Söhne der Erde 10 - Aufbruch Ins Gestern
Erein zu den silbernen Jets hinüber, die in der Senke geblieben waren.
Der kleine mobile Kommandostand lag außerhalb seines Blickfelds. Entschlossen ließ er sich auf den Boden gleiten und begann, auf Knien und Ellenbogen vorwärts zu kriechen wie eine Schlange.
Neben ihm verschmolz die schlanke, geschmeidige Gestalt des jungen Jerle Gordal fast mit dem roten Gestein. Brass turnte geschickt wie eine Katze ein paar Schritte nach rechts und war im nächsten Moment hinter einer Geländefalte verschwunder Koran huschte auf einen der wenigen übriggebliebenen Felsblöcke zu, um seinen Freunden von dort aus mit dem Laserge wehr den Rücken zu decken. Vorsichtig richtete er sich auf und winkte zu Hasco hinüber, der sich als letzter aus der Deckung der Barriere löste.
Konan nahm die Strahlenwaffe von der Schulter und preßt die Lippen zusammen.
Unter dem wirren schwarzen Haar wirkte sein dunkle knochiges Gesicht unbewegt wie eine Maske. Er war ein ruhiger, wortkarger Mann, kühl überlegend selbst noch in de Hitze des Kampfes, besonnen und verläßlich. Selten geriet er in Wut, noch seltener verlor er die Beherrschung. Jetzt umspanr ten seine Hände das Lasergewehr so hart, daß die Knöchel weiß unter der Haut hervortraten. Er lehnte flach an dem Felsen, starrte zu den Polizeijets, beobachtete seine Gefährten. Die Dunkelheit schützte sie. Er, Konan, konnte sie schattenhaft wahrnehmen, weil er scharfe Augen hatte. Aber die Marsianer besaßen Geräte, mit denen sie auch in der Nacht so gut wie bei Tag sehen konnten. Wenn sie mit diesen Geräten die Senke absuchten, statt den Jets nachzustarren, die Gillon und die Seinen verfolgten...
Konans Gedanken stockten.
Irgendwo auf der anderen Seite der Senke schnarrte ein Lautsprecher-Stimme einen Befehl. Ein dünnes, vibrierende Summen hing plötzlich in der Luft, dann ein scharfes Knacken - und jäher Schrecken bohrte sich in Konans Hirn wie ein glühendes Messer.
Er konnte nicht erkennen, welcher Art die Lichtquelle waren, die schlagartig aufflammten.
Er sah nur, daß von einer Sekunde zur anderen gleißenden Helligkeit die Nacht zum Tag machte, und er wußte verzweifelt genau, daß das Unternehmen damit schon so gut wie gescheitert war.
VII.
Für den Bruchteil einer Sekunde schloß Charru die Augen.
Rote Feuerräder kreisten hinter seinen Lidern. Wie ein Eishauch traf ihn der Schrecken und ließ das Blut in seinen Adern gefrieren. Er hatte hinter einem Felsen gekauert, jetzt fuhr er herum. Seine Rechte packte Helder Kerrs Arm wie eine Stahlklammer.
»Was ist das? Kerr, bei den Göttern, was... «
»Ich weiß nicht... Der Marsianer stöhnte, und Charru ließ seinen Arm los. »Verdammt, ich weiß es nicht! Das heißt, natürlich weiß ich, was es ist, aber ich habe nicht damit gerechnet, ich... «
Charru schwang abrupt wieder herum.
Lichtquellen, die er nicht erkennen konnte, tauchten die Senke in gleißende Helligkeit. Und nicht nur die Senke! Auch ein breiter kreisförmiger Geländestreifen ringsum lag in hellem Licht. Eine Sicherheitsmaßnahme, genau wie die zerstrahlten Felsblöcke, wie das verbrannte Buschwerk. Eine Maßnahme, mit der die Terraner nicht hatten rechnen können, weil ihnen die technischen Möglichkeiten unbekannt waren, und mit der Melder Kerr nicht gerechnet hatte, weil er einfach keine Situationen gewohnt war, in denen Menschenleben von Kleinigkeiten abhingen.
Charru biß sich in die Unterlippe, bis er Blut schmeckte.
Taghell lag die Senke vor ihm. Deutlich sah er die Gestalten, die sich in den roten Staub drückten. Nur ein Blinder hätte sie jetzt noch übersehen können. Und dort, wo die Polizeijets Jagd auf Gillon und die anderen machten, mußte es genauso sein.
Aus, dachte Charru. Seine Freunde würden den Marsianern in die Hände fallen. Und sie würden sich wehren, alle. Ein Blutbad drohte.
Lara hatte recht gehabt. Da war nie eine Chance gewesen.
Verzweifelt suchte Charru nach einer rettenden Lösung, während vor seinen Augen das Verhängnis begann.
*
Die Leuchtwände tauchten die Gäste-Suite des Regierungspalastes von Kadrios in kalte Helligkeit.
Conal Nord saß am Sichtgerät und verfolgte die flimmernde Bilder auf dem Monitor. Er fand keine Ruhe. Etwas hindert ihn daran, die weiße Schlafmaske zu benutzen, die ihm Entspannung und erholsame Träume beschert hätte. Er wollt keine erholsamen Träume. Er wollte aus dem Wust unklarer Empfindungen herausfinden, die ihn beherrschten, seit er wegen des Projekts Mondstein als
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