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Söhne der Erde 10 - Aufbruch Ins Gestern

Söhne der Erde 10 - Aufbruch Ins Gestern

Titel: Söhne der Erde 10 - Aufbruch Ins Gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Sie hatten keinen Grund, die »Terra« genau zu inspizieren, nachdem das Zeitfeld erloschen war. Also gehen sie immer noch davon aus, daß sie ein totes Schiff bewachen, und ahnen nicht einmal, daß wir die Energiewerfer wieder aktiviert haben. «
    Lara schluckte.
    Natürlich, begriff sie. Helder Kerr hatte nicht bedacht, daß die »Terra« nach Meinung der marsianischen Wachen keinen Funken Energie mehr hatte.
    »Sie wissen aber, daß ihr im Raumhafen Energiezellen gestohlen habt«, sagte sie langsam.
    »Natürlich. Und sie warten immer noch darauf, daß wir kommen, um die Dinger einzubauen, während Helder in Wahrheit längst damit fertig ist. «
    Lara nickte. Wenigstens ein Punkt, der für das Unternehmen sprach. Aber das änderte nicht viel - änderte vor allem nichts an dieser Kälte, die sie spürte und die ihr weh tat, weil sie nicht begriff...
    »Trotzdem«, murmelte sie. »Glaubst du wirklich, daß ihr eine Chance habt?«
    Charru fuhr herum.
    Seine Augen funkelten wie Gletschereis. Er atmete heftig.
    »Was willst du hören?« stieß er hervor. »Daß ich es nicht weiß? Daß ich im Grunde genauso am Ende meiner Weisheit bin wie alle anderen? Möchtest du deine Laufbahn vielleicht als Leiterin eines Reservats für bekehrte Barbaren fortsetzen?«
    Lara zuckte wie unter einem Hieb zusammen.
    Langsam wich sie gegen den Felsen zurück. Charru wußte, daß er unfair und ungerecht war. Genauso unfair und ungerecht, wie er gegen Brass gewesen war. Und er wußte auch, daß er damit ganz sicher keine Probleme löste.
    Aber bevor er versuchen konnte, erklärende Worte zu finden, hatte sich Lara bereits abgewandt und war zwischen den Felsen verschwunden.
V.
    In der einsetzenden Dämmerung schimmerte der Kratersee schwarz wie ein unergründliches Auge.
    Lara kauerte auf einem umgestürzten Baumstamm und schlang die Arme um die Knie. Sie starrte ins Wasser, lauschte auf das Singen des Windes, der ab und zu über den Kraterrand einfiel und versuchte, die brütende Hitze zu ignorieren. Eine knappe Stunde noch, dann würde die Wüstennacht mit ihrer schneidenden Kälte kommen. Lara betrachtete ihre Hände, die von der Sonne dunkel gebräunt waren. Sie dachte an die weißen, schimmernden Häuser von Kadnos, an den festgelegten Rhythmus der Tage, die keine Höhepunkte, aber auch keine Angst und keine tödlichen Gefahren kannten.
    Hatte Helder recht gehabt?
    Warf sie ihr Leben weg für eine Zukunft, die aus Barbarei und Grausamkeit bestehen würde?
    Dieses kleine Mädchen, Mariel... Das Bild des blutigen zerschundenen Körpers hatte sich tief in Laras Gedächtnis gebrannt. Was war das für ein Leben, in dem Kindern so etwas zustoßen konnte? Weder in Kadnos noch sonst irgendwo auf den Vereinigten Planeten hätte es geschehen können, nicht einmal bei den alten Marsstämmen in ihren Reservaten. Dort hatten die Menschen ihren Frieden. Vielleicht nicht das, was die Terraner unter Freiheit verstanden - aber ,war die Freiheit mit so viel Blut nicht zu teuer erkauft?
    Lara schloß die Augen.
    In Kadnos, fiel ihr ein, wäre Mariel überhaupt nicht geboren worden. Oder gleich nach der Geburt unter die Euthanasie-Gesetze gefallen. Und Robin ebenfalls. Robin, der schon fast wieder das Lachen gelernt hatte und der jetzt am meisten unter Mariels Tod litt.
    Für die marsianische Rechtsauffassung war die brutale Vernichtungsaktion gegen die Hügelleute und ihre Kinder nichts weiter als die völlig legale Liquidation von Geisteskranken und Krüppeln gewesen. Und jeder, der ein anderes Recht, eine andere Gesellschaft wollte, galt als Rebell. So wie der Bruder ihres Vaters, Mark Nord, der seit dem Scheitern des Merkur-Projektes vor zwanzig Jahren in den Luna-Bergwerken schuftete.
    Nein, Helder hatte unrecht.
    Im Grunde kannte Lara die Antwort auf die Fragen, die sie bedrängten. Sie hatte sich entschieden. Sie hatte dieses Leben gewählt - nicht nur, weil sie Charru von Mornag liebte, sondern weil sie wußte, daß sie die kalte, unmenschliche Ordnung ihrer eigenen Welt nicht mehr ertragen konnte.
    Aber sie wußte auch, daß sie hier immer eine Fremde bleiben würde.
    Sie war dazu erzogen worden, Gefühle zu ignorieren und als gefährliche Schwächen zu betrachten. In ihrer eigenen Welt hätte das Schicksal eines Mädchens wie Mariel niemanden berührt, auch sie nicht. Aber jetzt gab es einen tiefen Riß in ihrer Haltung kühler Vernunft. Jetzt sah sie die Dinge anders, dachte anders, fühlte anders - und wurde nicht damit fertig.
    Sie mußte es

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