanzel. Aber kein Mensch war zu sehen, nur eine Gruppe schlanker zylindrischer Metallkörper, die auf Luftkissen glitten, emsig und rastlos Greifarme und dünne Drahtfühler bewegten.
»Menschen haben das Sonnensystem erobert«, erläuterte Ktaramon. »Aber den Marsianern erscheint der Mensch zu unzuverlässig für die interstellare Raumfahrt. Kyborgs sollen die Sache nach neuen Planeten übernehmen. «
Charru kannte den Begriff nicht.
Aber Helder Kerr fuhr auf, einen Ausdruck ungläubigen Schreckens in den Augen.
»Kyborgs?«
»Kyborgs«, wiederholte Ktaramon ruhig. »Kybernetische Organismen. Perfekte Maschinen. Verbunden mit dem perfektesten Computer, den die Welt je sah: dem menschlichen Gehirn.«
Charru hielt den Atem an.
Er begriff nicht sofort. Nicht einmal, als der Bildschirm zeigte, wie eins dieser Wesen entstand. Ein isoliertes Hirn in einer Kapsel. Nervenimpulse, die Werkzeuge steuerten und mit Aufnahmeorganen verbunden waren. Mikrophon und Fernsehaugen. Radaraufnahme, Rezeptoren für Wärme und Licht, unhörbaren Schall, jede Art von Strahlung. Energieschirme, die das Wesen schützten, Waffen, die es in die Lage versetzten, sich zu verteidigen. Gebannt blickte Charru auf den Schirm. Aber was die Bilder wirklich bedeuteten, im menschlichen Sinne bedeuteten, begriff er erst, als er den großen Raum sah, der ihn an die Organbank in Kadnos erinnerte - die Anlage, in der in Behältern mit Nährflüssigkeit die Gehirne winziger Embryos für ihre künftige Aufgabe herangezüchtet wurden.
»Kyborgs steuern die ersten Raumschiffe ins All«, fuhr Ktaramon fort. »Kyborgs übernehmen einen Großteil aller anfallenden Arbeiten auf dem Mars. Kyborgs brauchen keine Luft zum atmen und keine Druckanzüge in der dünner werdenden Atmosphäre. Kyborgs kommen mit einem Minimum an Wasser, Sauerstoff und Nährstoffen aus. Für Kyborgs ist der Planet bewohnbar.«
Die Bilder wechselten.
Ein veränderter Mars, wimmelnd von perfekten Maschinenwesen, die ihre hangarähnlichen Behausungen überall erbauten: in den Wüsten, den ausgetrockneten Kanälen, sogar auf den Polkappen. Die Schächte neuer Bergwerke wurden tief in den Boden getrieben. Die rastlosen Kyborgs verdoppelten, verdreifachten die Förderung von Bodenschätzen, um den Energiebedarf der Menschen unter den Kuppeln zu befriedigen. Riesige Tanker-Raumschiffe wurden gebaut. Kyborgs steuerten sie zu wasserreicheren Planeten, um auch dieses Problem zu lösen. Und dann...
Kuppeln, die in sich zusammensanken.
Die gigantischen Blitze explodierender Atomkraftwerke. Di Maschinenwesen fürchteten keine Radioaktivität, denn die Menschen hatten nicht versäumt, die isolierten Gehirne mit einem perfekten Strahlenschutz zu umgeben.
»Kyborgs übernehmen die Macht auf dem Mars«, sagte Ktaramon ohne jedes Zeichen einer Gemütsbewegung. »Auf dem roten Planeten ist die Menschheit ausgelöscht. Heute
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