Söhne der Erde 10 - Aufbruch Ins Gestern
nicht genau erkennen. Ihm erschien er überraschend jung, doch dann erinnerte er sich, daß er gehört hatte, dieser Charru von Mornag sei erst zwanzig Jahre alt.
Kane drückte die Sensortaste des Kommunikators.
»Nehmt sie gefangen«, befahl er knapp. »Der Fürst von Mornag ist dabei. Ich will sie lebendig haben.«
*
Schlagartig wurde es in der Senke um das Schiff lebendig.
Insgesamt fünf Polizeijets standen im Blickfeld der Terraner. Jetzt schwangen die Kuppeln hoch, und Männer in den schwarzen Uniformen und den roten Helmen des Vollzugs sprangen ins Freie.
Gillon kniff die Augen zusammen.
Zehn Mann mit Lasergewehren, zählte er. Aber sie hatten schließlich gewußt, daß es auf Biegen und Brechen gehen würde. Der rothaarige Tarether preßte die Lippen zusammen, holte tief Luft und nickte den anderen zu.
»Jetzt!« zischte er.
Dabei löste er sich von dem Felsen, sprang das letzte Stück, landete federnd im Staub. Er begann bereits zu rennen, während er hinter sich Kormak und Karstein, Jarlon und den riesenhaften Hunon hörte. Aus den Augenwinkeln sah er, daß die Vollzugsmänner ihre Lasergewehre noch geschultert hatten. Statt dessen nestelten sie an ihren Gürteln. Betäubungswaffen? Möglich, dachte Gillon. Aber noch war die Entfernung garantiert zu groß. Und kein Marsianer hatte auch nur die leiseste Chance, einen Tiefland-Krieger zu Fuß einzuholen.
Gillon flankte über einen der wenigen niedrigen Felsblöcke hinweg, die hier im freien Gelände noch übriggeblieben waren.
Jarlon landete dicht neben ihm, mit funkelnden Augen. Selbst Hunon hielt mühelos das Tempo mit: nicht in dem lockeren Wolfstrab der Steppenbewohner, sondern mit langen raumgreifenden Schritten, in denen seine ganze urtümliche Kraft lag. Korrnak kam als letzter, das Lasergewehr genau wie Karstein und Gillon noch auf dem Rücken, um keine Reaktionen der Panik hervorzurufen. Die Marsianer rannten ebenfalls, doch es dauerte keine zwei Minuten, bis sie begriffen, daß sie nicht schnell genug waren.
Oder bis ein Befehl sie zurückrief, was Gillon für wahrscheinlicher hielt.
Die Terraner rannten nach Nordwesten, über den schräger Hang, der schließlich in das Hügelgelände zu beiden Seiten jenes schmalen Seitentals.überging, wo sich ein unterirdische; Höhlensystem bis zu den Garrathon-Bergen hinzog. Gillor hörte die schnellen Atemzüge seiner Gefährten. Immer wieder klatschten die Sohlen ihrer geschnürten Sandalen auf Flächen die wie glasierter roter Ton glänzten. Sie kamen rasch vorwärts. Aber die Marsianer hatten ihnen nicht nur die Hindernisse aus dem Weg geräumt, sondern auch die Deckungen.
Die Vollzugspolizisten erreichten ihre Jets und schwanger sich in die Fahrzeuge.
Gillon warf den Kopf herum. Sein Blick zuckte hin und her. Es mußte klappen. Der Hang wirkte wie getupft mit tiefschwär zen Schatten. Und die Steppenbewohner des Tieflands hatter gelernt, auch das spärlichste Gestrüpp und die kleinste Bodenfalte zu nutzen, um sich unsichtbar zu machen.
»Wir trennen uns!« stieß der rothaarige Tarether hervor. »Es ist dunkel genug, sie werden lange brauchen, um uns zu finden.«
»Aye!« kam es zurück.
Jarlon schlug blitzschnell einen Haken, tauchte nach links weg und war im nächsten Moment hinter einer Bodenwelle verschwunden. Karstein und Kormak strebten in zwei verschiedene Richtungen. Gillon packte Hunon beim Arm, weil er spürte, daß dem Riesen, der fast sein ganzes Leben unter dem Einfluß von Drogen verbracht hatte, in dieser Situation einfach die Erfahrung fehlte.
Zwei Minuten später schien der Hang leer im diffusen Licht der Monde zu liegen.
In der Senke um die »Terra I« startete ein halbes Dutzend Polizeijets wie ein Schwarm unheilvoller silberner Vögel.
*
»Los!« sagte Erein leise.
Die fünf Männer hatten sich zur Südseite der Senke vorgearbeitet, dorthin, wo noch ein Teil von der Felsenbarriere übriggeblieben war, auf die sie mit dem Energiewerfer der »Terra« gezielt hatten. Jetzt lag flaches Gelände vor ihnen. Ein paar Bodenwellen, Geröll, glasig schimmernde Gesteinsreste dort, wo größere Felsen den Laserstahlen der Marsianer zum Opfer gefallen waren. Schwarz und massig hob sich das Schiff im Mondlicht ab. Ein häßlicher Koloß, staubig, rauh von den Miriaden feiner Sandkörner, die der Wüstenwind über die Außenhaut trieb. Aber für die Söhne der Erde war das Schiff ein Symbol der Hoffnung, und sie hatten es nie anders als schön empfunden.
Aufmerksam spähte
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