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Söhne der Erde 10 - Aufbruch Ins Gestern

Söhne der Erde 10 - Aufbruch Ins Gestern

Titel: Söhne der Erde 10 - Aufbruch Ins Gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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mußte sich immer wieder gegen das Gefühl wehren, daß in dieser heißen, lastenden Stille etwas wie die Ahnung kommen den Unheils lag.
    Irgendwo intonierte Bar Nergal seine endlosen Litaneien.
    Charru lehnte im Schatten an einer Gebäudewand. Er wußte daß er keinen Schlaf finden würde. Genausowenig wie die anderen, mit denen er weitere Einzelheiten des Plans besprochen hatte. Camelo stand neben ihm und riß mit dem Fingerna gei immer wieder dieselbe Saite der Grasharfe an.
    »Hoffentlich hält dieser Priester den Mund, bevor er ihm gestopft wird«, murmelte er.
    »Hoffentlich hältst du deine Finger bald im Raum«, antwortete Gillon gereizt.
    »Spiel was Vernünftiges«, schlug Karstein vor. »Wir könne alle etwas Ablenkung gebrauchen. «
    Camelo zuckte die Achseln und löste die Grasharfe vom Gürtel. Seine Finger schlugen einen schnellen, aufpeitschenden Rhythmus an, und selbst die Melodie der Ballade, die den legendären Schmied von Schun besang, wirkte verwandelt.
    Der kleine Robin, der mit Mariel zum Kratersee hinüberschlenderte, schauerte zusammen.
    Er lauschte auf die fernen Klänge, die nach einer Weile mit einem schrillen Laut abbrachen. Mariel stieß mit nackten Zehen Steinchen vor sich her. Staub wirbelte auf. Robin schmeckte ihn auf der Zunge, und er spürte den schwachen Metallgeruch, der ihm zeigte, daß sie an einem der Zäune vorbeigingen.
    Mariel brütete stumm vor sich hin. Ihr kleines Gesicht wirkte düster. Das Mädchen sprach selten seit damals, als die drei anderen vor ihren Augen gestorben waren. Sie konnte nicht ,vergessen, was in den Hügeln geschehen war. Auch Robin konnte es nicht, aber er spürte, daß in Mariels Haß etwas Krankhaftes lag, das sich gegen sie selbst kehrte.
    »War es hier?« fragte er leise.
    »Was?«
    »Kim und Lar und Eric. «
    »Hör auf!« fauchte Mariel. »Es ist schlimm genug, daß ich hier sein muß. «
    »Wir bleiben ja nicht hier. Wir werden zur Erde fliegen. Die Erde ist grün und schön und... «
    Sie ist nicht grün und schön! Die Erde ist verbrannt und kaputt. Sie haben es gesagt.«
    »Wer?«
    Mariel antwortete nicht. Aber Robin erwartete auch keine Antwort. Für Mariel gab es nichts Schönes mehr, weil sie es nicht sehen wollte, weil sie die Augen davor verschloß und blinder war als er.
    ,»Die Erde kann nicht nur verbrannt sein«, sagte er beharrlich.
    »Helder Kerr hat erzählt, daß dort Menschen leben. Daß es an manchen Stellen Wälder und Sümpfe gibt wie auf der Venus. Und etwas, das sie Schnee nennen. Es ist weiß und kalt und... «
    »Ich will nicht dorthin!« stieß Mariel hervor. »Nirgendwo hin! Ich will fort, hörst du? Fort! Fort... «
    »Mariel! Warte!«
    Er spürte, daß sie vor ihm davonlief, streckte die Hand aus, doch er konnte sie nicht mehr erreichen. Irgendwo polterte eir Stein. Robin lauschte, hielt den Atem an. Furcht packte ihn. Er hatte gewollt, daß sie ihn anschrie, daß sie zornig wurde oder weinte. Aber jetzt...
    »Mariel! Bleib hier!«
    Er hörte ihre Schritte, erfaßte mit dem sensiblen Wahrnehmungsvermögen des Blinden, daß sie die steile Kraterwand hinaufkletterte. Er wußte, daß sie klettern konnte wie eine Katze. Die Angst in seinem Innern hatte keinen konkreten greifbaren Grund, aber von einer Sekunde zur anderen schien sie ihm das Herz zusammenzupressen.
    »Mariel!« schrie er verzweifelt.
    Er konnte nicht sehen, daß sie längst den Kraterrand erreicht hatte, daß sie in einer Staubwolke an der steilen Außenwand hinunterrutschte, stürzte, wieder aufsprang und blind vor Tränen weiterrannte. Robin fühlte nur die schreckliche, herzbeklemmende Angst, die er sich nicht erklären konnte. Auch er begann zu rennen. Schon nach drei, vier Schritten stolperte er prallte hart zu Boden - und hörte im gleichen Augenblick das unmenschliche Fauchen, das ihn wie ein Stich ins Hirn traf.
    Nur ein Tier fauchte so.
    Er hörte es hecheln, hörte ein trockenes, schabende Geräusch und ein unheimliches Tappen. Mit einer wilden Bewegung sprang Robin auf, aber er wußte, daß es zu spät war.
    Mariel schrie.
    Ein gellender, langgezogener Schrei.
    Ein Schrei in Todesangst, der die lastende Stille zerschnitt wie ein Messer.
    *
    Charru zuckte zusammen.
    Der Krater war groß, aber jedes Geräusch wurde weit in der heißen Stille getragen. Ein Schrei, kein Zweifel. Irgendwo aus der Richtung des Sees, der die Forschungsstation mit Wasser versorgt hatte und von einer unterirdischen Quelle gespeist werden mußte.
    Charru rannte

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