Söhne der Erde 10 - Aufbruch Ins Gestern
Sie. Wir haben es mit einer bewaffneten Streitmacht zu tun, und unsere Chancen sind ohnehin nicht überwältigend.«
Kerr nickte. Sein blasses Gesicht verriet den inneren Zwiespalt. Er hatte sich entschieden, den Terranern zu helfen. Es war klargewesen, daß er sie damit zugleich im Kampf gegen die Marsianer unterstützte, aber das war ihm nie vorher in dieser Schärfe bewußt geworden.
»Ich möchte mitkommen«, sagte er. »Vielleicht läßt sich das Schlimmste verhindern, wenn jemand da ist, auf den notfalls auch ein marsianischer Offizier hört. «
»Möglich«, nickte Charru.
»Und ich auch!« meldete sich der Hüne von den alten Marsstämmen. »Ihr habt für mich gekämpft, jetzt will ich für euch kämpfen. «
»Gut, Hunon. Wir nehmen die Jets, aber mindestens zwei von den Fahrzeugen müssen sich wieder zum Krater zurückziehen, da wir auf keinen Fall riskieren dürfen, daß sie zerstört werden. Gillon, du leitest das Ablenkungsmanöver. Ich übernehme den Stoßstrupp und... «
»Das können Sie nicht«, sagte Helder Kerr sachlich.
»Und warum nicht?«
»Weil Sie recht damit haben, daß es bei diesem Unternehmen nur zu leicht Tote geben kann. Und weil darunter auf keinen Fall einer der beiden Piloten sein darf. Also weder Sie noch Camelo und auch nicht Beryl oder sonst jemand, der im Schiff eine bestimmte Aufgabe hat, die kein anderer übernehmen kann.«
Charru schwieg. Er wußte, daß er dem Argument nichts entgegensetzen konnte.
»Gut.« Seine Stimme klang gepreßt. »Also übernehmen Kerr und ich den Jet. Wenn es schiefgeht, muß ohnehin jemand da sein, der die anderen alarmiert.«
»Und die anderen haben dann immer noch eine Chance, weil die Marsianer völlig durcheinander sein werden«, sagte Gillon von Tareth nüchtern. »Ich schlage vor, daß wir uns auf Gruppen von je fünf Mann beschränken. Wenn sie mehr Gegner sehen, werden die Wachen nicht einmal den Versuch wagen, uns lebendig einzufangen. «
»Einverstanden. Aber wir müssen die Dunkelheit abwarten. Bis dahin sollte jeder versuchen, sich so gut wie möglich auszuruhen.«
Charru erhob sich.
Sein Blick streifte Shamala. Der Priester hatte mit einem düsteren, brütenden Ausdruck in den Augen zugehört. Jetzt wandte er sich rasch ab und verließ das Gebäude, aber Charru wußte, daß es so oder so sinnlos gewesen wäre, mit ihm zu sprechen.
Auch Lara Nord hatte wortlos zugehört.
Unter dem blonden, helmartig geschnittenen Haar wirkte ihr Gesicht blaß und angespannt. Sie sah Charru nach, der neber Gerinth auf den staubigen Platz hinaustrat, in ein leise; Gespräch vertieft. Lara spürte einen schmerzhaften Stich des Angst. Charrus Blick war über sie hinweggeglitten, als sehe sie nicht. Sie wußte, daß sie in dieser Situation nichts anderes erwarten durfte, doch das änderte nichts daran, daß sie sich plötzlich Lichtjahre von ihm entfernt fühlte.
Abrupt wandte sie sich zu Helder Kerr, der neben ihr stehengeblieben war.
»Sag mir die Wahrheit, Helder«, bat sie leise. »Hat dieses Wahnsinnsunternehmen überhaupt eine Chance?«
Er zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht, Lara. «
»Und was glaubst du?«
Er zögerte. Noch vor wenigen Tagen hätte er das Problem kühl, sachlich und emotionslos beurteilt. Jetzt konnte er das nicht mehr.
»Wenn du die Wahrheit wissen willst - geringe Chancen«, sagte er schließlich. »Falls es jemand schafft, bis ins Schiff vorzudringen, kann er die Energiewerfer als Druckmittel einsetzen und notfalls benutzen, um für die anderen einen Korridor freizuhalten. Aber das wissen auch die Wachen. Sie werden nicht zulassen, daß jemand in die »Terra« eindringt. «
»Also hältst du es für unmöglich, sie wirksam genug abzulenken?«
»Was heißt schon unmöglich? Ich weiß es wirklich nicht, Lara.«
»Warum hast du Charru nicht gesagt...«
»Das braucht ihm niemand zu sagen. Er kennt das Risiko. Er hat keine Wahl. « .
Lara schwieg.
Langsam trat sie nach draußen in die heiße, flirrende Luft, und sekundenlang glaubte sie, trotz der brennenden Sonne zu frieren.
IV.
Unter dem Schutzzelt der mobilen Basis herrschte angenehme Kühle.
General Kane hatte sich in den Relax-Raum zurückgezogen.
Jom Kirrand war draußen und beschäftigte den Vollzug mit Aufräumungsarbeiten, um die angeschlagene Disziplin wieder herzustellen. Es würde ihm wohl schnell gelingen. Die Vollzugspolizisten waren nicht daran gewöhnt, selbständig zu denken. Wenn es darauf ankam, trauten sie den Worten ihre Vorgesetzten
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