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Söhne der Erde 11 - Die Katakomben von Luna

Söhne der Erde 11 - Die Katakomben von Luna

Titel: Söhne der Erde 11 - Die Katakomben von Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Entführung und diversen anderen Gesetzesbrüchen beteiligte«, sagte der Präsident mit hochgezogenen Brauen.
    »Genau das ist der Punkt, der mir einfach nicht aus dem Kopf geht! Die Frage, was einen solchen Mann derart aus dem Gleichgewicht bringen konnte. Als ich Charru von Mornag damals zur Flucht verhalf, geschah das spontan, und meine jetzige Haltung hat verschiedene, zum Teil sehr persönliche Gründe, die mit Helder Kerrs Fall absolut nicht vergleichbar sind. Was hat ihn dazu gebracht, so völlig umzuschwenken und so weit zu gehen, wie er gegangen ist? Eine rein gefühlsmäßige Entscheidung? Das glaube ich nicht, Simon. Ich bin sicher, daß Kerr in der Sonnenstadt etwas Entscheidendes erlebt hat. Und zwar etwas Konkretes und sehr Reales. «
    »Fremde Wesen? Zeitreisende, die ihren auserwählten Adepten Einblicke in die Zukunft gestatteten?«
    Die leise Ironie des Tonfalls verriet deutlicher als die Worte, daß der Präsident der Vereinigten Planeten nicht bereit war, diesen Punkt in seine Überlegungen einzubeziehen.
    Auch Conal Nord glaubte im Grunde nicht wirklich an eine solche Möglichkeit. Aber er war nachdenklich geworden, sehr nachdenklich. Seit er angefangen hatte, an der Unfehlbarkeit der wissenschaftlichen Moral zu zweifeln, die das politische System der Föderation beherrschte, sah er viele Dinge mit anderen Augen. Und er wußte, daß ihn dieser fundamentale Zweifel nie mehr loslassen würde.
    Sein Gesicht verschloß sich, als er Jessardins forschenden Blick spürte.
    Noch vor Wochen hätte er ohne Vorbehalt mit ihm über diese Dinge sprechen können. Jetzt nicht mehr. In ihrer Freundschaft, die nicht einmal von Mark Nords Verurteilung vor zwanzig Jahren belastet worden war, gab es einen tiefen Riß, eine Kluft, die sich vermutlich nie mehr ganz überbrücken ließ.
    Und zum ersten Mal stellte sich Conal Nord mit einem jähen Gefühl der Beklemmung die Frage, ob sie sich eines Tages als Feinde gegenüberstehen würden.
    *
    Der Mars wurde zu einem winzigen rötlichen Punkt im All.
    Die alte »Terra« raste durch Dunkelheit und Leere, legte in jeder Sekunde dreihundert Einheits-Raummeilen zurück, fast vierhundert Kilometer nach den alten irdischen Berechnungen. Die Menschen an Bord spürten die nach ihren Begriffen unvorstellbare Geschwindigkeit nicht, da der Schwerkraft-Generator dafür sorgte, daß Oben und Unten sich nicht anders verhielten als in Ruhestellung auf der Abschußrampe. Helder Kerr hatte Kurs und Geschwindigkeit der Ionen-Rakete programmiert - bis zu einem Zielpunkt außerhalb der Kreisbahn des terranischen Mondes, denn Kerr hatte ihnen geraten, vorsichtig zu sein, nicht direkt zu landen, sondern zuerst Luna anzufliegen oder im Orbit von Terra zu warten und zu beobachten.
    Und was hatte er über Luna gewußt, den Erdenmond?
    Charru war sich klar darüber, daß sie all das nicht gründlich genug besprochen hatten, daß viele Dinge unerwähnt geblieben waren, weil es Dringlicheres gab. Vielleicht wäre Kerr trotz allem mitgeflogen. Sein sinnloser Tod im Feuer des Lasergewehrs hatte eine Tür zugeschlagen. Nicht nur für die Terraner, mehr noch für die Menschen der Vereinigten Planeten, die nicht ahnten und nicht begreifen wollten, wohin ihr Weg führte.
    Drei Erdentage würde die Reise dauern.
    Und dann? Innerhalb des Schiffs herrschte allmählich fast so etwas wie Routine, obwohl jeder wußte, daß die Gefahr noch nicht gebannt war. Jetzt und hier konnte nichts geschehen. Die Gefahr lag noch fern, es gab keine unmittelbare Bedrohung, und für die Menschen aus der Welt unter dem Mondstein waren solche Stunden zu selten und zu kostbar, um sie nicht zu genießen.
    Charru suchte Lara, aber er rief sie nicht über das Kommunikations-System, weil auch er das Gefühl genoß, Zeit zu haben, weil er gern durch das Schiff schlenderte, den Kindern bei ihren Spielen zusah oder im Vorbeigehen über Probleme sprach, deren Alltäglichkeit etwas Beruhigendes hatte. Die Frauen zum Beispiel begannen, eine Schule einzurichten. Frauen aus Tiefland und Tempeltal gemeinsam - und das bedeutete viel. Es ,war Katalin, die davon erzählte, einen Arm um die Schultern des blinden Robin gelegt, um den sie sich seit dem Tod der kleinen Mariel besonders kümmerte.
    »Sie glauben nicht mehr an die Götter, Charru. Fast niemand aus dem Tempeltal, nur noch die Priester. Und selbst die haben begriffen, daß die schwarzen Götter nur verkleidete Marsianer waren. Jetzt suchen sie nach anderen, neuen Göttern. Bar

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