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Söhne der Erde 11 - Die Katakomben von Luna

Söhne der Erde 11 - Die Katakomben von Luna

Titel: Söhne der Erde 11 - Die Katakomben von Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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seine Lippen auf ihren Mund.
    Sie zitterte immer noch. »Komm«, flüsterte sie. »Wer weiß, wieviel Zeit uns noch bleibt. Wer weiß, ob nicht morgen... «
    Jäh wurde sie unterbrochen.
    Ein heftiger Ruck erschütterte das Schiff. Glas klirrte, der Boden neigte sich, irgendwo schnitt ein nervenzerfetzendes metallisches Kreischen durch die Stille. Titanenkräfte schienen die beiden Menschen zu packen, schleuderten sie gegen die Wand und ließen sie wie Stoffpuppen zu Boden stürzen.
    Lara rührte sich nicht, lag in tiefer Bewußtlosigkeit.
    Charrus Kopf war gegen eine Kante geprallt. Rote Schleier tanzten vor seinen Augen, und er brauchte seine ganze Kraft, um sich gegen die Wogen der Ohnmacht zu wehren.
    Immer noch rüttelte und ächzte das alte Schiff, als wolle es jeden Moment auseinanderbrechen.
    *
    Minuten vorher hatte Dayel die Tür des Raums erreicht, der früher einmal als Versorgungs-Zentrale der »Terra« gedient hatte.
    Der Junge blieb stehen, starrte auf das gespenstische Bild: Bar Nergal hoch aufgerichtet, mit weit ausgebreiteten Armen, die Augen in dem fahlen Totenschädel-Gesicht fanatisch glühend. Die Priester und einige wenige Tempeltal-Leute lagen auf den Knien und intonierten Gebete - immer noch die gleichen Litaneien, die sich an die schwarzen Götter richteten. Die Stimmen hatten schon jenen heulenden, unmenschlichen Ton, der verriet, daß die Menschen bald in Trance und Wahnsinn verfallen würden. Dayel krümmte die Lippen. Wie oft hatte er selbst so auf den Knien gelegen, zitternd und von Angst geschüttelt! Wie oft hatte er gehorsam seine Fehler und vermeintlichen Sünden bekannt, wie oft die Peitsche gespürt! Jetzt war das alles vorbei. Nicht einmal Bar Nergal wagte es mehr, jemanden auspeitschen zu lassen, weil er wußte, daß der Fürst von Mornag es nicht dulden würde.
    Ein paar Köpfe wandten sich.
    Zai-Carocs Augen flammten auf, als er den jungen Akolythen erkannte. Shamala hielt mit seinem heulenden Gesang inne und sprang auf. Auch Bar Nergal bemerkte die schmale Gestalt an der Tür. Seine ausgebreiteten Arme sanken herab, und er zog die dünnen Lippen von den Zähnen.
    »Dayel!« krächzte er.
    Haß lag in seiner Stimme. Ein verzehrender, unauslöschlicher Haß, der in der Tatsache wurzelte, daß es ausgerechnet der jüngste Akolyth, der Schwächste seiner Anhänger, gewagt hatte, gegen ihn zu rebellieren.
    Zuerst war es Ayno gewesen, der nicht vergessen konnte, wer ihn vor einem schrecklichen Tod in der Klinik von Kadnos rettete, und der sich später in den Feuerstrahl des Lasergewehrs geworfen hatte, das auf Charru zielte.
    Dann Mircea Shar, der Tempelhüter, der dem Fürsten von Mornag den Treueid geschworen hatte und nun auch nicht mehr lebte,
    Und jetzt Dayel. Sechzehn Jahre alt, fast noch ein Kind. Die Priester hatten ihn zum Mörder gemacht, und die Tiefland-Krieger hatten ihm verziehen. Auch er war abgefallen. Er fürchtete sich nicht mehr - und Bar Nergal haßte jeden, der ihn nicht fürchtete.
    »Dayel«, wiederholte er krächzend. »Bist du gekommen, um mit uns zu beten?«
    Der Junge schüttelte den Kopf. Er wußte selbst nicht, was ihn befähigte, ohne Furcht zu sprechen. »Nein«, sagte er. »Ich bin gekommen, um euch zu fragen, zu wem ihr betet.«
    »Lästerung!« knirschte Bar Nergal. »Das ist Lästerung, Frevel!«
    »Frevel gegen wen? Ich werde mit euch beten, wenn ihr mir sagt, zu welchen Göttern. Ihr wißt doch, daß die schwarzen Götter nur verkleidete Marsianer waren. Ihr wißt, daß man sie in unsere Welt geschickt hat, um uns zu zwingen, Kriege zu führen. Charru hat eins von diesen schwarzen Ungeheuern im Tor der Götter getötet. Es war ein Mensch, nur ein Mensch! Ihr wißt es!«
    »Frevel! Häresie!«
    Bar Nergals Stimme überschlug sich fast, klang schrill und kreischend.
    Die Priester waren aufgesprungen. Zwei, drei von ihnen kamen auf Dayel zu. Sekundenlang spürte er wieder die alte Angst, überwältigte sie ihn fast. Dann besann er sich auf das Schwert in seinem Gürtel, und für einen Augenblick schien ihn die Gewißheit, kein wehrloses Opfer mehr zu sein, wie ein Schwindel zu erfassen.
    Mit einem Ruck zog er die Waffe aus der Scheide.
    Shamala, Zai-Caroc und Beliar prallten zurück. Bar Nergals Augen weiteten sich ungläubig. Sprungbereit und leicht geduckt stand Dayel da, die blanke Waffe in der Faust - und im nächsten Moment überstürzten sich die Ereignisse.
    Der Ruck, der das Schiff erschütterte, kam völlig überraschend.
    Dayel wurde zur

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